Dortmunderin lässt altes Familienbuch entziffern Einträge bergen große Überraschungen

Marion Rabe lässt ein altes Familien-Buch entziffern und wird überrascht
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Das Jahr 1888 war ein besonderes in der Geschichte Deutschlands. Das sogenannte Dreikaiser-Jahr sah den Tod von Kaiser Wilhelm I., von Kaiser Friedrich III. und die Krönung von Kaiser Wilhelm II.

Außerdem sah das Jahr 1888 eine Hochzeit in der Familie Uhlenbroch. Ein Ereignis, das die Familie aus Marten, Oespel, Kirchlinde und Eichlinghofen in Marten zusammenbrachte.

Nur ein Foto ist geblieben

Diese große Familie hat nur wenige Spuren hinterlassen. Nur ein Foto von der Jahrhundertwende und ein Familienbuch (Hausstands-Buch) sind geblieben. Und die Einträge in das Familienbuch sind praktisch nicht lesbar, weil in Kurrent-Schrift geschrieben.

„Wir wussten gar nichts von unserer Familie“, sagt Marion Rabe.

Doch dann besuchte sie die Sprechstunde für alte deutsche Schriften im Westfälischen Schulmuseum in Marten. Dort konnten Charlotte Herzog und Museumsleiter Michael Dückershoff die Schrift lesen. Für Marion Rabe eröffnete sich so eine verschüttet geglaubte Welt.

Unbekannte Verwandte entdeckt

Plötzlich regnete es Informationen. Namen, Berufe, Wohnorte, alles war plötzlich da. Vom Ur-Ur-Ur-Großvater Heinrich und dessen Kindern, die, gemäß dem Zeitgeschmack, Friedrich, Wilhelm und Auguste hießen.

Und dann tauchte da plötzlich ein Otto auf, ein Ur-Ur-Ur-Onkel, der der Familie bislang völlig unbekannt gewesen war. Auch ein weiterer Onkel, Metzger in Oespel, wurde entdeckt. Damit wurde das kleine Dokument zum Familienschatz und die Fachleute im Schulmuseum umsorgten das angegriffene Papier gleich mit einem säurefreien Schutzumschlag und gaben Rabe Tipps zur Lagerung.

Denn das Dokument soll für die Familie erhalten bleiben. Marion Rabe weiß nur, dass ihr Vater das Heftchen im Nachlass eines Onkels entdeckte. Sie erhielt das Dokument, als ihr Vater vor 15 Jahren starb und ihr Sohn hat sich bereit erklärt, das Familienbuch eines Tages zu übernehmen.

Charlotte Herzog (l.) und Rabea Kern, ihre Nachfolgerin als studentische Hilfskraft, kennen sich mit alter Schreibschrift aus. Sie halten einen Zettel mit alten Schriftzeichen in die Kamera.
Charlotte Herzog (l.) und Rabea Kern, ihre Nachfolgerin als studentische Hilfskraft, kennen sich mit alter Schreibschrift aus. © Holger Bergmann

Die Sprechstunde für alte deutsche Schriften gibt es immer am ersten Dienstag eines Monats. Außer in Juli, wenn Sommerferien sind. Wer sich unter Tel. 0231/613095 anmeldet, kann unlesbar gewordene Schriftstück entschlüsseln lassen.

Michael Dückershoff ist verblüfft, was dadurch manchmal aufgedeckt wird: „Ein Mann kam mit einem Dokument zu uns, das sich als Kauf-Urkunde für eine Scheune im Heimat-Dorf eines Vorfahren entpuppte“, erzählt er.

Schätze im Regal

Darauf aufbauend, konnte ein großer Teil der Geschichte des gesamten Dorfes rekonstruiert werden. „Solche Schätze gibt es in den Regalen vieler Familie“, sagt Michael Dückershoff.

Die Sprechstunde für alte deutsche Schriften im Westfälischen Schulmuseum in Marten gibt es seit 2019. Alles fing an mit der Ausstellung: „Oma, kannst Du das lesen?“ Auch damals ging es um alte Schreibschrift.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13. Juni 2023.

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