Eigentlich, meint er, hätte er schon nach dem ersten Corona-Lockdown die Reißleine ziehen müssen. Doch das „Prinzip Hoffnung“ habe ihn weitermachen lassen, sagt der Dortmunder Friseurmeister David Ehwein. Diesen Fehler korrigiert der 40-Jährige nun und schließt zum 30. Juni seinen Salon „Rosa & Schwarz“ in Oespel.
„Die Kosten fressen mich auf, jeden Monat buttere ich hier Geld rein“, begründet Ehwein seinen Entschluss. Der Hauptgrund für die Misere: Er finde kein Personal und könne in seinem großen Salon mit fünf Arbeitsplätzen nicht den entsprechenden Umsatz machen. „Wir sind hier nur zu zweit, das reicht einfach nicht.“ Das heißt im Umkehrschluss: Es mangele ihm nicht an Kundschaft, sondern an Mitarbeitern.
Mit Beginn der Corona-Krise hätten viele Friseure die Branche gewechselt. „Andere arbeiten mobil und wollen nicht mehr festangestellt arbeiten“, erzählt David Ehwein. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe die Situation nicht besser gemacht: „Die wirtschaftliche Lage für uns wird immer unsicherer.“
Für ihn und seine Frau sei es aber gerade jetzt sehr wichtig, finanziell auf sicheren Füßen zu stehen. „Wir bekommen im Dezember unseren ersten Nachwuchs, da haben wir nicht nur für uns persönlich eine Verantwortung, sondern für einen neuen Menschen auf diesem Planeten“, erklärt der zukünftige Vater. Deshalb sei es an der Zeit, „nicht weiterhin viel gutes Geld Schlechtem hinterherzuwerfen“.
Enttäuschte Kunden
Seine Kundinnen und Kunden hätten bislang alle sehr enttäuscht auf seine für ihn alternativlose Entscheidung reagiert. „Viele sind ratlos und fragen mich, zu welchem Friseur sie wechseln sollen.“ Er gebe allerdings keine Tipps. „Ich sage allen vielmehr, sie sollen mir Bescheid geben, wenn sie einen guten Salon gefunden haben. Ich brauche zukünftig ja auch einen Friseur.“
Bis zum 30. Juni hätten alle Stammkunden noch die Möglichkeit, sich von ihm und seiner Mitarbeiterin behandeln zu lassen. „Neukunden nehmen wir aber nicht mehr an“, sagt David Ehwein. Sein größter Wunsch sei es, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den Salon (ehemals Thadeusz) an der Straße „Auf der Linnert“ zu finden. Er oder sie würde sich mit seinem Vermieter sicherlich einigen können. Den Kontakt könne er herstellen.

Friseur wird digitaler Manager
Und wie geht es für den 40-Jährigen weiter? „Ich wechsele die Branche und werde digitaler Manager“, berichtet David Ehwein. Sein zukünftiger Arbeitgeber ist im Dortmunder Westen und darüber hinaus sehr bekannt: Es ist Antonio Link, der Betreiber des Bierrestaurants „Hopfen und Salz“ in Lütgendortmund und weiterer Lokale etwa in Düsseldorf und Hagen.
Ab dem 1. Juli ist David Ehwein für den Internet-Auftritt, die digitale Kommunikation und den Newsletter der KJL - Hopfen & Salz GmbH zuständig. „Ich habe meinen Friseursalon komplett digitalisiert, ich bin Autodidakt und konnte damit überzeugen“, sagt er. Ob das Buchungssystem, den E-Mail-Versand mit individuellen Angeboten für die Kunden oder die Warenwirtschaft, alles habe er für „Rosa & Schwarz“ mit entsprechender Software auf digitale Beine gestellt.
Oft Gast im „Hopfen und Salz“
Kennen und schätzen gelernt habe er Antonio Link, weil er von Beginn an regelmäßig Gast im „Hopfen und Salz“ sei. Er freue sich über die Chance, in einer neuen Branche durchstarten zu dürfen und weiterhin kreativ arbeiten zu können, so Ehwein.
Seine Mitarbeiterin hingegen sei noch unentschlossen, wie es für sie beruflich weitergehen wird. Sollte sich doch noch ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für „Rosa & Schwarz“ finden, könne sie sich auch vorstellen zu bleiben. Zumindest ihre Stammkunden müssten dann keinen neuen Friseursalon suchen.
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