„Unerträgliches Ausmaß“ Jetzt steht der Drogenkonsumraum auf dem Prüfstand

„Unerträgliches Ausmaß“: Drogenkonsumraum steht auf dem Prüfstand
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Ausgemergelte Gestalten auf dem Westenhellweg, Drogen-Dealer am Stadtgarten, aggressives Betteln am Hansaplatz: Die Thier-Galerie hat im Kampf gegen Drogenkriminalität in Dortmund zur Selbsthilfe gegriffen und Absperrgitter an einen bis dato beliebten Dealer-Treffpunkt gestellt. Punktuell wurde das Problem gelöst - und durch die Schilderungen von Thier Galerie-Geschäftsführer Torben Seifert und Forderungen des Cityring-Vorsitzenden Tobias Heitmann steht nun eine wichtige Frage auf der kommunalpolitischen Tagesordnung: Ist der Drogenkonsumraum direkt hinter der Thier Galerie an der falschen Stelle?

Diese Position vertritt Tobias Heitmann - und erntet aus der Stadtpolitik dafür jetzt Widerspruch von Grünen, SPD und Linken. CDU und FDP hingegen zeigen angesichts der Entwicklung der Drogen-Szene in der City Verständnis für die Probleme der Händler und wollen eine Standort-Debatte um den Drogenkonsumraum nicht ausschließen.

So sind sich Jendrik Suck, Fraktionsvorsitzender der CDU, und Michael Kauch, Fraktionsvorsitzender der FDP/Bürgerliste einig, dass „alles auf den Prüfstand kommt, auch der Standort“, sagt Jendrik Suck unserer Redaktion. „Angesichts der jüngsten Entwicklungen – offener Drogenhandel und zunehmender Crack-Konsum - werden wir uns mit dem Gesamt-Thema „Was tun gegen Drogenhandel und mit den Abhängigen in der City?“ beschäftigen müssen. Wir werden das in der Fraktion besprechen“, kündigte er an.

Fast wortgleich sagte Michael Kauch: „Wir werden in der Fraktion beraten und prüfen, ob wir hier mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen weiter kommen oder der Drogenkonsumraum falsch platziert ist.“ Die Situation in der Fußgängerzone habe „unerträgliche Ausmaße“ angenommen. Das, was sich dort und am Hauptbahnhof abspiele, gehe nicht - „weder für die in Dortmund ankommenden Gäste und auch nicht für den Handel“.

Um die Situation im Umfeld des Konsumraums in den Griff zu bekommen, hat die Aids Hilfe - übrigens auf Antrag der CDU und der Grünen - die Öffnungszeiten ausgeweitet und auch Nicht-Dortmundern vorläufig den Zugang erlaubt. Das Kalkül: „Je mehr Konsumvorgänge im Drogenkonsumraum und nicht draußen vor Geschäften oder in Hauseingängen stattfinden, umso sicher und sauberer ist es für alle“, sagt Ulrich Langhorst, grüner Ratsherr und Vorsitzender des Sozialausschusses.

Die Grünen stehen hinter dem Konsumraum: „Es ist gut, dass es den Drogenkonsumraum gibt und dass er auch von niemandem grundsätzlich infrage gestellt wird. Er ist ein unverzichtbares, überlebenswichtiges Instrument im guten Dortmunder Drogenhilfesystem“, sagt Langhorst. „Ein sicherer Drogenkonsumraum mit langen Öffnungszeiten in unmittelbarer Nähe trägt deshalb zur Entspannung und nicht zur Verschärfung der Situation bei.“

Das sieht Daniela Worth, sozialpolitische Sprecherin der SPD, ähnlich: „Das Problem würde durch eine Verlegung nicht beseitigt, man sollte diesen Standort nicht in Frage stellen. Es ist ja nicht realistisch, dass Süchtige sich die Drogen am Hauptbahnhof beschaffen, sich dann in die Bahn beispielsweise nach Kirchhörde setzen, um nach dem Konsum wieder in die City zu fahren, wo sie sich Geld durch Betteln beschaffen.“ Ein Problem sei das geänderte Konsumverhalten der Süchtigen: Crack verdrängt Heroin - Crack-Abhängige fallen öfter durch aggressives Betteln auf.

Auch um die Geschäftsleute zu entlasten, sei es eigentlich geboten, das Angebot noch auszuweiten, argumentieren Worth und Christiane Tenbensel, die für die Linke im Sozialausschuss sitzt. „Sinnvoll ist die Aufstockung der Street Worker-Stellen. Ohne Unterstützung wird es nicht besser, sondern schlimmer. Wir brauchen neue Konzepte, keine Absperrgitter oder Kinderlandverschickung.“

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