
Katharina Ruhr vom Büro Stadt + Handel und Markus Haas, Center-Manager in der Thier-Galerie, haben sich in mehreren Workshops zusammen mit etlichen City-Händlern mit dem Westen- und Ostenhellweg befasst. © Peter Wulle
Wie muss sich der Westenhellweg verändern? Planer zeigen konkrete Ideen auf
Innenstadt-Quartiere
Die City steht vor einem Wandel. Mehr als für alle anderen der neun City-Quartiere gilt das für den Osten- und Westenhellweg. Es gibt große und kleine Zukunftsideen für die „Lebensader der City“.
Für Katharina Ruhr, Stadtplanerin im Büro Stadt + Handel, gibt es gar kein Drumherumreden. „Die ganze City funktioniert nur“, sagt sie, „wenn der Hellweg funktioniert.“ Gemeinsam seien der Westen- und der Ostenhellweg die „Lebensader der City“.
In dem von der Stadt für die Vorbereitung eines Citymanagements beauftragten Büros Stadt + Handel hat Katharina Ruhr an Zukunftsideen für die traditionsreiche Einkaufsmeile im Herzen der Stadt mitgearbeitet. Zwei Erkenntnisse sind ihr wichtig:
- Erstens, der Hellweg ist lang - zu lang, um weiterhin als reine Einkaufsstraße zu funktionieren. „In den Randbereichen wird es darum gehen, Übergänge zu finden zum Unionviertel und zum Kaiserviertel“, sagt Katharina Ruhr.
- Zweitens braucht es für den Einzelhandel, der auch weiter im Fokus stehen wird, neue Konzepte, die dem Zeitgeist entsprechen. „Ich denke an digitale Showrooms oder zeitlich befristete Popup-Stores, in denen sich Gründer mit ihren Ideen ausprobieren können“, so die Stadtplanerin.
Kernbereich zwischen Thier-Galerie und Reinoldikirche
Sie sieht den Bereich zwischen der Thier-Galerie und der Reinoldikirche als zukünftigen Kernbereich des Handels. Die Augen sind hier vor allem auf das ehemalige Galeria-Kaufhof-Gebäude gerichtet.
Das bisher reine Warenhaus dürfte bald vielfältige Nutzungen bieten - denkbar sind vor allem Büros oder auch Unterhaltungs- bzw. Sportangebote in den oberen Etagen. Eine Machbarkeitsstudie läuft.
„Und die Bereiche rund um die Petri- und die Reinoldikirche“, sagt Katharina Ruhr, „sind Scharnierstandorte mit einer Verteilfunktion. Dort gilt es, die Wegeführungen auszubauen und die Qualitäten der angrenzenden Quartiere sichtbar zu machen.“

Das Einkaufen steht auf dem Westenhellweg seit Jahrzehnten im Fokus. Erst durch die Corona-Pandemie und nun durch eine Konsumflaute infolge von Inflation und Ukraine-Krieg steht der Einzelhandel vor großen Herausforderungen. Die City der Zukunft braucht neben dem Handel andere Attraktionen. © Schaper
Für Markus Haas, den Center-Manager in der Thier-Galerie, muss die City möglichst bald für viel mehr stehen als für ein „reines Shopping-Vergnügen“. „Das Centro in Oberhausen“, sagt er, „weiß wie es geht. Dort gibt es neben den Geschäften unter anderem mit Lego, einem Kino-Center und dem Sealife ein dominantes Entertainment-Angebot. Und das wird noch ausgebaut. Man arbeitet auf 3000 Quadratmetern Fläche zusammen mit den Ehrlich Brothers an einer Erlebnisausstellung, in der man die Illusionen des Künstler-Duos hautnah anschauen kann.“
„DFB-Fußballmuseum ist ein toller Anfang gewesen“
In Dortmund gibt es nach seiner Meinung viel zu wenig solcher Unterhaltungsangebote. Die brauche es aber, denn nur um einzukaufen, müsse schließlich niemand mehr in die City kommen.

Am Ostenhellweg gibt es bereits etliche Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen. Eine Idee ist es, diesen Bereich zu einem Gesundheitszentrum auszubilden und langfristig unter anderem durch einladende Gastronomie einen insgesamt attraktiven Brückenschlag zum Kaiserviertel zu schaffen. © Stephan Schütze
„Das DFB-Fußballmuseum ist ja in dieser Hinsicht ein toller Anfang gewesen. Aber, es braucht mehr davon“, sagt Markus Haas. Zudem wünscht er sich, dass die Kampstraße endlich zu einer schönen Ruhezone wird, in der man sich erholen kann.
Auch beim gastronomischen Angebot sieht er Verbesserungsbedarf: „Essen in der City funktioniert, toll Essen in der City wird schon schwierig.“
Während die Stadtplanerin Katharina Ruhr den Wandel der City langfristig sieht und davon spricht, dass das Leitbild, an dem noch bis zum Ende des Jahres gearbeitet werde, eine Richtschnur für die nächsten 10, 20 und 30 Jahre sein solle, drückt Markus Haas aufs Tempo: „Wir Einzelhändler haben Not. Die Leute weichen nach Münster, in den Ruhrpark oder ins Centro Oberhausen aus. Uns läuft die Zeit weg, der Citybesuch in Dortmund muss schnell attraktiv werden.“
Katharina Ruhr kann da wenig Hoffnung machen. „Ein tiefgreifender Wandel wird nicht in zwei Jahren erreicht. Sicherheit und Sauberkeit sind aber Basics, die sofort funktionieren müssen. Auch ein Gründerwettbewerb oder auch eine Verbesserung des Pflasters sind Maßnahmen, die schnell umgesetzt werden können“, sagt sie.
Grundlagen für ein Citymanagement
- Das Büro Stadt + Handel wurde von der Stadt Dortmund beauftragt, für eine Stärkung der City die konzeptionellen Grundlagen für ein Citymanagement zu erarbeiten. Das Projekt wird mit 100.000 Euro vom Land NRW gefördert und das Büro begann im Juni 2021 seine Arbeit.
- Die Experten definierten neun Quartiere innerhalb des Walls, die unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen. In vielen Werkstattgesprächen mit den Akteuren in den Quartieren wurden jeweils Zukunftsideen entwickelt. Diese wurden jetzt in einem Zwischenbericht dargelegt.
- Der Rat der Stadt erhält am Ende dieses Jahres einen Abschlussbericht als Diskussionsgrundlage. Letztlich soll dann ein „Regiebuch“ beschlossen werden, das von einem Citymanagement für die Dortmunder City umgesetzt wird.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
