Siegfried Zink (83) will Traditions-Gaststätte wieder eröffnen, aber findet kein Personal

© vom Büchel

Siegfried Zink (83) will Traditions-Gaststätte wieder eröffnen, aber findet kein Personal

rnGastronomie in Mengede

Die Annonce könnte lauten: Gaststätte sucht Wirt, oder eine Bedienung. Aber Werner Zink findet kein Personal. Dabei rollt der Besitzer der Wirtschaft Interessenten den roten Teppich aus.

Mengede

, 06.05.2019, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Morgens, 9.30 Uhr an der Mengeder Straße. Der Ort wirkt noch ein wenig verschlafen. Auch an Siegfried Zinks Gaststätte an der Mengeder Straße sind die Rollläden geschlossen. Gern würde der 83-Jährige Besitzer des ehemaligen Vereinshauses das ändern. Aber er findet weder einen Pächter für seine Wirtschaft, noch geeignetes Personal um sie selbst zu führen.

„Es ist zum Verzweifeln“, sagt der Mengeder und schließt den Personaleingang seiner Gaststätte auf. Die steht jetzt schon seit August 2018 leer. „Das müsste nicht so sein“, sagt Zink, „denn sein Vereinshaus, später umbenannt in Zinks gute Stube, war eine Goldgrube. Besonders Anfang der 1980er Jahre, als Zink Haus und Gaststätte der katholischen Gemeinde in Mengede abkaufte.

Nur noch drei reine Gasthäuser in Mengede

Damals machte die Gaststätte ihrem Namen noch Ehre. Viele Vereine hatten dort ihre Heimat und hinter dem Tresen stand Lilly Jentzsch, die Seele des Betriebs. Das ist zugegebenermaßen lang her und inzwischen ist die Zahl der Kneipen auch in Mengede rapide gesunken. Und genau deshalb sieht Werner Zink eine realistische Chance für seine Wirtschaft.

„Wir haben hier in Mengede außer dem Rabeneck und der Gildenstube keine reinen Wirtschaften mehr“, argumentiert Zink. „Es fehlt an Sälen für Veranstaltungen, Räumen für Vereine und an gemütlichen Treffpunkten für das Feierabendbier.“ Und Zink hat weitere Argumente für einen guten Start.

„Pächter könnte den Mantel aufhängen und loslegen“

Denn der Mengeder hat in seine Gaststätte investiert. Erst 2018 wurden die Sanitärbereiche für 60 000 Euro aufwendig saniert. Und auch die Gaststätte selbst ist in bestem Zustand. Alles ist so hergerichtet, dass ein neuer Pächter sofort loslegen könnte. Die Tische sind gedeckt und die Gläser glänzen im Regal. „Der bräuchte nur noch den Mantel aufhängen und loslegen“, sagt Doris Zink (82). Doch Interessenten, die auf Inserate der Zinks antworten, winkenschnell ab.

Warum das so ist, weiß Jörg Selig von der Radeberger Gruppe ganz genau: „Interessierte Pächter sind heutzutage sehr wählerisch. Sie suchen sich die Sahnestandorte aus, lassen B-Lagen links liegen. Auch ist die Zahl der Interessenten gesunken. „Die Leute fürchten heute viel mehr den Sprung in die Selbstständigkeit als früher. Oder scheuen die Kosten für die Konzession“, berichtet Selig. Auch dass Besitzer von Gaststätten den roten Teppich ausrollen und voll inventarisierte Betriebe anbieten, reicht vielen Interessenten nicht aus, ist Seligs Erfahrung. Sie wollen mindestens für die ersten Monate kaum Miete zahlen.

Sporadisch wird Gaststätte für Familienfeste vermietet

Eine Erfahrung die Siegfried Zink ebenfalls gemacht hat. „Ich würde einem Pächter finanziell auch stark entgegenkommen“, sagt er. Genutzt hat es bislang nichts. Auch Personal konnte er nicht gewinnen. Die Lohnvorstellungen konnte ich nicht bedienen“, sagt Zink. „Hier hat der Mindestlohn einiges verändert“, weiß Jörg Selig. Auf den haben alle Mitarbeiter, auch Hilfskräfte Anspruch. Und damit steigen natürlich auch die Lohnwünsche von Kellnerinnen und Kellnern. Für einen kleinen Lohn unter der Grenze will heute niemand mehr arbeiten.“

Siegfried Zink muss also weiterhin abwarten und hoffen, dass der richtige Pächter noch gefunden werden kann. Bis dahin macht der Mengeder aus der Not eine Tugend. Er vermietet seine Gaststätte sporadisch für Hochzeiten und andere Familienfeste. „Zwar fließt das Bier bei solchen Anlässen nicht aus dem Zapfhahn sondern aus der Flasche, aber ansonsten steht alles bereit. Von der Küche bis zum Tanzsaal“, freut sich Zink, wenn wenigstens von Zeit zur Zeit Leben in seiner Gaststätte ist.