Die Idee kam im Urlaub. Bei einer Radtour durch Belgien fielen Dirk Daniels und seiner Frau die vielen Lastenräder auf den Straßen auf. „Der Anteil der Lastenräder ist da extrem hoch“, erzählt der Unternehmer. „Auch viele Lieferdienste und Handwerker sind damit unterwegs.“
Wäre das im Zeichen der Verkehrswende nicht auch was für Dortmund? überlegte Daniels. Immerhin gibt es auch hier Lastenbike-Initiativen von IHK und Handwerkskammer. „Ich habe viel darüber nachgelesen und als ich aus dem Urlaub kam, hatte ich gleich das erste Gespräch dazu“, berichtet der Unternehmer. Und so wurde aus der Idee schnell ein neues Geschäftsfeld für den schon seit 76 Jahren bestehenden Baumaschinen-Handel.
„Ich habe fast überall offene Türen eingerannt“, freut sich Daniels. Und auch bei der Suche nach Lieferanten für Lastenräder wurde er schnell fündig. „Man wird sehr schnell in die Szene aufgenommen“, berichtet der Unternehmer. Und so konnte Daniels am Firmensitz an der Hannöverschen Straße Anfang Januar 2022 ein Cargobike-Center eröffnen.
Das bietet inzwischen ein breites Sortiment an: vom „normalen“ E-Bike über zwei, drei- und vierrädrige Lastenräder mit entsprechenden Aufbauten. Und die sind individuell anpassbar. „Wir arbeiten mit zwei großen Herstellern zusammen, die die Lastenräder liefern“, erklärt Dirk Daniels. „Wir legen an viele Lastenräder aber noch einmal Hand an.“ Auch der Reparatur- und Wartungsservice wird gut genutzt. Daniels hat dafür inzwischen zwei neue Mitarbeiter mit viel Fahrrad-Erfahrung eingestellt.
Einsatz im Wahlkampf
Die sorgen auch für gewünschte Umbauten der Räder. Die Grünen und der SPD-Landtagsabgeordnete Volkan Baran ließen sich so etwa ein Lastenrad für den Wahlkampf bauen - „mit Sonnenschirm-Halterung“, berichtet Dirk Daniels. Vor allem aber sind es Handwerksfirmen und Lieferdienste, die auf die neue Form der Mobilität setzen. Ein Brötchen-Lieferdienst hat sich so einzelne Fächer in den Gepäckraum einbauen lassen.

„Weil man die Fahrradwege nutzen kann, ist man mit dem Lastenrad in der Innenstadt oft schneller als mit dem Auto, weil man am Stau vorbeifahren kann“, nennt Daniels neben dem Umweltthema einen wichtigen Aspekt für ein Lastenrad. Und es sei mit entsprechenden Firmenaufschriften auch ein guter Werbeträger.
Gute Werbeträger
Das kann auch Dirk Rutenhofer als Inhaber und Geschäftsführer der Sicherheitstechnik-Firma Weckbacher bestätigen. Weckbacher hat für seine Mitarbeiter seit wenigen Wochen ein Lastenrad im Einsatz. „Das wird gut genutzt - sowohl für Botendienste als auch Notdienst-Einsätze oder Besorgungen“, berichtet Dirk Rutenhofer. „Und man wird überall angesprochen, wenn man mit dem Lastenrad unterwegs ist.“

Ein weiteres Argument für die Anschaffung von Firmen-Lastenrädern ist die aktuell großzügige Förderung. „Bei 30 Prozent Förderung vom Bund und 25 Prozent vom Land spart man mehr als die Hälfte“, erklärt Daniels. Bei Einstiegspreisen von knapp 3000 Euro ist die Anschaffung oft günstiger als bei einem „normalen“ E-Bike für den privaten Gebrauch.
Auch die bietet das Cargobike-Center von Daniels. Ebenso wie Lastenräder für den privaten Gebrauch. Für den privaten Einsatz gibt es ein breites Angebot an Aufsätzen etwa mit Sitzen für den Transport von Kindern - oder auch für Haustiere. „Manche kommen mit ihrem Hund zur Probefahrt“, berichtet Dirk Daniels schmunzelnd. „Und wenn der Hund das gut findet, ist das Fahrrad auch verkauft.“
Lieferengpässe oder monatelange Wartezeiten gibt es im Cargobike-Center aktuell nicht. „Wir haben vorsorglich eingekauft. Das Lager ist gut bestückt“, versichert Daniels, der mit dem Cargobike-Center für das alteingesessene Unternehmen offensichtlich einen neuen Geschäftszweig mit Zukunftsperspektive geschaffen hat. Der Urlaub in Belgien hat sich also ausgezahlt.
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