Die Möbelhäuser haben nach der Zwangsschließung erstmals wieder geöffnet. Hygienemaßnahmen sind in allen Geschäften ein Muss - doch der Kundenansturm fällt sehr unterschiedlich aus.

Dortmund

, 20.04.2020, 20:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gut einen Monat lang blieben die Dortmunder Möbelhäuser wegen des Coronavirus geschlossen, am Montag (20. April) öffneten sie wieder ihre Pforten. Doch der große Ansturm blieb vielfach aus; mehrere Händler verzeichneten sogar weniger Nachfrage als vor der Schließung. Eines eint aber alle Händler: Sie haben sich mit Hygienemaßnahmen auf die Wiedereröffnung vorbereitet. Mal mehr, mal weniger.


Betten Bormann

In dem Geschäft an der Hamburger Straße bleiben hygienetechnisch keine Wünsche offen. Im Laden herrscht Mundschutzpflicht, die Masken werden von einem Mitarbeiter am Eingang mit einer großen Pinzette gereicht. Zudem kann der Kunde wählen, ob er die Hände desinfizieren oder mit ebenfalls vorhandenen Einweghandschuhen schützen möchte.

“Vor allem über die Masken haben sich alle gefreut“, sagt Vertriebsleiter Marius Pothmann, der auch mit dem Kundenaufkommen zufrieden ist: „Unsere Wiedereröffnung ist ganz gut angenommen worden.“

Da Ikea noch nicht wieder geöffnet hat, herrscht gähnende Leere auf dem Parkplatz des Möbel-Riesen. Einzig ein Abholservice für Online-Kunden wird angeboten.

Da Ikea noch nicht wieder geöffnet hat, herrscht gähnende Leere auf dem Parkplatz des Möbel-Riesen. Einzig ein Abholservice für Online-Kunden wird angeboten. © Michael Schuh

Ikea

Beim Möbel-Riesen im Indupark herrscht auf den Parkplätzen gähnende Leere. Kein Wunder, hat sich Ikea doch entschieden, seine Filialen noch nicht wieder zu öffnen. Einige Menschen hätten davon aber nichts gehört und seien dennoch gekommen, erzählt eine Mitarbeiterin des Ikea-Abholservices.

Den gibt es, da Kunden online bestellen, ihr Bestellformular an einem Autoschalter vorzeigen und auf einem zugewiesenen Parkplatz auf die Ware warten können, die Mitarbeiter dann zum Auto bringen. „Und dieses Angebot nutzen viele“, weiß die Mitarbeiterin.

Roller

Am Eingang des Marktes im Indupark lacht nicht nur Dieter Bohlen von einer Werbewand, sondern steht auch ein Mitarbeiter mit Mundschutz an einem Tisch mit einer Flasche Desinfektionsmittel. Wer möchte, kann sich die Hände damit desinfizieren.

Der junge Mann zählt die hinein- und hinausgehenden Besucher des Möbelhauses, das über eine Fläche von rund 9000 Quadratmetern verfüge. Da pro Kunde mindestens zehn Quadratmeter vorgeschrieben seien, dürften sich bis zu 900 Personen in dem Geschäft aufhalten. Der eher spärlich besetzte Parkplatz lässt allerdings vermuten, dass diese Zahl heute nicht zusammenkommt.

Jetzt lesen

Seats and Sofas

Der Indupark scheint an diesem Montag nicht gerade zu den Lieblingszielen der Dortmunder zu gehören: Auch bei dem Sessel-und-Sofa-Spezialisten hält sich der Andrang in Grenzen. Im Eingangsbereich stehen ein Tisch mit einem Desinfektionsspray sowie ein Schild, auf dem die Kunden gebeten werden, auf einen Mitarbeiter zu warten.

Der kommt in Person von Ildeniz Celebi, der einen Grund für die überschaubare Nachfrage nennt: „Wir haben im Vorfeld kaum Werbung gemacht, da wir gar nicht wussten, ob es sich lohnt.“ Denn noch immer kann niemand voraussagen, ob die Geschäfte auf Dauer geöffnet bleiben.

Bei Pocco in der Nordstadt hat man sich einiges einfallen lassen, unter anderem ein neues Eingangssystem. Vor dem Betreten des Geschäfts bekommen die Kunden Desinfektionsmittel auf die Hände gesprüht.

Bei Pocco in der Nordstadt hat man sich einiges einfallen lassen, unter anderem ein neues Eingangssystem. Vor dem Betreten des Geschäfts bekommen die Kunden Desinfektionsmittel auf die Hände gesprüht. © Michael Schuh

Poco

Das Möbelhaus in der Nordstadt scheint einige Stammkunden zu besitzen - oder liegt es daran, dass man die Wiedereröffnung werbewirksam kundtut? Auf jeden Fall stehen zahlreiche Autos auf dem Parkplatz der Filiale, in der man sich in Sachen Virenschutz einiges hat einfallen lassen.

Damit sich die Kunden beim Betreten und Verlassen des Gebäudes nicht begegnen, ist ein gesonderter Weg zum Eingang mit Flatterband gekennzeichnet. Dort kann man sich nicht nur die Hände desinfizieren, sondern erhält auch eine Karte, die man beim Verlassen wieder abgibt. So wird genau festgestellt, wie viele Menschen sich im Laden aufhalten. Eine Kundin ist auf jeden Fall sichtlich erfreut, dass Poco geöffnet hat: „Ich warte auf meine neue Küche - wegen des Virus nun schon länger.“

SB-Möbel Boss

Nicht weit von Pocco entfernt befindet sich mit SB-Möbel Boss eine weitere Filiale einer Möbelkette in der Nordstadt. Hier geht es allerdings deutlich ruhiger zu, wobei das Bild am Eingang dem vieler anderer Möbelmärkte gleicht: ein Mitarbeiter mit Mundschutz, ein Tisch, eine Sprayflasche mit Desinfektionsmittel.

Bei Büker am Westenhellweg blieb der große Kundenansturm noch aus. Mitarbeiterin Ulla Hönig vermutet, dass die finanzielle Ungewissheit vieler Menschen dabei eine Rolle spielt.

Bei Büker am Westenhellweg blieb der große Kundenansturm noch aus. Mitarbeiterin Ulla Hönig vermutet, dass die finanzielle Ungewissheit vieler Menschen dabei eine Rolle spielt. © Michael Schuh

Büker

Als „schleppend“ bezeichnet Ulla Hönig vom Einrichtungshaus Büker am Westenhellweg das Geschäft am ersten Tag. Und das, obwohl sich die Kunden sowohl mit Desinfektionsmittel als auch mit kostenlosen Masken schützen können. „Die Menschen wissen momentan nicht, wie viel Geld sie am Monatsende haben“, vermutet die Mitarbeiterin, dass sich die Corona-Krise auch auf das Kaufverhalten auswirkt.

Auch beim Einrichtungs-Centrum Ostermann gilt: Vor dem Betreten des Landenlokals die Hände desinfizieren!

Auch beim Einrichtungs-Centrum Ostermann gilt: Vor dem Betreten des Landenlokals die Hände desinfizieren! © Michael Schuh

Ostermann

Strenge Regeln gelten beim Einrichtungs-Cenrum Ostermann, das sich zwar in Witten befindet, aufgrund seiner Nähe zur Stadtgrenze aber von vielen Dortmundern besucht wird. Obwohl das Möbelhaus dank seiner 40.000 Quadratmeter Fläche theoretisch 4000 Besucher aufnehmen könnte, ist bei 250 Kunden Schluss.

“Dann ziehen wir die Reißleine“, sagt Einrichtungsleiter Thomas Schacht, „die Sicherheit hat Vorrang.“ Die Anzahl der Kunden wird mit Chips ermittelt, die jeder Besucher am Eingang erhält - ebenso wie das obligatorische Desinfektionsmittel.

Gökhan Erdal, der mit seinem Nachwuchs zu Zurbrüggen gekommen war, hatte einen guten Grund für seinen Besuch: Ein neues Kinderbett war vonnöten.

Gökhan Erdal, der mit seinem Nachwuchs zu Zurbrüggen gekommen war, hatte einen guten Grund für seinen Besuch: Ein neues Kinderbett war vonnöten. © Michael Schuh

Zurbrüggen

Den Start des Unnaer Wohn-Zentrums, das von vielen Dortmundern aufgesucht wird, bezeichnet Hausleiter Stephan Struck als durchaus ordentlich.

“Wir sind aber auch vernünftig vorbereitet“, sagt Struck und verweist auf eine Einbahn-Regelung im Eingangsbereich, verpflichtende Mundschutze für alle Mitarbeiter, Desinfektionsmittel und eine begrenzte Kundenkapazität, die mit einem Zählgerät überwacht werde.

Aber welche Möbel sind denn so wichtig, dass man sie gleich am ersten Tag der Wiedereröffnung kaufen muss? Gökhan Erdal, der mit seinem Nachwuchs gekommen ist, kennt die Antwort: „Wir brauchen ein neues Kinderbett. Unbedingt.“

Aktion Maskenhilfe

Wir bringen Näher und Suchende zusammen

Zum Schutz vor dem Coronavirus werden Schutzmasken so dringend gebraucht, dass sogar die Nachfrage nach selbst genähten Masken groß ist. Mit unserer großen Aktion „Maskenhilfe“ bringen wir Suchende und Produzierende zusammen. Sie möchten Einrichtungen wie Pflegeheime mit selbst genähten Masken unterstützen? Oder Sie vertreten eine Einrichtung, die Bedarf hat? Melden Sie sich an! Alle Infos und Teilnahme: www.rn.de/maskenhilfe