„Dortmund ist wie Katharine Hepburn“ Weltweit gefragter Experte soll der Stadt Strahlkraft verschaffen

Weltweit gefragter Experte soll Dortmund Strahlkraft verschaffen
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„Dortmund ist anders schön – schön anders“, sagt Dr. Christian Mikunda. Der Österreicher soll im Auftrag der Stadt dieses „anders Schöne“ Dortmunds herausarbeiten. Mikunda gilt als Großmeister der Wirkungssteigerung, ist weltweit gefragter Spezialist für die Verbesserung von Erlebnisräumen und Begründer der strategischen Dramaturgie.

Er berät die Automobilindustrie und Handelskonzerne, Fernsehanstalten,

Kommunen, Museen und Weltausstellungen, entwickelt von Unternehmen initiierte Erlebniswelten und Shopping-Malls. Nun soll er auch für Dortmund den „roten Faden“ finden, die Stadt emotional neu aufladen.

Mit einem inspirierenden Impulsvortrag erläuterte der Dramaturg aus Wien unlängst seine Vision für den Neustart beim ersten „Neujahrsgespräch“ von Oberbürgermeister Thomas Westphal – in einem Ambiente, das zu Dortmunds Schokoladenseite gehört: das „View“ unter der Kuppel des erhabenen U-Turms. Damit war Mikunda auch schon mitten im Thema.

Zunächst ein Drehbuch

Die strategische Dramaturgie verfolgt das Ziel, Erlebnisse zu schaffen, die unsere Aufmerksamkeit erhöhen, sie definiert die dramaturgischen Kunstgriffe dafür und identifiziert die psychologischen Mechanismen hinter diesen professionell hergestellten Erlebnissen.

Am Anfang steht immer ein Drehbuch. Laut Mikunda heißt das Drehbuch für Dortmund: „Phoenix aus der Asche“. Verwandlung sei das Schicksal der Stadt, begonnen nach dem Zweiten Weltkrieg und fortgeführt mit dem Strukturwandel, zu dem auch der Phoenix-See und der U-Turm gehören.

Schönheit müsse man für Dortmund ein bisschen anders definieren, sagt der 65-jährige Wissenschaftler und Marketing-Experte. Dortmund sei „keine Audrey Hepburn, sondern eine Katharine Hepburn, eine herbe Schönheit, eindeutig eine Schönheit auf den zweiten Blick. So fühlt sich Dortmund für mich ein bisschen an.“ Doch diese herbe Schönheit Dortmunds trage ein Potenzial in sich.

Zweitwohnsitz in Dortmund

Und das hat den Wiener dermaßen ergriffen, dass er überlege, sich gemeinsam mit seiner Frau einen Zweitwohnsitz in Dortmund zuzulegen. Sein Auftraggeber, OB Westphal, wird es gern gehört haben.

Nach Mikundas Theorie erhöhen Hochgefühle die Strahlkraft einer Stadt. Für Dortmund seien diese Hochgefühle Erhabenheit (Glory), wie man sie zum Beispiel in der Krügerpassage und am U-Turm verspüre, Kraftstärke (Power), wie unter anderem der BVB sie verkörpere, Entlastung (Chill) zum Beispiel durch das Grün der Stadt und Freudentaumel (Joy).

Um solche Freude in Dortmund zu schaffen, sei Urban Art, Kunst im öffentlichen Raum, das geeignete Instrument. Gemeint sind zum Beispiel Skulpturen und große kunstvolle Graffiti, die an vielen Stellen in Dortmund, vor allem im Union-Viertel gegen die Schmierereien an den Hauswänden ankämpften.

Mit der Kunst würden die umgebenden negativen Eindrücke, wie Gerümpel emotional gelöscht. Mikunda: „Dortmund schreit nach Urban Design“, moderner Stadtplanung im öffentlichen Raum.

„Kampstraße kein Boulevard“

Dazu zähle zum Beispiel die Riesenwippe auf der Kampstraße. Mikunda glaubt nicht, „dass die Kampstraße ein Boulevard ist. Dafür sind die Fassaden zu hässlich.“ Aber die Kampstraße sei ein Ort für Urban Art, mit dessen Gestaltung sich Gefühle indirekt zum Guten manipulieren ließen. Die Lichtinstallationen der Schausteller beim Weihnachtsmarkt seien ein Beispiel für ein positives Erlebnis.

Auch die vielen geflügelten Nashörner, die vor Jahren die Stadt bevölkerten, hätten bei den Bürgern zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin geführt, kurz sie hätten sich darüber gefreut und wohlgefühlt. Ein emotionales Geschenk, für das man nichts bezahlen musste.

Inwieweit Dortmund demnächst auf der Klaviatur der Hochgefühle spielen wird und dabei den Wahrnehmungsfokus seiner Bürger und Besucher hin zu einem Gefühl des kollektiven Wohlbefindens verschiebt, bleibt abzuwarten. Das hängt auch davon ab, ob die Politik diese Schritte mitgeht. Das Neujahrsgespräch war nur ein Auftakt. Der Kommentar von OB Westphal: „Wir müssen rauskommen aus dem Pendel zwischen Größenwahn und Kleinmut.“

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