Es waren einmal mehr Hochglanz-Wohlfühbilder, die der Wochenmarkt Dortmund an den ersten Frühlingssamstagen produziert hat. Menschen stehen bei bestem Wetter mit einem Strahlen auf dem Gesicht am Hansaplatz. Viele genießen ein Glas Wein im Sonnenschein vor der Kulisse der Marktstände.
Sauvignon Blanc, Tempranillo oder Pinot Grigio auf dem Dortmunder Wochenmarkt: Das ist - scheinbar besonders im Frühling 2025 - ein Trend, auffällig auch unter jüngeren Leuten. Doch was schöne Bilder produziert, hat auch eine andere Seite.
Genervte Markthändler
Einige etablierte Markthändlerinnen und Markthändler sind zunehmend genervt von dem Andrang. Denn anders als man vermuten könnte, hilft ihnen der Wein-Trend nicht, um mehr zu verkaufen. Sondern er kann sogar Umsatz kosten.
„Es nimmt überhand und verdrängt die Kunden, die etwas kaufen möchten“, sagt etwas Tanja Bährend. Sie betreibt in dritter Generation einen Wagen mit Käsespezialitäten an der Treppe vor der Commerzbank.
Nichts mehr los ab dem Mittag
Dort stünden die Menschen an den Samstagen mit Weinverkauf häufig dicht an dicht - und direkt bis an ihren Wagen. Das halte Kunden davon ab, zu den Verkaufsständen durchzugehen. „Manche sagen uns, dass sie samstags nicht mehr kommen, weil es ihnen zu voll ist.“
Also bleibt es ruhiger als an anderen Markttagen. Besonders spürbar sei das samstagmittags, wenn das Weingeschäft langsam startet. „Da stehen wir uns die Beine in den Bauch“, sagt Tanja Bährend.
Hinzu kommt laut ihren Schilderungen eine schwierige Abbausituation am Samstagnachmittag. „Viele sind dann schon angetrunken, und es ist schwierig, ihnen klarzumachen, dass sie bitte kurz Platz machen müssen.“
Weitere Händler berichten von ähnlichen Problemen und wünschen sich „mehr Ordnung“, wie es Bährend formuliert. „Einige haben Bedenken, dass wir irgendwann nur noch Statisten für die Gastronomie sind.“
„Nicht so wie Feierabendmarkt“
Marktmeister Niels Schulte sagt auf Anfrage dieser Redaktion, dass das Nebeneinander von Weinverkauf und Markthandel insgesamt gut funktioniere. „Es ist alles im grünen Bereich. Das belebt den Markt und ist eine gute Sache.“
Schulte ist sich aber zugleich der Sensibilität des Themas bewusst. „Ausweiten darf es sich nicht“, sagt er. Der traditionelle Charakter des Wochenmarkts dürfe nicht beeinträchtigt werden. „Es sollte nicht so werden wie der Feierabendmarkt, weil das unterschiedliche Dinge sind.“
Insgesamt vier Betriebe bieten Wein und andere alkoholische Getränke an, zwei davon ausschließlich, zwei in Verbindung mit Fischspeisen.

Alkohol nur geduldet
Möglich ist das ohnehin nur durch eine Duldung, die es schon lange gibt. Denn laut Marktordnung sind Verkauf und Verzehr von Alkohol eigentlich nicht vorgesehen. Vor gut 50 Jahren erhielten die Fischstände eine Ausnahmegenehmigung. Diese gilt im Grundsatz noch immer.
„Der Ausschank von Alkohol ist bereits seit Jahren traditioneller Bestandteil des gastronomischen Angebots der teilnehmenden Händlerinnen und Händler mit Imbisswaren“, sagt Stadtsprecher Christian Stein.
Laut der gültigen ordnungsbehördlichen Verordnung dazu ist der Verkauf von alkoholischen Getränken erlaubt, „soweit sie aus selbstgewonnenen Erzeugnissen des Weinbaus, der Landwirtschaft oder des Obst- und Gartenbaus hergestellt wurden“. Verstöße können bis zu 1000 Euro Strafe kosten.
Das sagt die Stadtverwaltung
Die Beschwerden „einzelner Markthändlerinnen und -händler“ seien der Stadtverwaltung bekannt und würden „sehr ernst genommen“, sagt Christian Stein.
Die Marktverwaltung hat laut dem Sprecher bereits einzelne Maßnahmen umgesetzt, etwa die Verlegung eines Weinstands zu Beginn des Jahres. „Auf diese Weise wird für einen Abstand zum zentralen Marktgeschehen gesorgt“, sagt Stein. Die Entwicklung werde weiterhin beobachtet.
Zusätzliche Flächen für den Alkoholausschank sind für die Zukunft nicht vorgesehen. „Dadurch bleiben Ausgewogenheit und Vielseitigkeit des Marktes erhalten“, sagt Christian Stein. Der Wochenmarkt soll „als Ort der Begegnung“ weiter ausgebaut werden.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 12. April 2025.