„Merry Crisis“ im Schauspiel Weihnachtslesung im Pyjama und Karaoke-Einlage

Weihnachtslesung mit Karaoke
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Wie gewohnt weniger besinnlich als vielmehr humorvoll ging es auch in diesem Jahr bei der Weihnachtslesung im Institut des Schauspielhauses zu: Unter dem Titel „Merry Crisis“ lasen die Schauspielerinnen Marlena Keil und Nika Miskovic am Mittwochabend Lustiges, Trauriges und Seltsames.

Auch gab es wie in den Vorjahren wieder Waffeln, Glühwein und alkoholfreien Punsch für die Besucher. Hazal Saracoglu aus der Dramaturgie hatte die Texte ausgewählt und den Abend eingerichtet, bei dem diesmal auch das Publikum gefordert war: Drei Weihnachtslieder zum Mitsingen, die Texte lagen als Programmflyer auf den Tischen und wurden auf die Leinwand über der Minibühne projiziert.

Marlena Keil
Marlena Keil wusste das Publikum mit ihrem Stimmspiel zu begeistern. © Charlot Kühn

Ausstatterin Constanze Kriester hatte die beiden Ensemblemitgliedern, die in glänzenden Pyjamas und Morgenmäntel steckten, auf Sessel und Sofa platziert und den Zwischenraum mit Schlitten und Plüschtieren dekoriert. Und während die beiden mit viel Stimmspiel lasen, sorgte ein (Video-)Feuer für eine gemütliche Atmosphäre.

Weniger heimelig waren natürlich die ausgewählten Texte. Vom genialen Joachim Ringelnatz sorgte „Es schneit“ und „Kindergebetchen“ für Lacher. Und auch Satiriker Epharim Kishons „Vertrauen gegen Vertrauen“ belustigte die Zuhörer, dürfte doch so mancher die gleiche Erfahrung gemacht haben: Wie schenken uns nichts, aber dann hat jeder doch etwas.

Nika Miskovic
Schauspielerin Nika Miskovic gestand dem Publikum, dass sie schon in ihrer Muttersprache Angst vorm Vorlesen hatte. © Charlot Kühn

Klassiker wie Hans Christian Andersens Geschichte vom kleinen Tannenbaum, der auch gerne mal glänzen möchte, und ein Auszug aus der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens fehlten ebenfalls nicht. Letztere war eingebettet in David Sedaris‘ „Erste Reihe Mitte oder: Der Kleinstadt-Großkritiker“, der sich recht drastisch über die schrecklichen Aufführungen in der Weihnachtszeit auslässt.

Marlene Keil gab eine Einführung in Terry Pratchetts Scheibenwelt und gemeinsam lasen sie vom Tod, der den Schneevater (sozusagen der Weihnachtsmann in diesem Fantasy-Werk) vertritt. Für Kollegin Miskovic war die Lesung eine Premiere. Sie meinte nach der Pause, mit Glühwein gehe es besser, und erzählte, dass sie 2016 aus Kroatien nach Deutschland gekommen sei – wegen ihres Freundes, und gestand, dass sie schon in der Schule Angst vorm Vorlesen hatte – und nun vor Leseproben im Theater habe. Aber für den Kampf gegen ihre Ängste erhielt sie vom gut aufgelegten Publikum reichlich Applaus.

„Akte X-Mas“

Auch Karaoke-Animateurin Ella Steinmann hatte kein Problem, die Zuschauer zum Mitsingen zu motivieren: „Es muss nicht gut klingen, es muss sich nur gut anfühlen.“

Weihnachtlich geht es im Schauspielhaus mit der Kultveranstaltung „Akte X-Mas“ am 19. und 20. Dezember auf der großen Bühne weiter. Karten gibt es unter Tel. 502 72 22 und unter: www.theaterdo.de

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