Unzählige Mitglieder einer bestimmten Berufsgruppe bangen in diesen Tagen, wie und wo sie wohl Weihnachten verbringen werden: Trucker. Bleibt ihr Fahrzeug fahrtüchtig, klappen alle Absprachen, werden Termine eingehalten und sind die Autobahnen frei?
Denn wenn nicht, laufen sie Gefahr, eine richtig traurige Weihnachtszeit erleben zu müssen. In Deutschland gilt an Feiertagen bekanntlich ein Fahrverbot für Lkw. Und die Frage, die vor allem osteuropäische Fahrer deshalb umtreibt, lautet: „Schaffe ich es bis Heiligabend um Mitternacht raus aus Deutschland?“.
Zwei Tage Zwangsaufenthalt
Wenn nicht, stranden sie für zwei Tage in Deutschland, in der Regel an Autobahn-Raststätten. Zum Beispiel an der Raststätte Beverbach in Somborn an der Grenze zu Bochum.
Yassine El-Hajjami (32), der seit acht Jahren für die dortige Aral-Tankstelle arbeitet und seit sechs Monaten als Pächter sogar der Chef ist, hatte an den vergangenen Weihnachtsfeiertagen immer den sogenannten Spätdienst und hat viele Trucker gesehen, die das Fest in ihren Fahrer-Kabinen verbringen mussten.

„Es sind jedes Jahr so 30 bis 35 Trucker, die es nicht rechtzeitig nach Hause schaffen und dann hier bei uns bleiben“, berichtet Yassine El-Hajjami. Er und sein Team bemühen sich, diesen Truckern den Aufenthalt so bequem wie möglich zu machen.
Doch selbst die umfangreichen Angebote, die er auf dem Rastplatz Beverbach anbieten kann – Dusche, Waschmaschine und Trockner sowie eine beheizte Lounge in der ersten Etage – trösten viele Trucker nicht wirklich. Sie bleiben oftmals für sich.
Schnaps gibt es im Aldi
„Die Männer konsumieren in dieser Zeit sehr viel Alkohol“, sagt der Tankstellen-Pächter. Den kauften sie seinen Erfahrungen nach in der Regel im Aldi am Lütgendortmund Hellweg, den sie fußläufig über die Feuerwehrzufahrt zur Tankstelle erreichen können.
Hilfe bekommen die Trucker in ihrer Einsamkeit nicht. „Die Not dieser Menschen ist nicht allgemein bekannt“, meint Yassine El-Hajjami. Und er selbst kann den Fahrern nur bieten, was seine Tankstelle hergibt.
Zur Zapfsäule schleppen
Dazu gehört natürlich auch Treibstoff. Denn weil die Trucks in der Dezember-Kälte zum Teil permanent laufen müssen, gibt es den ein oder anderen Tank zu füllen.
Weil die Lkw aber nicht gegen die Fahrtrichtung fahren dürfen, werden sie in dem Fall von Yassine El-Hajjami und seinen Leuten zu den Zapfsäulen geschleppt, um wieder aufzutanken. Zumindest die Tankkarten der Speditionen funktionieren in der Regel.
Es entstehen Freundschaften
Immer wieder lernt Yassine El-Hajjami so Fahrer doch auch enger kennen. Man sieht sich einfach mehrmals am Tag. Da kommt es schon mal zu Gesprächen, es werden Fotos von den Familien gezeigt. Damit kann man sich die Zeit vertreiben.
Und weil viele Fahrer über Jahre die gleichen Routen fahren, kommen sie immer wieder an der Raststätte Beverbach vorbei. „Da entstehen auch Freundschaften“, so Yassine El-Hajjami.
Zurück auf die Straße
Wenn der unfreiwillige Weihnachts-Aufenthalt in Somborn vorbei ist, wird nicht lange auf den Sonnenaufgang gewartet. „Die Fahrer sind dann ziemlich schnell wieder auf der Autobahn“, sagt Yassine El-Hajjami .
Denn die Männer haben dann nur eines im Sinn: Wenigstens an Silvester zu Hause zu sein. Denn am Neujahrstag wartet in Deutschland ja schon das nächste Fahrverbot auf die Fahrer.
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