Zeitzeugen erinnern sich: Als ein Pferd den Bunker zerstörte

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Zeitzeugen erinnern sich: Als ein Pferd den Bunker zerstörte

rnBombenangriff auf Dortmund im Mai 1943

In der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 1943 fliegen die alliierten Bomber den bis dahin schwersten Angriff auf eine deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg. Ihr Ziel: Dortmund. 75 Jahre später berichten fünf Zeitzeugen davon, wie sie die Bombenangriffe erlebt haben, wie sie nach abenteuerlicher Flucht in ihre zerstörte Heimatstadt zurückgekehrt sind und wie ein Pferd einen Bunker zum Einstürzen brachte.

von Michael Nickel

Dortmund

, 25.05.2018, 05:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Klaus Gerlach, 1931 geboren, ist gebürtiger Dortmunder. Sein Vater war während des Krieges Major bei der Luftwaffe. Daher ging es für die Familie 1939 ins Städtchen Brandenburg an der Havel. Hier, knapp 80 Kilometer westlich von Berlin, lag ein Flugplatz für Flugzeugversuche.

Klaus Gerlach war Luftschutzmelder. Zum Ende des Krieges flohen er und seine Verwandten auf abenteuerliche Art und Weise zurück nach Dortmund. Es ging um vergrabene Uniformen und gesprengte Brücken. Klaus Gerlachs Geschichte lesen Sie hier.

Eleonore Engelbert, 1927 geboren, ist in Marten zur Welt gekommen und hat den Krieg in Dortmund erlebt. Sie hat eine Lehre zur Friseurin gemacht. Bei Fliegeralarm ging es für die Kundinnen mit Lockenwicklern im Haar in den Keller.

Viele Angriffe hat sie in den Bunkern am Körner Platz und in Marten überstanden, sich dort unten sicher gefühlt. Einer der Bunker war nach dem Krieg schnell Geschichte. Schuld daran war ein Pferd. Eleonore Engelberts Geschichte lesen Sie hier.

Lieselotte Quetting, 1929 geboren, hat den größten Teil der Kriegsjahre in Dortmund verbracht. Während der Kinderlandverschickung war sie in Süddeutschland, hat dort Bunker getarnt und Angriffe von Tieffliegern überstanden. Wie sie nach Dortmund zurückgekommen ist, weiß sie nicht mehr zu berichten.

Viele Angriffe hat sie im großen Stollen unter der Katharinentreppe verbracht, den ihr Vater mitgebaut hatte. Nach den Angriffen brannte die Stadt. Seit dieser schwierigen Zeit begleitet sie vor allem eines: Dankbarkeit. Lieselotte Quettings Geschichte lesen Sie hier.

Gerda Nolte, 1923 geboren, erlebte den Krieg in Königsberg und kam schließlich über viele Stationen nach Dortmund. Auf ihrem Weg in Richtung Westen kam sie per Schiff an der Untergangsstelle der Gustloff vorbei, als Überlebende noch im Wasser trieben. Im Zug ging es durch das von Bomben zerstörte Dresden.

Von ihren Eltern hat sie sich im Januar 1945 verabschiedet. Und sie danach nie wieder gesehen. Gerda Noltes Geschichte lesen Sie hier.

Hildegard Boßhammer, 1924 geboren, verbrachte die Kriegsjahre in Dortmund. Aufgewachsen ist sie im Kreuzviertel. Eines Tages lag eine Bombe im Garten. Hochgegangen ist sie nicht. Die Stunden im Bunker waren erfüllt von Angst.

Auf dem Weg dorthin brannten die Bäume auf dem Ostwall, auf dem Weg nach Hause musste sie über Berge von Schutt klettern. Hildegard Boßhammers Geschichte lesen Sie hier.

Diese Karte mit den Grenzen des Deutschen Reiches während des Zweiten Weltkrieges zeichnet die Wege der fünf Zeitzeugen nach. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen den zerstörten Westenhellweg (oben) und eine zerstörte Häuserwand, auf der die ausgebombten Bewohner ihre neue Adresse aufschrieben.

Diese Karte mit den Grenzen des Deutschen Reiches während des Zweiten Weltkrieges zeichnet die Wege der fünf Zeitzeugen nach. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen den zerstörten Westenhellweg (oben) und eine zerstörte Häuserwand, auf der die ausgebombten Bewohner ihre neue Adresse aufschrieben. © Karte dpa/Grafik Mühe

Ein besonderer Dank geht an Claudia Gerlach-Wolf und die Alloheim-Seniorenresidenz „Auf der Kronenburg“ sowie Ulrike Böhle.
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