Schlagloch-Hopping quer durch die Stadt

Schlagloch-Hopping quer durch die Stadt

rnSchlaglöcher und Straßenschäden prägen Dortmund

Es gibt Straßen in Dortmund, die sind geprägt von Schlaglöchern. Stetig zunehmender Verkehr auf altem Asphalt, teils schlechte Qualität beim Straßenbau und Arbeiten für wichtige Ver- und Entsorgungsleitungen machen Dortmund zu einer Dauerbaustelle. Manche schwere Schäden sind Jahrzehnte alt.

Dortmund

, 10.05.2018, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Tiefbauamt der Stadt Dortmund möchte allein im Jahr 2018 fast 38 Millionen Euro für Straßenbau und -sanierung ausgeben. Im eigenen Amt und bei den Bauunternehmen fehlen die Kapazitäten für noch mehr Aufträge, die zu erledigen wären. Jahrzehnte alte Straßenschäden, aus 1000 Einzelteilen bestehende Flickenteppiche, teils schlechte Arbeitsqualität beim Konjunkturprogramm 2 und eine stetig steigende Belastung der Straßen sind die Gegner der Ingenieure und Arbeiter.

Lkw als Verursacher für Straßenschäden

Als Verursacher für die Straßenschäden vor seiner Haustür und zwischen Aplerbeck und Berghofen hat Anwohner Hans-Joachim Fillies die 40-Tonner unter den Lkw ausgemacht. Die dicken Brummer erkennt der frühere Berufskraftfahrer sofort. Eigentlich haben die Schwergewichte auf der Straße nichts zu suchen. Denn auf dem kurzen Stück zwischen Apolloweg in Berghofen und der Fuldastraße in Aplerbeck fahren die 40-Tonner über eine Brücke. Obergrenze: 24 Tonnen.

Hans-Joachim Fillies ist ein Anwohner der Wittbräucker Straße in Berghofen. Die Schäden im Hintergrund haben Linienbusse verursacht.

Hans-Joachim Fillies ist ein Anwohner der Wittbräucker Straße in Berghofen. Die Schäden im Hintergrund haben Linienbusse verursacht. © Peter Bandermann

Seit fünf Jahren wohnt der Rentner an der Wittbräucker Straße. Als die Stadt Dortmund diese Straße im Jahr 2009 mit Geld aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung sanieren ließ und der Verkehr über Flüsterasphalt rollen sollte, war bei Anwohnern die Freude groß: Eine schöne neue Straße vor der Haustür. Obendrein mit Flüsterasphalt. Doch kaum waren die Bauarbeiter abgerückt, tauchten die ersten Fahrbahnschäden auf. 2014 musste der Unternehmer nachbessern. Asphalt bröselt weiter vor sich. Flicken säumen die Strecke.

10 Prozent der Straßen haben Schäden

Laut Tiefbauamt ist jede zehnte Dortmunder Straße beschädigt - eine über die Jahre konstante Zahl. Hier ein Überblick über Straßenschäden:

  • 712 von 1780 Straßen-Kilometern in Dortmund bezeichnet das Tiefbauamt als „besonders schadensanfälligen Altbestand“. Der Verkehr rollt streckenweise über lange Flickenteppiche. Für Anwohner keine schöne Akustik.
  • Der Unterbau von Gullys und Kanaldeckeln verkraftet das hohe Verkehrsaufkommen nicht. Die Deckel sacken ab und zerren am Asphalt in der Peripherie. Am Straßenrand ist das eine Gefahr vor allem für Radfahrer.
  • Bremsende und anfahrende Busse beanspruchen den Asphalt an Haltestellen besonders stark. So entstehen tiefe und breite Spurrillen. Der Asphalt bricht auf.
  • Bäume sind wichtige Sauerstoffproduzenten in der Großstadt. Ihre Wurzeln verschaffen sich Freiräume im Untergrund und drücken gegen die Oberfläche.
  • Schlechte Bau-Qualität: Mit dem Konjunkturpaket 2 modernisierten Firmen unter Zeitdruck eine Straße nach der anderen. Auf mehreren Dortmunder Straßen mussten sie später nachbessern.
  • Im Dortmunder Hafengebiet belastet ein hoher Grundwasserstand die Straßenkonstruktionen. Der Unterbau der Straßen weicht auf. Der Asphalt gibt an der Oberfläche nach.
  • Im Winter strapaziert der Wechsel zwischen Minus- und Plustemperaturen in Kombination mit Nässe das Material. Vor allem stark befahrene und alte Straßen leiden darunter.
  • Stetig steigender Verkehr: Laut Stadt Dortmund nimmt die Belastung zu. Dortmund ist Standort für Handel, Gewerbe und Industrie. Die Einwohnerzahlen steigen. Das spüren auch die Straßen.
  • Vor Jahrzehnten errichtete Neubaugebiete haben nie richtige Straßen erhalten. Die Provisorien sind stark beansprucht und marode. Die Stadt Dortmund hatte immer nur partiell repariert.

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Straßenschäden entstehen an Schwachstellen

Gefährdet sind sogar intakte Straßen. Immer dann, wenn Gas- oder Stromleitungen und Kanäle erneuert werden, müssen Tiefbauer die Asphaltschicht aufreißen. Beim Verschließen entstehen Nähte. Das sind die Schwachstellen, an denen Wetter und Verkehr angreifen. Beispiele für marode Straßen zeigen wir hier:

Die Uralt-Straßenschäden

Als Beispiele für alte, auffällige und typische Straßenschäden haben wir die Stadt Dortmund zu verschiedenen Schlaglöchern und Straßen befragt:

  • Ostkirchstraße in Aplerbeck: Auf einem Abschnitt befinden sich mindestens 1000 Flicken. Im Sanierungsprogramm steht die Straße weit hinten, weil sie „keine verkehrliche Bedeutung“ hat. Die Fahrgeräusche sind laut. Alles andere ist eine Frage der Optik.
  • Wittbräucker Straße in Berghofen / Aplerbeck: 2009 hat die Straße mit Geld aus dem Konjunkturprogramm eine neue Asphaltschicht bekommen - und die hat bereits viele Defekte. Eine Tiefbaufirma musste 2014 nachbessern. Doch neue Schäden tauchen immer wieder auf.
  • Obermarkstraße in der Berghofer Mark: Die Straße ist in den vergangenen Jahrzehnten nie richtig ausgebaut worden. Aktuell führt die Stadt Dortmund Gespräche mit Anliegern, die für einen 6,10 Meter breiten Ausbau öffentliche Flächen kaufen sollten. Viele Anwohner lehnten die Angebote der Stadt ab. Baustart ungewiss.
  • Kebbestraße im Stadtteil Loh: Auch dieses Baugebiet ist Jahrzehnte alt, aber die Straße nie ausgebaut worden. Die Stadt Dortmund versucht, einen Anlieger zu enteignen. Mit einem Neubau der völlig maroden Straße ist vor 2019 nicht zu rechnen.
  • Am Bruchheck in Hörde: Die Stadt Dortmund ließ wissen, dass die Fahrbahn „in Kürze“ erneuert werde. Das war 2008. Seitdem ist nichts passiert. Nun soll eine neue Kanalisation eingebaut werden. Der Ausbau macht erst anschließend Sinn. Baustart: Voraussichtlich Anfang 2019.
  • Hörder Bahnhofstraße in Hörde: In der Zufahrt zum öffentlichen Parkplatz an der gws wächst und gedeiht seit 10 Jahren ein imposanter Huckel. Laut Stadt Dortmund ist das die Folge einer Kanalwölbung. Eine besondere Verkehrsgefahr liege nicht vor, aber man arbeite daran.
  • Schüruferstraße in Hörde: Über ein Jahr lang war diese Hauptverkehrsstraße eine Baustelle für Kanalarbeiten. Die Fahrbahnoberfläche ist miserabel. Ab Oktober 2018 soll die Straße erneuert werden. Das wird Folgen für Anwohner und Nahverkehr haben.
  • Hacheneyer Kirchweg in Hacheney: eine zerschlissene Straße. Wegen mehrerer Baustellen auf dem Gelände der früheren Zeche Crone wurden Bauarbeiten immer wieder verschoben. Eine punktuelle Schadensbeseitigung steht im Programm. Sanierung nicht vor 2020.

Das Tiefbauamt der Stadt Dortmund ist für 1780 Kilometer Straßen inklusive Geh- und Radwegen und 274 Brücken zuständig. Dazu kommen 150.000 Bäume, 800 Hektar Grün, über 50.000 Lampen und 650 Ampeln. Das Amt beschäftigt 650 Beamte, Angestellte und Arbeiter.