
Mehr Kontrollen im Dortmunder Nahverkehr
Schwarzfahrer bekommen Hausverbot
Fast 25.000 Schwarzfahrer pro Jahr und Einnahme-Verluste in Höhe von 4,5 Millionen Euro: Dortmunds Nahverkehrsunternehmen DSW21 geht mit mehr Kontrollen und neuen Konsequenzen gegen Schwarzfahrer vor.
Der öffentliche Nahverkehr kostet Geld. Busse und Bahnen fahren nicht kostenlos. Pro Jahr befördert DSW21 mehr als 132 Millionen Passagiere und fährt dabei ein 55-Millionen-Euro-Defizit ein. 2017 waren unter den Fahrgästen auch geschätzt 24.000 Schwarzfahrer. Laut DSW21 sind dem Unternehmen deshalb 4,5 Millionen Euro durch die Lappen gegangen.
DSW21 kündigt Kontrollen an
Mit öffentlich angekündigten Kontrollen will Stephanie Abendroth von der Abteilung für „Service und Einnahmensicherung“ potenzielle Schwarzfahrer zum Umdenken bewegen. In den U-Bahn-Stationen stehen die Monitore mit den Hinweisen auf intensive Kontrollen dann direkt neben Fahrausweisautomaten. Wer mehrmals auffällt und das „erhöhte Beförderungsentgelt“ (= 60 Euro) nicht bezahlt, muss mit juristischen Konsequenzen nicht nur wegen Schwarzfahrens rechnen: DSW21 geht einen Schritt weiter.
In Härtefällen auch Hausverbote
In Härtefällen reagiert das Unternehmen in Zukunft auch mit Hausverboten. Diese Sanktion richtet sich gegen Schwarzfahrer, die die 60 Euro nicht zahlen wollen, und gegen Randalierer, die mit Übergriffen auf Kontrollen reagieren. Stephanie Abendroth: „Diesen Schritt gehen wir, um unsere Fahrgäste und unser Personal zu schützen.“ Hausverbote erhalten Schwarzfahrer und Störer auch schriftlich. Verstoßen sie gegen ein Hausverbot und fallen bei einer weiteren Kontrolle erneut auf, erhält der Kontrolleur automatisch einen Hinweis aufs Lesegerät. Dann kommt auf den Schwarzfahrer ein zusätzliches Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs zu.

Pro Jahr gehen DSW21 rund 4,5 Millionen Euro durch die Lappen, weil Schwarzfahrer nicht zahlen. Stephanie Abendroth will mit Konsequenz und Kontrollen gegensteuern und den Betrag reduzieren. © Peter Bandermann
DSW21 setzt 45 Mitarbeiter ein, die für Kontrollen auf den Strecken unterwegs sind oder die Fälle im Innendienst bearbeiten. Ihre Pläne im Umgang mit Schwarzfahrern erläutert Stephanie Abendroth in diesem Video-Interview:
Seit Anfang 2018 drücken die Kontrolleure auch kein Auge mehr zu, wenn auf den Monats-Wertmarken die individuellen Nummern fehlen. Auslöser dafür war im Dezember 2017 ein Wertmarken-Verkaufsaufangebot bei ebay. DSW21 hatte im Januar 2018 in 100 Fällen erkannt, dass die Wertmarken von mehreren Personen benutzt worden sein können. Ohne Eintrag der Nummer war das möglich. In Anwesenheit eines Kontrolleurs mussten die Inhaber bisher die Ziffern eintragen.
Die Kontrollen haben sich herumgesprochen – und die Nachfrage nach Kugelschreibern direkt nach dem Wertmarken-Kauf ist bei den DSW21-Anlaufstellen enorm hoch. „Im Februar hat sich die Zahl der erkannten Fälle halbiert. Im März waren es nur noch 25.“ Nicht immer sind die Erfolge durch Kontrollen so einfach. Es gibt weitaus kompliziertere Fälle:
Fahrausweis-Fälschern auf der Spur
Geschickt arbeitende Fahrausweis-Fälscher versuchen mit modernen Scannern und Druckern, an der Kasse vorbei täuschend echt aussehnde Tickets zu produzieren. DSW21 versieht die Ausweise inzwischen mit Sicherheitsmerkmalen. „Diese Betrugsfälle sind tägliches Geschäft. Unsere Kontrolleure haben ein gutes Gespür entwickelt. Sobald ein Verdacht besteht, ziehen sie ein Ticket ein.“

Fälscher produzieren Fahrausweise oder manipulieren die Originale – die Kontrolleure müssen deshalb genau hinsehen und nutzen für einfache Überprüfungen auch Lupen. © Peter Bandermann
Dann kommt der Innendienst zum Zug: Mit Speziallicht und Lupen können die Prüfer die Fälschungen erkennen. Wer gefälschte Fahrausweise nutzt, begeht ebenfalls eine Straftat. Der illegale Handel mit gefälschten Fahrkarten muss sich lohnen:
- Ein Ticket 2000 kostet in der günstigsten Preisstufe A 85,20 Euro.
- In der teureren Preisstufe D geht es um 199 Euro.
Erfahrene Kontrolleure erkennen Schwarzfahrer an deren Verhalten. Stephanie Abendroth: „Ich habe mal eine Kontrolle begleitet. Die Kollegen haben mir drei Personen gezeigt, von denen sie glaubten, dass die als Schwarzfahrer mitfahren würden. Bei den Kontrollen hat sich das dann bestätigt.“ - „Wir erkennen sie beim Ein- oder Aussteigen, an ihren Blicken und weil sie nervös wirken.“
Der höhere Kontrolldruck habe zu mehr Ausweis-Käufen geführt. Kontrollen gibt es verstärkt auch in den Abendstunden. DSW21 will bei Großveranstaltungen ebenfalls intensive Fahrausweiskontrollen durchführen. Dazu kommen „Ausstiegskontrollen“: Die Kontrolleure überprüfen die Fahrgäste, wenn sie eine Haltestelle verlassen.
- DSW21-Personal und der Sicherheitsdienst Gülich kontrollieren pro Jahr etwa 1 Prozent aller Fahrgäste. Die meisten Treffer gibt es in den Stadtbahnen. In Bussen gibt es mit einer Sichtkontrolle oder einem Lesegerät den kontrollierten Einstieg beim Fahrer.
- Die Beförderungsbestimmungen des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) regeln, dass ein Verkehrsunternehmen eine störende Person ausschließen kann. Voraussetzung ist, dass der Betrieb gestört wird oder andere Fahrgäste gefährdet werden.
- Einen Antrag der Parteien „Bündnis 90 / Die Grünen“ und „Die Linke“ hat der Bundestag abgelehnt. Demnach wird das Schwarzfahren weiter als Straftat behandelt und nicht zu einer Ordnungswidrigkeit herabgestuft.
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Jahrgang 1967, geboren in Barop. Aufgewachsen auf einem Sportplatz beim DJK TuS Körne als Torwart. Lebt jetzt im Loh. Fährt gerne Motorrad. Seit 1988 bei den Ruhr Nachrichten. Themen: Polizei, Feuerwehr und alles, was die Großstadt sonst noch so hergibt. Mag multimediales Arbeiten. 2015 ausgezeichnet mit der "Goldenen Viktoria" für Pressefreiheit.
