Das Café Strickmann schließt
Eine lange Tradition geht zu Ende
Und wieder stirbt eine Dortmunder Tradition: Völlig überraschend ereilte am Montag Stammkunden die Nachricht, dass Köhler‘s Café Strickmann schließt. Der Pachtvertrag wird wohl nicht verlängert.
Das Köhler‘s Café Strickmann schließt. © Oliver Schaper
Das Kultcafé (vormals Strickmann) mit der Wohnzimmer-Atmosphäre aus den 1920er Jahren hat Generationen von Dortmundern als Gäste kommen und gehen zu sehen. „Das beste Tagesrestaurant der Stadt“, lobt ein geschockter Dirk Rutenhofer, als er die Nachricht durch diese Redaktion erfuhr.
Der Vorsitzende des Cityrings, selbst Stammgast, sieht sich mit seiner Einschätzung einig mit den Testern des „Feinschmecker“-Magazins. Die hatten wiederholt das Kult-Café unter die 300 besten Adressen Deutschlands gewählt.
Schluss ist im August, spätestens zum 31. 8., erfuhren die 30 Angestellten gestern in einer Betriebsversammlung. Die meisten der Mitarbeiter sind seit Jahrzehnten dabei, sie alterten mit ihren Gästen, teilten deren Lebensgeschichten und gehen jetzt, wenn nicht in den vorzeitigen Ruhestand, in die Arbeitslosigkeit. Zumindest erst einmal.
Das Café stelle seinen Betrieb ein, nachdem der Pachtvertrag nicht verlängert worden sei, so Rechtsanwalt Bernd Dörre in seiner Pressemitteilung für das Unternehmen SolArgent Gastronomie.
Im Jahr 2016 ist der Geschäftsführer gestorben
Rückblende: Das Café Koehler´s ist im Jahr 2002 aus dem Zusammenschluss von zwei alteingesessenen Dortmunder Unternehmen entstanden, Feinkost Köhler (seit 1853) und Café Strickmann (seit 1925).
Der im Jahr 2016 verstorbene Geschäftsführer und Gesellschafter des Unternehmens, Dieter Borgmann, hat 2002 mit der Zusammenführung der beiden Dortmunder Traditionseinrichtungen Feinkost Köhler und Café Strickmann unter dem Dach der SolArgent Gastronomie GmbH die ihm selbst als langjähriger Kunde ans Herz gewachsene Tradition der beiden Häuser bewahrt.
Nach dem Tod von Dieter Borgmann im August vor zwei Jahren haben seine Erben die leidenschaftliche Haltung von Borgmann als Verpflichtung verstanden und den Betrieb fortgesetzt. „Umso mehr ist es zu bedauern, dass in den Gesprächen mit den Eigentümern des Hauses keine Einigung zur Verlängerung des im August 2018 endenden Pachtvertrags zu erzielen war“, so Rechtsanwalt Dörre.
Großes Bedauern bei Kunden
Es soll sich bei den Haus-Eigentümern um eine Erbengemeinschaft handeln, deren Mitglieder zu großen Teilen in der Schweiz leben. Der frühere Inhaber von Feinkost Koehler, Heinrich Urlichs, ist von der Schließung genauso überrascht worden wie Cityring-Vorstand Dirk Rutenhofer und Matthias Hilgering, Inhaber des ältesten Weinhauses der Stadt und zuletzt Lieferant für das Café-Bistro.
Rutenhofer und Hilgering bedauern, dass mit dem Ende von Feinkost-Handel, Konditorei, Bistro und Backstube eine mehr als 160-jährige Tradition schließt.
Der verstorbene Dortmunder Unternehmer und Verleger Dieter Borgmann hatte stets großen Wert auf den Erhalt von Stil und Tradition beider gastronomischer Unternehmen gelegt. Das Kult-Café zog mit seiner historischen Einrichtung zunehmend auch junge Gäste in seinen Bann.