Wagen des Arbeiter-Samariter-Bund erfüllt Wünsche

Wünschewagen für todkranke Menschen

Sie erfüllen todkranken Menschen den letzten Wunsch im Leben: Der Arbeiter-Samariter-Bund fährt mit zwei Wagen durchs Land und bringt Sterbende noch einmal ans Meer, ins Fußballstadion oder ins Konzert.

Dortmund

, 19.04.2018 / Lesedauer: 3 min

Edeltraud Müller, Sandra Müller, Annika Schulze-Aquack, Nazan Aynur, Oliver Buff vom ASB (v. l.) vor dem Wagen. © Oliver Schaper

Der Wünschewagen heißt das vorbildliche Projekt, für das sich 130 ehrenamtliche Helfer aus dem ganzen Land engagieren, darunter auch aus Dortmund. Die meisten von ihnen tun dies neben ihrem Beruf und haben einschlägige Erfahrungen in Pflegeberufen gesammelt. Am Sonntag, 6. Mai, auf dem Stadtfest „Dortbunt“, stellt sich das Projekt vor. Der Wünschewagen steht dann auf dem Hansaplatz.

Donnerstagmorgen fuhr Edeltraud Müller mit einer 85 Jahre alten, schwerst kranken Krebspatientin aus dem Krankenhaus nur kurz in deren Wohnung. Müller dachte unterwegs, die alte Dame würde noch im Wünsche-Wagen des Arbeiter-Samariter-Bundes versterben. Der letzte Wunsch der todkranken Seniorin rührte Edeltraud Müller zu Herzen. Die alte Dame wollte noch ein letztes Mal nach Hause, Dinge regeln, ihr Portemonnaie holen, die Patientenverfügung, einen Pullover. „Wir kamen in einen vorbildlich geordneten Haushalt, den sie nun endgültig verließ. Solche Erlebnisse lehren mich Demut“, sagt Edeltraud Müller.

Noch einmal das Meer sehen

Zwei Wünschebusse des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) sind täglich im ganzen Land unterwegs. Ihren Standort haben sie beim ASB Regionalverband Ruhr in Essen. Hospize, Palliativstationen, Kinderkrebsstationen, Angehörige und natürlich Betroffene selbst können einen Wünschebus anfordern.

„Die meisten Menschen wollen tatsächlich noch einmal das Meer sehen“, sagt Nazan Aynur, Leiterin des Projekts. So wie die bisher älteste Patientin. Der ASB fuhr die 102-Jährige nach Holland direkt an den Strand. „Das ist in Holland leichter möglich“, so Aynur. Dort stehen große Rollstühle mit Ballonreifen bereit und sogar Liegerollstühle.“

Ein Blick in den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes. © Oliver Schaper

In einem anderen Fall brachte der ASB eine Mutter Heiligabend zur Bescherung in den Kreis ihrer Familie zurück. Acht Tage später war sie tot. In dem Wagen des Samarariter-Bundes können Sterbenskranke, die nicht mehr sitzen können, transportiert werden. Mindestens zwei Begleiter fahren mit, ehrenamtliche Pflegefachkräfte, die sich um die medizinische Betreuung kümmern.

Einem 92 Jahre alten Piloten, der als Soldat im Kongo Einsätze geflogen war, erfüllten die Samariter den letzten Wunsch, noch einmal über das Ruhrgebiet zu fliegen. Nazan Aynur erzählt, dies sei aber nur möglich gewesen über die Freundschaft eines ASB-Mitglieds zu dem Besitzer einer einmotorigen Maschine. In einem anderen Fall brachte der Wünschewagen einen siebenjährigen, todkranken Jungen mit einem Luftröhrenschnitt zur Beerdigung seiner Schwester.

Projekt soll ausgeweitet werden

Es sind tiefwurzelnde Erlebnisse, die die freiwilligen Helfer des Wünschebus-Projektes aus ihrer Arbeit fürs eigene Leben mitnehmen. Ob sie Angst vor dem Tod habe? „Mal ja, mal nein“, sagt Edeltraud Müller ehrlich zu sich selbst.

Seit 2014 gibt es das Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes.

Bis Ende des Jahres sollen Wünschewagen durch alle Bundesländer rollen. Die Idee dazu stammt aus den Niederlanden. Bisher führte der ASB 350 Fahrten durch in Nordrhein-Westfalen und erfüllte dabei auch viele Wünsche von sterbenden Dortmundern. Eines aber steht ganz klar fest, auch wenn etliche Fahrten schon nach Holland und in die Schweiz führten: „Wir gewähren keine Sterbehilfe“, sagt Nazan Aynur.