
© Jörg Bauerfeld
Was nützt die Boosterimpfung? Ein Blick auf die Antikörper drei Wochen danach
Coronavirus
Wie viele Antikörper muss man haben, um gegen Corona geschützt zu sein? Und wie aussagekräftig sind die Werte? Die Gelehrten sind sich nicht einig. Unser Autor hat trotzdem mal nachsehen lassen.
Seitdem sich alles um die Boosterimpfung gegen Corona dreht, sind sie die heimlichen Stars. Die Antikörper. Die Anzahl dieser Y-förmigen Proteine soll mit der Boosterimpfung förmlich explodieren. Aber wie hoch muss die Zahl der Antikörper im Blut sein, um einen guten Schutz gegen das Coronavirus und vor allem gegen die aufkommende Omikron-Variante zu haben?
Ein Blick auf die Antikörper schadet nicht, oder?
„Genau kann man das nicht sagen“, so Dr. Oliver Heine. Der Mediziner führt zusammen mit Dr. Carsten Späth eine Praxis in Aplerbeck. In Sachen impfen und testen kennt er sich bestens aus. Mehrere Test- und Impfzentren hat er in Dortmund aufgebaut. Also, hin zum Corona-Fachmann und einmal nachschauen lassen, was die Antikörper so in meinem Körper machen.

Mein Ergebnis: Sieht aus wie ein Kassenzettel, zeigt aber die Anzahl an Antikörpern im Blut. © Jörg Bauerfeld
Es ist das erste Mal, dass ich einen Blick darauf werfen lasse. Meine dritte Impfung ist jetzt genau drei Wochen her. Ich habe also blöderweise überhaupt keine Vergleichszahlen. Aber irgendwann muss man ja mal anfangen mit einem Antikörpertest – oder muss man nicht?
„Man hat zwei Immunsysteme“, so Dr. Heine. „Du hast die Antikörper, das ist das Messbare. Und es gibt das zelluläre Immunsystem, was nicht so leicht messbar ist.“ Eine niedrige Anzahl an Antikörpern würde nicht gleich heißen, dass man keinen Schutz hätte und umgekehrt. „Deshalb würde ich beim Thema Boostern niemandem empfehlen zu sagen, er hätte doch genug Antikörper, also brauche er keinen Booster“, sagt Heine. Einige Kollegen würden das zwar so sehen. „Ich halte das für Quatsch. Wir müssen jetzt alle boostern, die vor drei bis vier Monaten eine zweite Impfung erhalten haben.“
Aber wozu ist so ein Antikörpermessgerät denn dann nützlich? „Es zeigt zumindest an, ob die Impfung jetzt angeschlagen hat oder nicht“, so Heine. Der verwendet das Gerät dazu, um Leuten zu zeigen, ob es überhaupt Antikörper gegen Corona im Blut gibt oder nicht. Also will ich das jetzt auch wissen. Zuerst gibt es einen Piecks. Der Doktor braucht mein Blut. Gut, nicht viel, aber dennoch – nach den Worten „jetzt nicht erschrecken“ war es schon passiert.
Ok, und wie geht es weiter? Das Tröpfchen Blut kommt jetzt mit einer geheimnisvollen Flüssigkeit in einen kleinen Behälter und wird dann auf eine Testvorrichtung geträufelt. Das Ganze kommt dann in ein Gerät, das aussieht wie ein dickes Handy. 15 Minuten dauert es, dann spuckt das gerät am oberen Ende ein Stück Papier aus. Und darauf steht dann die Zahl der Antikörper, die man im Blut hat. Die Maßeinheit heißt BAU (Binding Antibody Units). Bei mir sind es 1629.

Sieht fast so aus wie einer der Teststreifen bei einem normalen Schnelltest. Nur hier wird ein Blutgemisch drauf geträufelt. © Jörg Bauerfeld
Aber was sagt das aus? „Nicht viel“, so Heine. Nur, dass Antikörper in meinem Blut feststellbar seien. Und das sei erst einmal gut. Aber irgendwie bin ich enttäuscht. Die Messung des Geräts geht bis 3000 BAU, da wollte ich eigentlich sein. Zumal eine Kollegin, die noch nicht geboostert ist, eine Antikörperanzahl von über 2600 BAU hatte. Dreimal Biontech habe ich bekommen, vielleicht wäre ja Moderna besser gewesen, frage ich mich.
In vier Wochen gibt es einen weiteren Test
Gut, ich bin schließlich auch älter und überhaupt sei es bei jedem Menschen unterschiedlich, so Oliver Heine. Wichtig sei, dass überhaupt Antikörper im Körper vorhanden seien. Das wäre bei mir der Fall, der Wert sei gut. Ab wann der Wert nicht mehr gut sei, ließe sich nur schwer sagen. Ob bei 500, 300 oder gar 50 BAU.
Ich bleibe auf jeden Fall dran, in vier Wochen werde ich den Antikörpertest wiederholen. Und dann mal schauen, wie es aussieht. Vermutlich, so hat es ja unser neuer Gesundheitsminister Karl Lauterbach formuliert, werden wir um eine vierte Impfung eh nicht herumkommen.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
