
© Leonie Scheufler
Was macht Corona mit der Musik aus Dortmund? Newcomer-Band berichtet
Dortmunder Band Drens
Wer sich der Musik verschrieben hat, erlebt gerade schwierige Zeiten. Ein Mitglied der Dortmunder Band Drens sagt, wie das Bandleben gerade funktioniert und was aus der Krise heraus hilft.
Die Band Drens ist eine Formation von vier jungen Männern aus Dortmund. Fabian Livrée (Gitarre, Gesang), Arno Augustin (Gitarre, Gesang), Patrick Uitz-Blickling (Bass) und Joël Brüning (Gitarre, Schlagzeug) bilden eine Band, der man vor dem Shutdown das Label „vielversprechend und auf dem Weg zum Durchbruch“ gegeben hätte.
Denn sie hat vieles, was es braucht, um interessant zu werden: Eigener Surf-Punk-Sound und -Style, fünfstellige Hörer-Zahlen in Streamingportalen, Shows auf bekannten Festivals, viele Konzerttermine und positive Kritiken.
Band veröffentlicht Mini-Album am 15. Mai - die Konzerte dazu werden verschoben
Im Mai sollte der nächste Schritt folgen: Am 15.5. erscheint die EP „Pet Reeves“. Geplant waren mehrere Release-Konzerte, unter anderem im FZW in Dortmund. Doch auf einmal ist alles anders.
Obwohl die Bandmitglieder im Hafenviertel teilweise nur 500 Meter voneinander entfernt wohnen, haben sie sich über Wochen nicht gesehen. Statt Festivalsommer und Mini-Tour voller Energie muss die Band gerade überlegen, wie sie die nächsten Monate überhaupt gestaltet.
Live-Session mit Mundschutz für Radiosender
Erst am Montag (27.4.) kam es wieder zum langersehnten, aber kurzen Wiedersehen – unter speziellen Bedingungen. Der Radiosender 1Live organisiert seit Kurzem unter dem Namen „Sektor Sessions“ halbstündige Studio-Gigs von Bands unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln.
Jeweils zwei Musiker stehen mit Mundschutz und zwei Meter Abstand in getrennten Studio-Räumen-Raum und werden über Kopfhörer zusammengeschaltet. Es ist ein skurriles Bild und mit dem Mundschutz klingt alles ein bisschen wie durch Watte – aber es hat zumindest wieder einen Hauch von Normalität.
Neuer Band-Alltag entwickelt sich
Aus Sicht von Fabian Livrèe ist das ein Zeichen dafür, dass sich der Umgang mit der Ausnahmesituation weiterentwickelt. „Ich habe selbst zwei Wochen gebraucht, um alles zu verarbeiten. Mittlerweile habe ich mich damit besser arrangiert. Wir bauen uns einen Alltag auf, haben feste Zeiten, zu denen wir über die Band sprechen.“
Aus der Schockstarre der ersten Wochen ist eine Art kreative Energie geworden. „Wir nutzen Social Media mehr als vorher. Und wir schreiben alle an Songs, schicken uns Demos hin und her“, sagt der Songschreiber.
Das Gefühl in den Songs während der Shutdown-Phase habe sich dabei gewandelt, sagt der Dortmunder. „Am Anfang war es wütender. Im Moment erwische ich mich dabei, wie ich viel zurückblicke.“
Beobachtung: Die Menschen hören wieder bewusster Musik
Der Dortmunder ist sich sicher: „Die Krise wird die Musik nicht zerstören. Das Bedürfnis danach wird es immer weiter geben“. Zudem sei an den Rückmeldungen auf die ersten Singles von „Pet Reeves“ festzustellen, dass viele Menschen offenbar bewusster und häufiger Neuveröffentlichungen hören.
Doch er ist sich auch bewusst, dass die Musiklandschaft durch die Ausfälle dieses Jahres Schaden nehmen wird. In Dortmund, so befürchtet der Drens-Gitarrist, könnte es kleinere Läden wie das Subrosa treffen.
„Das wäre hart“, sagt Fabian Livrèe. Denn eine der Stärken von Dortmund als Musikstadt sei gerade das Fördern der musikalischen Vielfalt und die vielen Möglichkeiten für Bands erste Schritte zu gehen.
Für die Release-Shows gibt es neue Termine im Dezember. Im FZW in Dortmund wird „Pet Reeves“ am 22. Dezember live vorgestellt – wenn es so kommt, wie erhofft, dass kleine Konzerte zumindest unter Auflagen irgendwann nach dem Sommer wieder möglich sind. Fabian sagt: „Ich muss jetzt schon lächeln, wenn ich an den Moment des ersten Konzerts denke, egal wo und wann es sein wird.“
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
