Die Zahl der Corona-Patienten, die intensiv behandelt werden müssen, ist am Wochenende nicht schlagartig angestiegen, wie es ursprünglich vermeldet wurde.

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Doppelt so viele Corona-Intensivpatienten? Stadt Dortmund räumt Fehler ein

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In Dortmund hat sich am Sonntag die Anzahl der Intensivpatienten mit Covid fast verdoppelt – angeblich. Denn hinter dem gemeldeten sprunghaften Anstieg steckte ein ganz anderer Grund.

Dortmund

, 21.12.2020, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Diese Zahl ließ aufhorchen: 56 Corona-Patienten auf Dortmunder Intensivstationen meldete Stadt Dortmund am Sonntagnachmittag. Das wäre eine besorgniserregende Steigerung um 27 innerhalb eines Tages gewesen - am Samstag hatte die Stadt noch 29 Menschen auf den Intensivstationen gemeldet, bei denen es einen Zusammenhang mit dem Coronavirus gibt.

Die Zahl der 56 Covid-Intensivpatienten wäre der mit Abstand höchste Wert seit Ausbruch der Pandemie gewesen.

Erst am Montagabend gab es dann die Entwarnung: Die Lage bei den Covid-Intensivpatienten in Dortmund ist nicht so dramatisch wie noch tags zuvor gemeldet. Grund für den unerwartet deutlichen Anstieg von Samstag auf Sonntag war ein Meldefehler.

„Die Meldung der Intensivpatienten im Corona-Update von Sonntag enthielt leider einen Fehler“, schrieb die Stadt in einer Pressemitteilung. „Anstelle der uns von den Krankenhäusern gemeldeten Anzahl von 56 Intensivpatienten, waren es tatsächlich 30 Menschen auf Intensivstationen in Dortmund.“

Viele Lampen auf grün

Es hatte schon vorher starke Indizien dafür gegeben, dass die Situation auf Dortmunds Intensivstationen nicht so schlimm war wie ursprünglich von der Stadt gemeldet. Ein Blick ins das DIVI-Intensivregister - eine Plattform, die die aktuelle Belegungssituation intensivmedizinischer Bereiche der Krankenhaus-Standorte Deutschlands darstellt - zeigte für Dortmund am Mittag viele grüne Lichter statt der eigentlich erwarteten roten Lichter für eine volle Belegung.

Drei Kategorien von Behandlungsplätzen

  • Low-Care Behandlungsplatz: Intensivmedizinische Behandlungsplätze einer einfachen Versorgungsstufe
  • High-Care Behandlungsplatz: Intensivmedizinische Behandlungsplätze einer hohen VersorgungsstufeDabei muss eine kontrollierte invasive Beatmung vorhanden sein
  • ECMO-Behandlungsplatz: Intensivmedizinische Behandlungsplätze der höchsten VersorgungsstufeECMO ist nur auf einem High-Care-Behandlungsplatz möglich.
  • Bei ECMO handelt es sich um eine intensivmedizinische Technik, bei der eine Maschine teilweise oder vollständig die Atemfunktion von Patienten übernimmt.

Das Intensivregister kennt drei Kategorien: Low-Care-Behandlungsplatz, High-Care-Behandlungsplatz und einen ECMO-Behandlungsplatz (siehe Infokasten). Für das Johannes-Hospital leuchteten alle drei Lampen grün - sprich: Es waren in allen drei Bereichen noch Plätze vorhanden. Beim St.-Josefs-Hospital in Hörde standen zwei Lampen auf grün - über ECMO-Plätze verfügt das Hospital nicht.

In zwei Kliniken ist die Lage ernst

Das Klinikum Dortmund hatte am Montag noch Kapazitäten bei den High-Care und im ECMO-Behandlungsplätzen. Im Low-Care-Bereich war die Kapazität jedoch begrenzt. Genau so sah es beim Klinikum Westfalen in Brackel aus. Das Marien Hospital in Hombruch hatte noch freie Räume für Intensivpatienten im Low-Care- und High-Care-Bereich.

Ernster war die Lage im St. Lukas Klinikum in Kirchlinde. Hier gab es keine Behandlungsmöglichkeiten mehr für Low-Care-Patienten. Auch im High-Care-Bereich standen nur noch begrenzt Plätze zur Verfügung. Und auch im Klinikum Westfalen in Lütgendortmund leuchteten zwei Lampen rot. Am Montagmittag konnten hier keine Low- und High-Care-Patienten behandelt werden.

Der Ursprung der Intensivpatienten-Falschmeldung der Stadt lag bei den Kliniken. Clemens Galuschka, Geschäftsführer der Katholischen St. Lukas Gesellschaft, zu der unter anderem das St. Josef Hospital gehört, bestätigte am Montagabend einen Meldefehler seiner Klinik. „Ich vermute, bei einem solch hohen Anstieg innerhalb eines Tages kam es zu Eingabefehlern von mehreren Kliniken.“

Intensivmediziner: eher zufällige Zahlensprünge

Dazu passt auch die Aussage von Simon Larrosa-Lombardi, Intensivmediziner am Klinikum Westfalen: „Die Entwicklung der letzten Tage hat gezeigt, dass es auch mal zu eher zufälligen Zahlensprüngen kommen kann, beispielsweise wenn Daten nachgemeldet werden oder andere Zufälligkeiten das Bild prägen.“

Zur Bedeutung der Ampelfarben meint er: „Statusmeldungen bilden jeweils Momentaufnahmen ab. Das Problem bei solchen Wasserstandsmeldungen ist grundsätzlich, dass sich das Bild bis zur Wiedergabe solcher Momentaufnahmen bereits verändert haben kann“, erklärt Larossa-Lombardi.

Daher sei ein gelbes Licht auch sicherlich kein Indiz für eine Problemlage oder eine Einschränkung der Versorgungssituation.

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In einer vorherigen Version des Artikels lag der Redaktion die Information über die falsch gemeldete Zahl der Corona-Intensivpatienten noch nicht vor. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst.