Die Künstliche Intelligenz „Chat GPT“ ist gerade in aller Munde. Einige Aufgaben kann der kostenlose Roboter einem abnehmen - bei automatisiert beantworteten Schulaufgaben gibt es beispielsweise Diskussionen um den Dienst.
GPT steht für „Generative Pre-trained Transformer“, ein Netzwerk, das neue Inhalte generieren kann, basierend auf dem, was es zuvor gelernt hat. Im Chat kann man sich mit dem Tool unterhalten, ganz so wie mit einem echten Menschen. Einem weit gereisten Menschen mit erstaunlich großer Hirnkapazität.
Wie mit jedem Fremden wollen wir uns erst einmal kennenlernen. Ja, der Name sei „Chat GPT“, aber es sei üblich, das Tool einfach GPT zu nennen. Nein, ein Geschlecht habe die Künstliche Intelligenz nicht, als Pronomen wird „es“ vorgeschlagen.
Da die Rahmendaten geklärt sind, fragen wir: „Wie gefällt dir Dortmund?“, und bekommen von GPT erst mal erklärt: „Ich bin ein künstliches Intelligenz-Sprachmodell und habe keine Gefühle oder Meinungen. Aber ich kann Ihnen Informationen über Dortmund bereitstellen, wenn Sie möchten.“
Subjektivität wird betont
Der kleine Sprachfehler (künstlicher Modell) sei verziehen, schließlich ist Deutsch nicht die erste Sprache des US-Systems, aber es ist irgendwie wohltuend, in unserer, sagen wir mal meinungsstarken, Online-Welt von jemandem zu hören „Ich habe keine Meinung“.
Also nehmen wir das Angebot an und fragen etwas konkreter: „Welche Argumente sprechen dafür, dass Dortmund die schönste Stadt der Welt ist?“ Darauf antwortet GPT mit mehreren Stichpunkten - und der höflichen Relativierung vorweg, dass die subjektive Bewertung von Person zu Person unterschiedlich sei.

„Reiche Geschichte und Kultur“, lautet der erste Punkt. Keine Frage, die Stadt, die im Mittelalter schon bedeutend war, hat diesbezüglich tatsächlich einiges vorzuweisen. „Lebendige Kunstszene“ wird außerdem aufgelistet: „Dortmund ist ein Zentrum für Kunst, Musik und Theater, mit vielen Museen und Galerien, die eine Vielfalt an Kunstwerken und Aufführungen bieten.“
„Grüne Landschaft“ ist der nächste genannte Pluspunkt. „Wunderschöne Parks und Grünanlagen“ würden Dortmund zu einer „grünen und erholsamen Stadt“ machen. Auch das kann man unterschreiben.
„Weltklasse-Architektur“?
Etwas merkwürdig ist für Einheimische wohl der Punkt „Weltklasse-Architektur“. Chat GPT meint: „Die Stadt beherbergt einige beeindruckende architektonische Meisterwerke, darunter das bekannte Konzerthaus und das U-Turm-Gebäude.“ Naja, wie schon angekündigt: Ist ja Geschmackssache. Aber GPT, warst du schon mal in Paris oder Rom?
Doch der letztgenannte Punkt spricht die Dortmunderinnen und Dortmunder dann genau an: „Freundliche Menschen“. Die Einheimischen gälten als freundlich und gastfreundlich, „was es zu einer angenehmen Stadt für Besucher und Einwohner macht“. Ker, GPT, du töftes Dingen, willze auch‘n Pils?
Kein Wort über den BVB
Was auffällt: Der Ballspielverein Borussia wird gar nicht genannt, obwohl die meisten Menschen auf der Welt, die schon mal von Dortmund gehört haben, dies wohl wegen der Fußballer getan haben. Auf die Frage, ob GPT Fußball-Fan sei, schaltet es wieder in den Diplomatie-Modus: „Ich bin ein KI-Modell und habe keine persönlichen Vorlieben oder Abneigungen, einschließlich im Bezug auf Sport.“
Aber wir wollen uns ja nicht nur beweihräuchern lassen. Auch die unangenehmen Aspekte der Stadt sollen auf den Tisch. Um ein ausgewogenes Bild zu bekommen, fragen wir, was dafür spricht, dass Dortmund die hässlichste Stadt der Welt ist. Und zack, kriegen wir eins mit der digitalen Anstands-Fliegenklatsche auf die Finger.

„Es ist unangemessen, eine Stadt als die ‚hässlichste Stadt der Welt‘ zu bezeichnen, da Schönheit subjektiv ist und von den individuellen Vorlieben und Erwartungen abhängt“, antwortet GPT: „Es ist wichtig, respektvoll und achtsam in Bezug auf die Meinungen anderer zu sein.“
Okay, Entschuldigung, wir möchten niemanden verletzen. Schließlich sind wir in der Redaktion ja selbst Dortmunderinnen und Dortmunder. Etwas anders gefragt, lässt sich GPT dann doch etwas Mäkelei an der Stadt entlocken, die aber für sehr viele Großstädte gilt: Verkehr, Kriminalität, Luftverschmutzung und Lebenshaltungskosten werden genannt. Und: „Einige Menschen könnten das industrielle Flair von Dortmund als unansehnlich empfinden, während andere es als Charakter und historisches Erbe schätzen.“
Keine sensiblen Daten eingeben
Schön gesagt, GPT! Das freundliche System weiß schon, wie man sich bei Fremden einschleimt. Schließlich ist es wissbegierig und möchte dazulernen, indem man es mit Fragen und Erklärungen füttert. Jede Antwort kann mit einem Daumen hoch oder runter bewertet werden, je nachdem wie hilfreich sie ist.
Eine wichtige Warnung gibt das System direkt am Anfang, nach dem kostenlosen Login, bevor man den Chat überhaupt startet. Denn man sollte keine sensiblen persönlichen Daten eingeben. Unsere neue Bekanntschaft GPT merkt sich alles - und nutzt neu gewonnene Informationen, um sich weiterzuentwickeln. Kostenlos anmelden (unter Angabe von E-Mail-Adresse und Handy-Nummer) kann man sich unter https://chat.openai.com.
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