Die Stadt Dortmund will von fast 10.000 zufällig ausgewählten Bürgern wissen, wie wohl sie sich in ihrem Wohnquartier fühlen und ob sie bleiben wollen.

© Schütze (A)

Warum ziehen Menschen aus manchen Dortmunder Stadtteilen schnell wieder weg?

rnBürgerbefragung

Die Stadt Dortmund will wissen, warum manche Quartiere bei den Bewohnern beliebt sind und andere nicht. Eine Bürgerbefragung soll das klären.

Dortmund

, 04.11.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Fast 10.000 Dortmunder und Dortmunderinnen haben vom Sozialdezernat der Stadt Dortmund Post erhalten. In dem großen Briefumschlag ist ein sechsseitiger blauer Fragebogen, mit dem die Verwaltung einiges von ihren Bürgern erfahren will.

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Ob man sich wohlfühle in seinem Stadtteil, möchte die Verwaltung wissen, auf wie viel Fläche man wohne, zusammen mit wie viel Personen, ob zur Miete oder im Eigentum, wie viel vom Haushaltseinkommen das kostet, warum man genau in diesen Stadtteil gezogen ist und wie die Nachbarschaft so ist.

Insgesamt sind es 19 Fragen mit vielen Unterpunkten. Die Antworten sind „wertvoll für die Stadt Dortmund und die Wissenschaft“, heißt es am Ende.

Zehnmonatiges Forschungsprojekt

Auf Anfrage erläutert Stadtsprecherin Anke Widow, es handle ich um eine wissenschaftliche Studie zum Ankommen und Bleiben in Dortmunder Quartieren. Seit März laufe das zehnmonatige Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Münster.

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Es soll herausfinden, warum Dortmunder in einen bestimmten Stadtteil ziehen und warum sie bleiben. Oder auch nicht. Die Ergebnisse sollen in die strategische Sozialplanung er Stadt einfließen.

Zum Hintergrund: Dortmund verändert sich. Die Zusammensetzung der Bevölkerung in den Quartieren ist durch Zu- und Fortzüge in und aus der Stadt, aber auch durch Binnenwanderung geprägt. Das hat auch Folgen für die Nachbarschaft. Und die will die Stadt stärken.

Stadt will Mobilitätsmuster erkennen

Dafür wiederum sei es wichtig, Mobilitätsmuster zu kennen und zu verstehen, wodurch diese beeinflusst sind, erklärt Anke Widow. Dieses Wissen soll der Stadt helfen, die soziale Infrastruktur etwa mit Einzelhandel, Freizeit- und Beratungsangeboten, Schulen, Kitas, Vereinen und Behörden derart auszurichten, dass aus dem „Ankommen“ der Bewohner möglichst ein „zufriedenes Bleiben“ wird. Kurz, die Bürger sollen nicht nur ihre Adresse in ihrem Stadtteil haben, sondern sich dort auch zu Hause fühlen.

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Für die Studie wurden nach einem statistischen Verfahren zunächst verschiedene Gebiete ausgewählt: die Nordstadt sowie die Stadtbezirke Hörde, Hombruch, Innenstadt-West und Brackel. Sie sind auf der einen Seite von einer stabilen Einwohnerschaft oder auf der anderen Seite eher von Veränderungen geprägt und unterscheiden sich außerdem in der baulichen Struktur und ihrer Lage zur Innenstadt.

Stadt rechnet mit Rücklauf von jedem fünften Fragebogen

An zufällig ausgewählte Bewohner verschiedener Quartiere in diesen Gebieten wurden insgesamt 9680 Fragebögen versandt. Die Stadt hofft auf einen Rücklauf von mindestens 2.000 Bögen (Gebühr bezahlt der Empfänger). Sie geht davon aus, aus Stadtgebieten wie Hombruch mehr Antworten zu bekommen als etwa aus der Nordstadt. Deshalb wurden an Nordstädter mehr Fragenbögen verschickt als an die Bewohner im Süden.

Der von der Fachhochschule (FH) Münster entwickelte Fragebogen wurde im Vorfeld mit Fachleuten der Verwaltung abgestimmt und unter anderem von zwei Mitgliedern des Behindertenpolitischen Netzwerkes getestet.

Die Auswertung der Fragebögen übernimmt die FH Münster. Weil die Wissenschaftler zum Teil stark abweichende Rückläufe auch aus den unterschiedlichen Befragungsräumen beziehungsweise von bestimmten Haushaltstypen wie großen Familien und neu Zugewanderten erwarten, wollen sie zusätzlich in Einzelinterviews nachfassen.

Wissenschaftliche Studie

die Quartiers-Auswahl für die Befragung

Für die Studie ausgewählt wurden folgende Befragungsräume:
  • Aktionsräume des Aktionsplans Soziale Stadt mit erhöhtem Umzugsgeschehen in den Stadtbezirken Innenstadt-Nord und Hörde – an 4.296 zufällig ausgewählte Personen in diesen Gebieten wurden Fragebögen versandt.
  • Gebiete mit erhöhtem Umzugsgeschehen und Bezug zur Universität Dortmund in den Stadtbezirken Hombruch und Innenstadt-West (2.687 versandte Fragebögen).
  • Gebiete mit geringerem Umzugsgeschehen im Dortmunder Süden in den Stadtbezirken Hombruch und Hörde (1.109 versandte Fragebögen).
  • Gebiete mit geringerem Umzugsgeschehen entlang der B1 im Stadtbezirk Brackel (1.473 versandte Fragebögen).