Warum am Dortmunder Hauptbahnhof nur Provinzbahnsteig-Dächer verbaut werden

© Oliver Volmerich

Warum am Dortmunder Hauptbahnhof nur Provinzbahnsteig-Dächer verbaut werden

rnErster neuer Bahnsteig eröffnet

Seit Freitag bekommen Bahnpendler einen ersten Eindruck vom versprochenen Umbau des Dortmunder Hauptbahnhofs. Am ersten neugestalteten Bahnsteig halten nun Züge. Wir haben uns umgesehen.

Dortmund

, 06.09.2019, 15:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Tanja Schulz ist gleich am Freitagmorgen bei der Ankunft am Hauptbahnhof aufgefallen, dass etwas anders ist. „Der Eindruck ist sehr positiv“, stellt die Bahnpendlerin am Bahnsteig 26/31 beim Warten auf den Zug nach Lünen fest.

Seit dem 6. September halten Züge am ersten neugestalteten Bahnsteig, der mit dem laufenden Umbau des Dortmunder Hauptbahnhofs ein ganz neues Gesicht bekommen hat.

Pendlerin Tanja Schwarz gefällt der neugestaltete Bahnsteig.

Pendlerin Tanja Schwarz gefällt der neugestaltete Bahnsteig. © Oliver Volmerich

Eigentlich sollte der Bahnsteig schon Anfang August in Betrieb gehen. Doch die Ermittlungen nach dem tragischen Baustellen-Unglück, bei der ein Arbeiter nach Kontakt mit einer Stromleitung ums Leben kam, sorgten für eine Verzögerung.

Jetzt gibt der Bahnsteig 26/31 ganz im Norden des Bahnhofs einen Vorgeschmack auf das Aussehen des Dortmunder Hauptbahnhofs nach dem seit Herbst 2017 laufenden Bahnhofsumbau.

Und das kommt nicht nur bei Bahnpendlerin Tanja Schulz gut an. Der neue Bahnsteig sei wesentlich besser als die alten, meint auch Bahnkundin Carolin Diedrichs. „Das sieht richtig gut aus.“

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Der erste neue Bahnsteig im Hauptbahnhof Dortmund

Der neue Bahnsteig 26/31 am Dortmunder Hauptbahnhof
06.09.2019

Wobei es nicht in erster Linie um die Optik geht. Wichtigstes Ziel des Bahnhofs-Umbaus ist die Barrierefreiheit der Bahnsteige. Sie sollen künftig ohne Probleme auch von Menschen mit Behinderungen oder mit Kinderwagen oder Fahrrädern genutzt werden können. Dazu gehören Rolltreppen und Aufzüge für jeden Bahnsteig.

Rolltreppen sind wichtigste Neuerung

Die Rolltreppen wurden am Premierentag gleich eifrig von den Reisenden genutzt. Der Aufzug, der vom Bahnsteig in die Mitte des ebenfalls umgestalteten Bahnhofstunnels führt, ist allerdings noch von Bauzäunen umstellt. Er wird voraussichtlich bis Ende des Jahres freigegeben, teilt die Bahn AG mit.

Zur (schon vorhandenen) Barrierefreiheit gehören auch optisch abgehobene Leitlinien auf dem Boden, an denen sich Sehbehinderte orientieren können. Außerdem gibt es ein neues Wegeleitsystem, neue Lautsprecher und Zugzielanzeiger, eine moderne Beleuchtung und neue Möbel. Alles wirkt in der vorherrschenden silbergrauen Metalloptik heller und freundlicher.

Nur kurze Bahnsteig-Dächer

Doch es gibt auch Kritik. Das Bahnsteig-Dach fällt sehr kurz aus. „Bei Regen und im Winter steht der Reisende schon kurz nach dem Treppenaufgang ungeschützt auf dem Bahnsteig“, stellt unser Leser Horst Nowak fest.

Die Bahn begründet das mit der Fördersystematik des Landes, das nur Geld für die gewählte Dachlänge zur Verfügung stelle. Als Ausgleich habe man ein Wetterschutz-Häuschen im Westen des Bahnsteigs gebaut.

Neue Möbel gehören zur Ausstattung des umgebauten Bahnsteigs. Weniger gut: das sehr kurze Bahnsteig-Dach.

Neue Möbel gehören zur Ausstattung des umgebauten Bahnsteigs. Weniger gut: das sehr kurze Bahnsteig-Dach. © Oliver Volmerich

Generell gilt: Luxus oder besonderen Komfort sucht man beim Bahnhofsumbau vergeblich. Man konzentriere sich auf die Funktionalität, hieß es schon vor dem Start der Bauarbeiten.

Die Folge: Während beispielsweise in Stuttgart Milliarden in ein umstrittenes Bahnhofsprojekt investiert werden, gibt es in Dortmund nur bescheidene Bahnsteigdächer vom Typ „Zwiesel“, die auch an vielen Kleinstadt-Bahnhöfen üblich sind.

Mit der kostengünstigen Lösung wolle man den Fahrpreis nicht belasten, hatten führende Vertreter der Bahn erklärt. Dabei ist der Anteil der Bahn AG an der Bahnhofssanierung in Dortmund sogar eher bescheiden.

Von den avisierten Gesamtkosten in Höhe von rund 130 Millionen Euro trägt die Bahn selbst gerade einmal 6 Millionen Euro. Den größeren Anteil steuern der Bund mit 73,2 Millionen und das Land mit 51,3 Millionen Euro bei.

Der nächste Bahnsteig ist gesperrt

Der Bahnhofsumbau geht nun nahtlos weiter. Aktuell ist der Bahnsteig 21/23 gesperrt. Die Folge ist, dass die Regionalzüge der Linien RB50, RB51 und der RE3 voraussichtlich bis Mitte 2020 vom neugestalteten Bahnsteig 26/31 fahren.

Etwa im Jahresrhythmus werden die Bauarbeiten nun Richtung Süden wandern. Abgeschlossen werden soll der Bahnhofsumbau dann voraussichtlich im Jahr 2024 mit der Neugestaltung des Bahnhofs-Nordausgangs.

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