
Prof. Dr. Andreas Humpe hat untersucht, wie häufig Falschparker ohne Ticket erwischt werden. © Archiv / Julia Bergmeister
Wann lohnt sich Falschparken? Dortmunds Preise im Check
Bußgeld
Falschparken lohnt sich: Das besagt eine Studie der Hochschule München. Wer kein Parkticket zieht, lebe unterm Strich günstiger, heißt es. Wir haben uns die Kosten in Dortmund angesehen.
Wer im falschen Moment nur ganz kurz kein Parkticket im Auto hat, muss Bußgeld zahlen. Andererseits kann man theoretisch ein Leben lang für lau parken, wenn man das Glück hat, nie kontrolliert zu werden. Die Hochschule München ist am Beispiel der Stadt Freiburg zum Schluss gekommen: „Ökonomisch gesehen rechnet es sich, häufig falsch zu parken.“
Zu Grunde gelegt wurden dafür die Preise für Parktickets und Knöllchen, wenn man erwischt wird. Außerdem wurde betrachtet, wie häufig Falschparker kontrolliert werden. Das passiere so selten und das Bußgeld sei so niedrig, dass es unterm Strich für die Betroffenen günstiger sei, keine Tickets zu ziehen, lautet das Fazit.
Hoher Wall dreimal teurer als Hohe Straße
In Dortmund unterscheiden sich die kostenpflichtigen Zeiten und die zulässige Höchstparkdauer. An der Kampstraße oder am Wall nahe der Thier-Galerie kosten 4 Minuten Parkzeit aber jeweils 10 Cent. Etwas von der City entfernt, an der Hohen Straße, ist es dreimal günstiger: Für 10 Cent darf man 12 Minuten lang stehenbleiben.
Wer ohne Parkschein erwischt wird, zahlt 20 Euro Bußgeld. Das bedeutet, dass sich das Falschparken an Kampstraße oder Wall „lohnt“, wenn man mehr als 13,3 Stunden lang dort parkt, ohne erwischt zu werden.
An der Hohen Straße ist diese Schwelle erst nach 40 Stunden überschritten. Teurer kann das Bußgeld werden, wenn die Kontrolleure nach einer gewissen Zeit noch einmal vorbeikommen und ihnen auffällt, wie lange man ohne Ticket parkt.
Rund 50 Menschen sind im vergangenen Jahr damit betraut gewesen, Dortmunder Parksünder zu erwischen. In Freiburg waren es im untersuchten Jahr 2019 laut Studie 30 Personen. Die Stadt hat dabei deutlich weniger als halb so viele Einwohner wie Dortmund (230.000 zu 600.000) und auch weniger Autos pro Kopf. In Freiburg sind also sogar mehr Kontrolleure pro Auto unterwegs als in Dortmund.
„Einzig logische Konsequenz“: Strafen erhöhen
Damit das Falschparken weniger verlockend wird, sei „die einzig logische Konsequenz, die Strafen zu erhöhen“, sagt Prof. Dr. Andreas Humpe, der die Studie geleitet hat. Diese sind jedoch über die Bußgeldkatalog-Verordnung bundesweit geregelt, können von den Städten also nicht individuell angepasst werden.
Zuletzt hat es aus der Dortmunder Politik auch Forderungen gegeben, im Rahmen der Verkehrswende und der Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel das Parkticket teurer zu machen. Das wiederum könnte eher dazu verleiten, kein Ticket zu ziehen und zu hoffen, nicht erwischt zu werden.
Solche illegalen „Sparmaßnahmen“ haben aber natürlich Einfluss auf die Stadtkasse, die allen Menschen zugute kommt. Die Hochschule München nennt diese Abwägung: „Ein Spiel auf Kosten des Gemeinwohls.“
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
