
© Lydia Heuser
Mit Video: Wanderschäfer zieht mit 350 Schafen durch Dortmunds Nordosten
Bio-Landwirtschaft
Auf einem Dortmunder Biohof helfen wollige Vierbeiner dabei, das Feld zu bestellen: Welchen Vorteil Schafe gegenüber Landmaschinen haben und wann ein Lamm ein Osterlamm ist, erklärt Schäfer Christof May.
Christof May ist Wanderschäfer. Er hat drei Schafherden, eine von ihnen betreibt momentan Ackerpflege auf dem Bio-Hof von Dirk Schulte-Uebbing in Kemminghausen.
Futter gegen Dünger
350 Schafe fressen sich vier Tage an Bio-Klee mit Phacelia satt. Dirk Schulte-Uebbing hat die Pflanzen als Zwischenfrucht auf dem viereinhalb Hektar großen Feld wachsen lassen.
Christof May hat einfach aufzubauende Zäune dabei, um Bereiche abzustecken, wo die Tiere grasen und düngen sollen. Denn das ist der klare Vorteil gegenüber Landmaschinen: Die tierischen Rasenmäher brauchen keinen Diesel als Antrieb und verarbeiten den Grünschnitt gleich zu Düngemittel weiter, indem sie ihren Mist auf dem Acker verteilen.
„Ich bin hier schon seit drei Jahren immer wieder im Einsatz“, sagt Christof May. Eine echte Win-Win-Situation für Schäfer und Hofbesitzer: „Ich bekomme hier das Futter für meine Schafe, er bekommt den Dünger.“
Herdenschutzhunde passen auf die Schafe auf
„Unsere Tiere stehen 365 Tage im Jahr draußen“, sagt Christof May, der sich vor gut zehn Jahren vier Herdenschutzhunde angeschafft hat. „Ich war der erste Schäfer in Nordrhein-Westfalen.“
Die großen, unerschrockenen Pyrenäenberghunde habe er sich nicht aus Angst vor Wölfen zugelegt - sondern wegen der Menschen. „2009 hat jemand eines meiner Schafe mit einer Eisenstange totgeschlagen.“

Zum Schutz der Schafherde setzt Christof May auf tierische Hilfe: Pyrenäenberghunde verteidigen ihre Schafherde gegen ungebetenen Besuch. © Lydia Heuser
Hüten können die vier weißen Riesen aber nicht. Dafür hat Christof May zusätzliches Vierbeiner-Personal. Drei seiner fünf Hütehunde seien schon in Rente, zwei im aktiven Dienst. Sie dürfen am Mittag die 350 Tiere zum nächsten Arbeitsplatz lotsen.
„Im Sommer gehen wir schon mal acht Kilometer am Tag – das ist kein Problem“, so Christof May. In der Stadt treibt er seine Herde meistens an Wochenenden in den frühen Morgenstunden zur nächsten Einsatzstelle, dann sei wenig los.
Osterlämmer in Kemminghausen?
Hochtragenden Schafen mutet Christof Mai keine langen Wege zu. Auch wenn wenige Tage alte Lämmer dabei sind, verzichtet er auf Wanderungen. In der Kemminghausener-Herde seien bestimmt noch 250 Schafe trächtig, schätzt er. „Ab 15. April werden sie zur Welt kommen.“ Fünf Monate sind Schafe schwanger und vier bis fünf Monate werden Lämmer von ihren Müttern gestillt.
„Die Lämmer, die man hier in der Herde sieht, sind keine Osterlämmer“, stellt Christof May mit einem Blick auf die wolligen Rasenmäher klar. Auch die Tiere, die im April erst das Licht der Welt erblicken werden, seien keine Osterlämmer.

Vier bis fünf Monate werden die Lämmer von ihren Müttern gesäugt. Das kleine schwarze Lamm im Vordergrund ist zu jung für ein Osterlamm und wird jetzt noch nicht geschlachtet. © Lydia Heuser
Die Schafe, die im Oktober und November geboren wurden, seien um die Osterzeit groß genug, dass man sie schlachten könne. Christof May bringt seine Tiere selbst zum wenige Kilometer entfernten Schlachthof. „Ich bin bei der Schlachtung selbst dabei. Ich kann sagen, die Tiere haben keinen Stress, sie sind ganzjährig draußen und habe keine langen Transportwege.“
Nicht jedes Lamm landet am Ende auf dem Teller
Fällt es ihm schwer, die Tiere zum Schlachter zu bringen? „Das ist halt der Kreislauf“, sagt er. Manchmal behalte er aber auch weibliche Tiere, um mit ihnen weiter zu züchten. Bei den Böcken sei das schwierig, weil es dann zu Inzucht kommen könne. „Manchmal behalte ich auch ein Schaf, das zum Beispiel einen Fleck im Gesicht hat. Ich stehe ein bisschen auf bunte Schafe“, gesteht Christof May.
Ein Prinzip pflegt er: Trächtige Schafe lässt er nicht schlachten. Deshalb trennt er frühzeitig die ausgewachsenen Schafe, die geschlachtet werden sollen, von den restlichen Tieren. Gemeinsam mit den fast genauso großen Osterlämmern fährt Christof May sie dann im Frühjahr zum Schlachthof.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
