Waltroper Industriegebiet: Verhindert die Regionalplanung den Umzug der Firma Langendorf?
Im Dicken Dören
Eine Bürgerversammlung und 1000 Unterschriften gegen das Industriegebiet Im Dicken Dören an der Stadtgrenze. Womöglich ist alles Werben der Waltroper Bürgermeisterin aber ohnehin hinfällig.

Mitten im Groppenbach liegt die Stadtgrenze zwischen Dortmund und Waltrop. An ihm scheiden sich die Geister: Keine 200 Meter entfernt soll das Industriegebiet Im Dicken Dören entstehen. © Stephan Schuetze
Es waren eher Randinformationen, die bei einer Bürgerversammlung zum geplanten Industriegebiet Im Dicken Dören an der Stadtgrenze aufhorchen ließen. Am Montagabend (8. Juli) stellten sich Waltrops Bürgermeisterin Nicole Moenikes und Planungsdezernent Andreas Scheiba den Fragen von rund 70 Groppenbrucher Bürgern. Am Dienstag erfuhr diese Redaktion, dass alle Planungen, den Spezial-LKW-Hersteller Langendorf aus der Waltroper Innenstadt an die Stadtgrenze umzusiedeln, womöglich hinfällig sind.

Rund 70 Groppenbrucher nahmen am Montag (8. Juli) an der Bürgerversammlung in der Feuerwache Groppenbruch teil. © Uwe von Schirp
Es geht um Perspektiven und Optionen der Firma Langendorf. Und es geht um das Änderungsverfahren zum noch gültigen Regionalplan, das die Stadt Waltrop eingeleitet hat. Nicole Moenikes und Julia Karla vom Dortmunder Planungsamt zeigten sich uneins über den aktuellen Fortschritt dieses Änderungsverfahrens.
RVR bearbeitet 5000 Stellungnahmen zum neuen Regionalplan
Klarheit verschafft Jens Hapke, der Sprecher des Regionalverbands Ruhr (RVR): Alle Änderungsverfahren zum aktuellen Regionalplan ruhen. Das betrifft den „Dicken Dören“ ebenso wie das Gelände des ehemaligen Kraftwerks Knepper und sechs weitere Verfahren. „Sie können derzeit nicht wie gewohnt bearbeitet werden, da die Erfassung und Bearbeitung der Einwände zum (neuen, d. Red.) Regionalplan Ruhr oberste Priorität haben“, schreibt Hapke auf Anfrage.
Der neue Regionalplan geht also vor. 5000 Stellungnahmen hat der RVR zu bearbeiten - und ist damit völlig überlastet. Aber es drängt die Zeit. „Ziel der Regionalplanung im RVR ist es, den Regionalplan noch in dieser Legislaturperiode bis Herbst 2020 in der Verbandsversammlung abschließend zu beraten“, schreibt Jens Hapke. Der Grund liegt auf der Hand, vermuten Insider: Sollte es große Verschiebungen in den politischen Mehrheiten bei der Wahl im nächsten Jahr geben, wäre der neue Regionalplan womöglich Makulatur. Das aufwändige Verfahren müsste von vorne beginnen.

Sie diskutierten mit den Anwohnern: Julia Karla vom Dortmunder Stadtplanungsamt, Bezirksvertreterin Anja Hubert, Ratsvertreter Torsten Heymann (beide SPD), Waltrops Bürgermeisterin Nicole Moenikes, Stefanie Hugot von der Bürgerinitiative gegen das Industriegebiet und Thorsten Klein, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Mengeder Heide/Groppenbruch (v.l.). © Uwe von Schirp
„Änderungsverfahren zu geltenden Regionalplänen werden fortgeführt, sobald die laufenden Arbeiten der Bearbeitung des Regionalplans Ruhr dies zulassen“, erklärt RVR-Sprecher Hapke. Die aktuellen Änderungsanträge wie der zum Industriegebiet Im Dicken Dören seien in den neuen Regionalplan Ruhr jedoch bereits eingearbeitet.
Der zeitliche Horizont von Langendorf ist begrenzt
Reicht diese zeitliche Perspektive aber der Firma Langendorf? Waltrops Planungsdezernent blieb in der Bürgerversammlung zunächst vage. „Drei Jahre ab heute“, erklärte er auf Nachfrage. Womöglich ein Trugschluss.
„Unser zeitlicher Horizont ist begrenzt“, erklärte Langendorf-Geschäftsführer Dr. Klaus P. Strautmann im Gespräch mit dieser Redaktion am Dienstag. „Wir werden noch in diesem Jahr entscheiden, ob wir den Betrieb an der (Waltroper, d. Red.) Bahnhofstraße modernisieren und ihn runterfahren.“ Das sei mit dem Aufsichtsrat so vereinbart. „Wir müssen den Anforderungen an Arbeitsschutz und Sicherheit gerecht werden.“
Groppenbrucher sammelten 1000 Unterschriften
Konkret heiße das, die „innovativen Betriebsteile“ in Waltrop zu halten, die anderen nach Polen auszulagern. In Polen hat die Wielton-Group, zu der Langendorf gehört, ihren Sitz. Die Konsequenz: Mittelfristig würden 60 bis 80 Arbeitsplätze in Waltrop abgebaut. Das ruhende Verfahren beim Regionalverband bedauert Strautmann. „Ich bin deswegen schon an anderen Stellen im Ministerium aktiv geworden.“

Stefanie Hugot (r.) überreichte Waltrops Bürgermeisterin Nicole Moenikes eine Petition gegen das Industriegebiet Im Dicken Dören, die 1000 besorgte Bürger unterschrieben haben. © Uwe von Schirp
Klaus P. Strautmann hätte sich gern am Montagabend selbst den Fragen der Groppenbrucher gestellt, war aber terminlich verhindert, betont er. „Da sind viele Ängste hochgekocht.“ Die vernahm auch Bürgermeisterin Nicole Moenikes. Sie wolle mit den Groppenbruchern im Gespräch bleiben, erklärte sie und nahm eine Petition mit 1000 Unterschriften gegen das Industriegebiet entgegen.