Waltroper Industriegebiet: Wie die Zeit den Groppenbruchern in die Karten spielt

© Stephan Schuetze

Waltroper Industriegebiet: Wie die Zeit den Groppenbruchern in die Karten spielt

rnIm Dicken Dören

Alter und neuer Regionalplan, ein ruhendes Verfahren: Ob und wann das geplante Industriegebiet verwirklicht werden kann, ist nur schwer zu durchschauen. Wir erklären die Hintergründe.

Groppenbruch

, 10.07.2019, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Antrag der Stadt Waltrop, die derzeit landwirtschaftlich genutzte Fläche Im Dicken Dören an der Stadtgrenze zu Dortmund in ein Gewerbe- und Industriegebiet umzuwandeln, liegt „auf Eis“. Er sei nicht ausgesetzt, korrigiert Jens Hapke, Sprecher des Regionalverbandes Ruhr, eine Anfrage dieser Redaktion. Der Antrag ruhe derzeit.

Der Regionalplan legt fest, welche Flächen im Ruhrgebiet für Gewerbeansiedlungen und Industrie, welche für Wohnsiedlungen vorgesehen und welche als Grünzüge ausgewiesen werden. Er ist Grundlage für Flächennutzungspläne und letztlich für die Bebauungspläne der einzelnen Kommunen.

Noch gelten die Regionalpläne der drei Regierungsbezirke

Noch gelten die Regionalpläne der drei Regierungsbezirke im Ruhrgebiet. Im konkreten Fall des Gewerbe- und Industriegebiets Im Dicken Dören sind damit nicht nur Planungen der Städte Waltrop und Dortmund, sondern auch die Regionalpläne der Regierungsbezirke Münster (Waltrop) und Arnsberg (Dortmund) berührt.

Nicht der Kanal, sondern erst der Groppenbach bildet die Stadtgrenze zwischen Dortmund und Waltrop. In diesem äußersten Zipfel ihres Stadtgebiets möchte die Stadt Waltrop in 200 Metern Entfernung zur Groppenbrucher Straße Industrie ansiedeln.

Nicht der Kanal, sondern erst der Groppenbach bildet die Stadtgrenze zwischen Dortmund und Waltrop. In diesem äußersten Zipfel ihres Stadtgebiets möchte die Stadt Waltrop in 200 Metern Entfernung zur Groppenbrucher Straße Industrie ansiedeln. © Hasken

Seit 2009 ist der Regionalverband Ruhr per Gesetz verpflichtet, die Regionalplanung für das Ruhrgebiet vorzunehmen. Sie betrifft insgesamt elf kreisfreie Städte und vier Kreise - mit letztlich 53 Kommunen und 5,1 Millionen Menschen. Parlament des Regionalverbandes ist derzeit die Verbandsversammlung. Ihre Mitglieder sind gewählte Delegierte aus den Räten und Kreistagen der kreisfreien Städte und Kreise des Ruhrgebiets sowie die 15 Oberbürgermeister und Landräte. Bei der Kommunalwahl im September 2020 werden die Mitglieder des Ruhrparlaments erstmals direkt von den Wählern bestimmt. Das bedeutet: Je nachdem welches Ergebnis die Wahl bringt, spielen Umwelt-Aspekte eine mehr oder weniger große Rolle. Vielleicht kommt dann eine Industriefläche in einem Grünzug nicht mehr infrage. Die Fläche Im Dicken Dören befindet sich in einem regionalen Grünzug.

5000 Stellungnahmen dokumentieren Bürgrbeteiligung

Vor ziemlich genau einem Jahr, am 6. Juli 2018, beschloss die Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr (RVR) – nach acht Jahren Vorarbeit –, einen neuen Regionalplan Ruhr zu erarbeiten und die Öffentlichkeit sowie „die in ihren Belangen berührten öffentlichen Stellen zu beteiligen“. Letztere sind die Stadträte, Bezirksvertretungen und Kreistage im Ruhrgebiet oder auch die Emschergenossenschaft.

Ein halbes Jahr konnten die Menschen an Rhein und Ruhr sowie die öffentlichen Stellen zum neuen Regionalplan Stellung beziehen. Was dabei herauskam, beeindruckt: 5000 Stellungnahmen, davon 4880 aus dem privaten und 120 aus dem öffentlichen Bereich, dokumentieren sowohl das Interesse als auch die Bürgerbeteiligung.

Aktuelle Änderungsanträge ruhen

„Nun werden wir uns ausführlich mit den Stellungnahmen befassen. Ich bin mir sicher, dass wir auch bei strittigen Themen gute Ausgleichsvorschläge finden“, erklärte Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel im Mai. Derzeit erfasst und strukturiert der RVR die Stellungnahmen. Eine Menge Arbeit, die die Regionalplaner im RVR voll auslastet. Wann sie damit fertig werden, ist völlig offen.

Deswegen beschloss die Verbandsversammlung, die Änderungsanträge zu den noch gültigen Regionalplänen ruhen zu lassen. Acht sind es an der Zahl: darunter der Dicke Dören in Waltrop und das Areal des ehemaligen Kraftwerks Knepper in Oestrich.

Beschluss vor Ende 2020 noch völlig offen

Die Zeit drängt: Der RVR möchte den neuen Regionalplan noch vor den Kommunalwahlen im kommenden Jahr beschließen. Insider bezweifeln, dass das machbar ist. „Eine zweite Offenlage der Änderungen wird eventuell erforderlich sein“, erklärt selbst der RVR. Heißt: eine neue Runde mit Stellungnahmen und anschließender Prüfung.

Für die Waltroper Pläne und die Groppenbrucher Sorgen spielen die Faktoren Verfahren und Zeit wahrscheinlich eine entscheidende Rolle. Die Firma Langendorf, die zum Dicken Dören umziehen soll, drängt bis zum Jahresende auf eine Entscheidung. Stand jetzt, scheint das aber kaum möglich.

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