
© Hans Blossey
Vorfahrt für Rad und H-Bahn: Wie die Speicherstraße zum Magneten werden soll
Hafen-Entwicklung
Mit der H-Bahn bis zum Hafen oder sogar bis zum Fredenbaum: Das ist eine Vision aus dem Mobilitätskonzept für die Speicherstraße. Wie realistisch sie ist, wird heiß diskutiert.
Ein neuer Anziehungspunkt am Wasser soll die Speicherstraße werden - mit Büros, Berufskolleg und Gastronomie an einer Hafenpromenade. Doch wie kommt man da hin? Das war die zentrale Frage beim Bürgerdialog zur Entwicklung der nördlichen Speicherstraße, zu dem die Stadt am Montagabend (14.6.) online eingeladen hatte.
Kern der Diskussion war das Mobilitätskonzept für das Digitalquartier an der Speicherstraße, das zurzeit im Rahmen des Bebauungsplan-Verfahrens erarbeitet wird. Grundlage ist der Planentwurf des dänischen Büros Cobe Architekten.
Er sieht eine kleinteilige Bebauung entlang der Speicherstraße vor. Insbesondere unter dem Dach einer alten Stahlhalle soll auch Platz für nordstadttypisches Gewerbe, Kunst und Kultur sein. „Es soll ein Quartier für alle sein“, unterstrich Oberbürgermeister Thomas Westphal den Anspruch.
Frage der Stellplätze
Hauptstreitpunkt beim Bürgerdialog war, wie innovativ und zukunftsorientiert das Mobilitätskonzept ausfällt. „Der Kernbereich des Quartiers soll möglichst autofrei bleiben“, erklärte Stadtplanerin Birgit Niedergethmann die Grundidee. An den Endpunkten der Speicherstraße sollen deshalb zwei Parkhäuser für Autos und Fahrräder entstehen. Wie viele Stellplätze sie bieten sollen, ist eine der noch offenen Fragen.
Nach den aktuellen Vorgaben der Landesbauordnung müsste pro 30 bis 40 Quadratmeter Bürofläche im Quartier ein Pkw-Stellplatz vorgesehen werden. Das lässt sich reduzieren, wenn es ein gutes Angebot im öffentlichen Nahverkehr und eine gute Fahrrad-Infrastruktur gibt, erläuterte Verkehrsplaner Pascal Wolff vom Büro Planersocietät. Nach dem bisherigen Best-Case-Szenario könnten so knapp 1500 Pkw-Stellplätze bis zu 3700 Fahrrad-Stellplätzen gegenüberstehen, die dezentral im Quartier verteilt sind.
Aktuell sieht Wolff in der Analyse sowohl bei der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr als auch bei der Erreichbarkeit mit dem Fahrrad Verbesserungsbedarf. So sei die Stadtbahn-Station Hafen relativ weit von der nördlichen Speicherstraße entfernt, für die Anbindung mit dem Fahrrad sei etwa die Mallinckrodtstraße eine Barriere.
Neue Buslinie oder H-Bahn
Doch zumindest mit Blick auf die Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr sind Verbesserungen geplant, wie Bettina Andre, Verkehrsplanerin bei DSW21 erklärte. So gibt es erste Überlegungen, eine neue Buslinie 413, die am Hauptbahnhof beginnen und am Fredenbaum enden könnte, durch die Speicherstraße fahren zu lassen. Und das im Zehn-Minuten-Takt.
Noch weitreichender sind allerdings die Ideen, die H-Bahn bis zur Speicherstraße fahren zu lassen. Die fahrerlose Hoch-Bahn, die bislang auf dem Uni-Campus fährt, soll mit einer neuen Fahrzeug-Generation eine weitere Strecke bekommen, die das neue Stadtquartier unter dem Titel „Smart Rhino“ auf dem alten HSP-Gelände erschließt. Startpunkt könnte am S-Bahnhof Dorstfeld sein, der Endpunkt an der Speicherstraße oder sogar darüber hinaus gehend am Fredenbaum, erläuterte H-Bahn-Geschäftsführer Elmar Middeldorf.
Beim Online-Bürgerdialog mit gut 80 Teilnehmern stieß die Idee auf eine Mischung aus Begeisterung und Skepsis. Eine Frage war dabei die zeitliche Perspektive. Während sich eine Busanbindung kurzfristig realisieren ließe, bräuchte eine H-Bahn-Anbindung mehr Platz für die Stützen der Tragschienen und auch mehr Zeit. Man denke in Fünf-Jahres-Zeiträumen, gab Elmar Middeldorf dabei einen ungefähren Zeitrahmen vor.

So sieht die Vision von der H-Bahn auf dem Smart-Rhino-Gelände aus. © Thelen-Gruppe
Dass beim Bürgerdialog vieles noch im Ungefähren blieb, war ein Kritikpunkt der Teilnehmer. Doch das liege in der Natur der Sache, wie Birgit Niedergethmann deutlich machte. Denn das Mobilitätskonzept sei noch in Arbeit. Man wolle die Bürger aber vorzeitig einbinden. Wünsche, Kritikpunkte und Anregungen aus dem Online-Dialog sollen denn auch nun in die weitere Planung einfließen.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
