
© Oliver Volmerich
Abriss im Dortmunder Hafen: Das ist der Plan für das neue „Digital-Quartier“
Umbau der Speicherstraße
Abrissbagger sind wieder im Hafen aktiv. Diesmal machen sie den Weg frei für ein Kernstück bei der Neuentwicklung der nördlichen Speicherstraße. Veränderungen sind schon deutlich sichtbar.
Der riesige Abrissbagger mit seinem langen Greifarm und seine etwas kleineren „Kollegen“ haben schon ganze Arbeit geleistet: Vom östlichen Seitenschiff der alten Industriehalle ist schon der größte Teil verschwunden. Die Überreste liegen akribisch nach Material sortiert am Rande der Baustelle.
Nachdem 2020 schon einige alte Lagerschuppen und die alte Hafenverwaltung verschwunden sind, ist der Abriss der ehemaligen Knauf-Interfer-Halle ein weiterer wichtiger Schritt zur Entwicklung der nördlichen Speicherstraße. Es ist ein großer Schritt. 27.000 Quadratmeter groß ist die Halle. Das entspricht fast vier Fußballfeldern.
Bis vor fünf Jahren wurden hier Stahlteile gelagert. 2016 gab das Stahlunternehmen Knauf Interfer den Standort im Dortmunder Hafen auf - und machte damit indirekt den Weg für die Neuentwicklung der nördlichen Speicherstraße frei.
Zentraler Platz unter einem Glasdach
Die frühere Knauf-Interfer-Fläche spielt dabei eine wichtige Rolle, zumal die Stahlhalle nicht ganz verschwindet. Denn das Stahlgerüst des Mittelschiffs, das aus zwei Teilen bestehend in den 50er und 60er Jahren errichtet wurde, bleibt erhalten. Das 26 Meter breite und 230 Meter lange Ständerwerk ist ein Herzstück im Konzept für die Neugestaltung der nördlichen Speicherstraße.
Der Entwurf des Kopenhagener Planungsbüros COBE, der beim Wettbewerb zur städtebaulichen Rahmenplanung Anfang 2020 überzeugt hatte, sieht in dem Mittelschiff unter einem transparenten Dach ein- bis zweigeschossige Einbauten vor.
Sie könnten etwa für Gastronomie, Kultur oder Start-up-Unternehmen genutzt werden. Der Überrest der alten Stahlhalle wird so zu einer Art offenem Marktplatz für das neue „Digital-Quartier“, das an der Speicherstraße entstehen soll.

Im Entwurf des Planungsbüros COBE zur Entwicklung der Speicherstraße spielt der Mittelteil der alten Industriehalle eine zentrale Rolle. © Cobe
Im Westen in Richtung Schmiedinghafen sind entlang einer neuen Uferpromenade Neubauten für Büros und Gastronomie geplant, direkt an der Speicherstraße auch ein neues Berufskolleg. Östlich der Stahlhalle sollen in Richtung der Kleingartenanlage kleinteiligere Bauten entstehen.
Die Planer-Ideen aus Kopenhagen sind jetzt Grundlage für das Bebauungsplan-Verfahren, das im Herbst 2020 gestartet wurde. Für diesen Herbst ist die sogenannte Offenlegung des Plans vorgesehen, die dann auch weitere Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung bietet. Erarbeitet wird unter anderem noch ein Mobilitätskonzept, erklärt d-port-Geschäftsführer Ludger Schürholz.
Im nächsten Jahr soll dann der Rat der Stadt den Bebauungsplan final beschließen, wünschen sich die Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft d-Port21.
Das Tochterunternehmen von DSW21 und Dortmund Hafen kümmert sich um die Umsetzung der Planung und die Vermarktung - und aktuell auch schon um den Teilabriss der ehemaligen Knauf-Interfer-Halle.

230 Meter lang ist die alte Industriehalle, die nun zum großen Teil abgerissen wird. © Oliver Volmerich
Der soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, erklärt Hafen-Direktor und d-port-Geschäftsführer Uwe Büscher. Aktuell geht es dabei sehr schnell voran. Das schwierigste Stück wartet aber noch.
„Die Trennung des Mittelschiffs von den übrigen Hallenteilen muss mit großer Sorgfalt und erschütterungsfrei erfolgen, damit die Statik nicht belastet wird“, erklärt Uwe Büscher. Mit dem künftigen Herz des Digitalquartiers muss man halt besonders sorgsam umgehen.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
