Die geplante Büromeile am Hafen nimmt konkrete Formen an: Die Stadtwerke haben ein fünf Hektar großes Grundstück gekauft, das die Pläne an der Speicherstraße in eine neue Dimension hievt.
Die Unternehmensgruppe Knauf Interfer mit Hauptsitz in Essen ist dabei, ihren Standort an der Bülowstraße direkt neben der Verwaltung der Dortmunder Hafen AG zu schließen. Das operative Geschäft sowie ein Teil der Mitarbeiter sei bereits verlegt, teilt der Stahlhändler auf Anfrage mit. Aktuell gebe es in Dortmund noch eine kleine Vertriebs- und Verwaltungsmannschaft. Sie wird den Standort aller Voraussicht nach Anfang 2019 aufgeben.
Der Effekt: Damit wird eine insgesamt sieben Fußballfelder (fünf Hektar) große Fläche frei, die in das städtebauliche Konzept für die neue Büromeile an der oberen (nördlichen) Speicherstraße einbezogen werden soll. Nach zähen, fast zwei Jahre langen Verhandlungen mit der Knauf-Gruppe haben die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) das mit einer riesigen Halle besetzte Grundstück vor Kurzem gekauft, der Aufsichtsrat hat das Geschäft bereits abgenickt. „Ich bin froh, dass die Fläche jetzt in kommunaler Hand liegt“, sagt Hafen-Vorstand Uwe Büscher.
Neubauten für Digitalcampus am Wasser
Inzwischen gibt es konkrete Überlegungen, welche Richtung die Entwicklung an der oberen Speicherstraße nehmen soll: Die geplanten Neubauten am Wasser sollen Teil eines „Digitalcampus“ am Dortmunder Hafen werden, wie Oberbürgermeister (OB) Ullrich Sierau, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender von DSW21, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte. Das bisherige „Knauf-Grundstück“ werde in das Konzept miteinbezogen.
Wie berichtet, sollen die alten Gewerbebauten nach und nach abgerissen werden und Platz machen für die Verschwenkung der Speicherstraße, die östlich bis zur Strecke der Hafenbahn verlegt werden soll. Dadurch entstehen zur Wasserseite neue, großzügig geschnittene Parzellen. Sie sollen mit Bürogebäuden bebaut werden, die rundum auf Digitalität ausgelegt sind.
Ersten Überlegungen zufolge soll die Hafen AG ihre jetzigen Verwaltungssitz aufgeben und in einen mehrgeschossigen Neubau neben dem Raiffeisen-Gebäude ziehen. Kein Palast soll es werden, aber „ein modernes, mit neusten digitalen Techniken ausgestattetes Gebäude“, wie Sierau sagte.
Digital-Akademie zieht zum Hafen
Ein weiterer Neubau am Hafenkai soll die geplante Akademie für Digitalität und Theater des Dortmunder Schauspielhauses aufnehmen. Wie berichtet, soll Dortmund zum Vorreiter für digitales Theater werden – und dafür in einer eigens eingerichteten Akademie künstlerische Forschung betreiben und Mitarbeiter ausbilden können.
Als weiterer Ankerpunkt ist ein neues Bürogebäude für das Dortmunder Systemhaus Dosys vorgesehen. Der rund 300 Mitarbeiter starke IT-Dienstleister der Stadt Dortmund soll seinen Standort bei DSW21 an der Deggingstraße verlassen und zum Hafen ziehen. Ein weiterer, insgesamt vierter Neubau für Gründer von Unternehmen mit digitaler Ausrichtung rundet das Konzept ab.
Die genauen Details soll ein städtebauliches Konzept liefern, das nun erarbeitet wird. Einen ersten Aufschlag hat das Architekturbüro Prof. Eckhard Gerber, das 2016 im Auftrag der Hafen AG eine Anfangs-Studie zur möglichen Entwicklung des Hafens lieferte. Die Erwartungshaltungen sind hoch. OB Sierau möchte "architektonische Unikate" sehen, "die zu einer unverwechselbaren Adressbildung des Hafens beitragen."
Neue Tochter mit dem Titel "d-port21"
Die Organisation und Federführung für die Vermarktung der Grundstücke (inklusive der früheren Knauf-Fläche) liegt in den Händen einer neuen, gemeinsamen Tochter von DSW21 und der Dortmunder Hafen AG: Sie trägt den Projekttitel "d-port21", wobei das "d" für "digital" steht. DSW21 ist daran mit 51 Prozent beteiligt, die Hafen AG mit 49 Prozent. Die beiden Geschäftsführer sind bereits ausgeguckt: DSW21-Grundstücksexperte Ludger Schürholz, der bereits die Parzellen am Phoenix-See und auf der Stadtkrone Ost mitvermarktet hat, sowie DSW21-Finanzdirektor Jörg Jacoby. Die Entwicklung werde in fünf Jahren möglicherweise noch nicht beendet sein, sagt OB Sierau. Zumindest aber sei das neue Gesicht des Dortmunder Hafens bis dahin schon klar zu erkennen.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.