Münze rein, drehen und was Gutes für Insekten tun: Sebastian Everding vor seinem Bienenfutter-Automaten in Dortmund-Hombruch. Mittlerweile hat der gelbe Kasten einen neuen Anstrich.

© Michael Nickel (Archiv)

Von Hombruch nach ganz Deutschland: Bienenautomaten sind der Renner

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Im Herbst hat Sebastian Everding den ersten Automaten für Bienenfutter in Deutschland mitten in Hombruch aufgestellt. Die Idee kommt bestens an – und geht jetzt noch weiter.

von Michael Nickel

Hombruch

, 17.03.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Satz bringt alles auf den Punkt. „Ich mache anderen eine Freude.“ Das sagt Sebastian Everding, der nicht nur den weltweit zweiten Witzeautomaten in Hombruch installiert hat, sondern den wohl auch ersten Automaten für Bienenfutter.

Seit Oktober 2019 hängt der ehemalige Kaugummiautomat an der Tannenstraße im Hombrucher Zentrum. Knallgelb ist er und anstelle von Spielzeug oder Kaugummi sind die beiden Fächer mit einer Spezial-Blühmischung sowie Frühlingskrokus-Zwiebeln gefüllt. 20 oder 50 Cent reinwerfen, drehen und was Gutes tun. Das ist das einfache Prinzip.

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Die Idee kommt so gut an, dass Everdings Automaten mittlerweile an mehreren Orten in ganz Deutschland hängen. „Das ist faszinierend und irgendwie ein Selbstläufer“, sagt er.

Zwischen Karlsruhe und Bremen hängen die Automaten

Kalletal, Remscheid, Holzwickede, Werlte, Bremen, Zeithain, Kastel, St. Wendel, Bassum und Karlsruhe heißen die mal kleineren, mal größeren Städte und Dörfer, in denen nun auch ein Bienenautomat hängt. Elf Stück sind es, der zwölfte ist in der vergangen Woche im Paket auf die Reise gegangen.

Die Anfragen kommen dabei nicht nur von Imkern. Mal ist es eine Familie, mal eine Schule, mal eine Kirchengemeinde in Sachsen. „Kurios ist, dass auch ein Arzneimittelhersteller dabei ist“, sagt Everding.

Als nächstes folgen ein Blumenladen, ein Familienzentrum und ein Schuldnerberater-Verein. Sie alle wollen etwas für Insekten tun und unterstützen die Idee aus Hombruch. Sogar aus der Schweiz liegt schon eine Anfrage vor.

Mehr Farbe hat der Automat heute. Links daneben ist die Rückgabestation für die Kugeln aus dem Automaten.

Mehr Farbe hat der Automat heute. Links daneben ist die Rückgabestation für die Kugeln aus dem Automaten. © Sebastian Everding

Mit dem ersten verkauften Automaten ist Everding noch selbst nach Ostwestfalen gefahren, um dem Heimatverein persönlich eine Freude zu bereiten. Bei den ganzen Anfragen ist das aber nicht mehr möglich. Zwei, drei Mails oder Anrufe kämen pro Woche rein. Auf sich aufmerksam macht Everding unter anderem bei Instagram und Facebook.

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Hinter einem fertigen Bienenautomaten stecke aber jedes Mal „unendlich viel Handarbeit“, sagt er. Denn Nachhaltigkeit stehe über allem.

Zwar kommt das Futter für die Bienen aus Plastikkugeln, doch die werden in einem ausrangierten Briefkasten neben dem Automaten gesammelt und wieder neu befüllt. Diese Sammelbox ist bei jedem neuen Automaten inklusive. „Ich will keinen Müll produzieren.“

Neue alte Automaten kommen aus Holland

Eigentlich hatte sich Sebastian Everding bislang in einem Lager in Berlin bedient, wo es ausrangierte Kaugummiautomaten gab. „Das Lager ist jetzt aber leer.“ Dann gab es Gehäuse aus Gelsenkirchen, „jetzt hole ich neue alte Automaten aus Holland“.

Jede Biene ein Automat: Sebastian Everdings Automaten stehen an vielen Orten in Deutschland. Und es werden immer mehr.

Jede Biene ein Automat: Sebastian Everdings Automaten stehen an vielen Orten in Deutschland. Und es werden immer mehr. © www.bienenautomat.de

Die Ressourcen sind aber nicht unendlich. Schließlich gibt es kein Verzeichnis aller jemals irgendwo aufgestellten Kaugummiautomaten. „Viele Automaten werden auch mit abgerissen, wenn Gebäude abgerissen werden“, sagt Everding.

Die, die überleben und es zu ihm schaffen, kommen rostig und verbeult an. Dann werden sie sandgestrahlt und anschließend aufbereitet und befüllt. Das alles geschieht in Kooperation mit dem Verein Bienenretter, über dessen Homepage man auch die Befüllung nachordern kann.

Mittlerweile bietet Sebastian Everding auch einen Automaten mit nur einer Kammer an. Die Stückzahl ist aber begrenzt.

Mittlerweile bietet Sebastian Everding auch einen Automaten mit nur einer Kammer an. Die Stückzahl ist aber begrenzt. © Sebastian Everding

Die Automaten selbst kann man bei Interesse auf Everdings Homepage bienenautomat.de bestellen. Einer kostet mit allem drum und dran 349 Euro. „Es ist immer noch ein Weltverbesserungsprojekt“, sagt Sebastian Everding. Gewinn macht er keinen. „Ich schlage auf jeden Automaten privat noch ein paar Euro drauf.“ Und sollten doch mal Gewinne rausspringen, fließen sie direkt an die Bienenretter.

Seit Neuestem hat Everding sein Angebot aufgestockt. Aufgrund der vielen Nachfragen bietet er ab sofort auch Automaten mit nur einer Kammer an. Weil diese Gehäuse aus den 70ern aber selten sind, ist die Stückzahl begrenzt. Mal sehen, wo die Automaten bald noch überall stehen.

Jeder darf

Keine Genehmigung nötig

  • Einige Interessenten könnten womöglich abgeschreckt sein durch mögliche Auflagen vom Bauordnungsamt. Sebastian Everding kann aber Entwarnung geben.
  • Weil die Automaten nur 19 Zentimeter tief sind, können sie auch an Außenfassaden direkt an einem Bürgersteig ohne notwendige Zustimmung vom Amt angebracht werden. Erst, wenn ein Objekt mindestens 20 Zentimeter in den öffentlichen Raum reinragt, sei eine Genehmigung nötig.
  • So oder so: Die Zustimmung vom Hausbesitzer ist natürlich Voraussetzung.
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