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Von der Sucht zur Erfolgsgeschichte - Return-Gründer Wolfgang Ullrich zieht sich zurück
Suchtselbsthilfe Return
Ein trockener Alkoholiker gründet vor 10 Jahren eine Selbsthilfegruppe. Die hat heute 20 „Ableger“. Eine echte Erfolgsstory. Jetzt zieht sich Wolfgang Ullrich zurück. Und hier sagt er warum.
Wolfgang Ullrich nimmt kein Blatt vor dem Mund. Vor allem nicht, wenn es um seine eigene Geschichte geht. Gesoffen wie ein Loch, in selbiges reingefallen, Entgiftung gemacht und dann kam die Idee, anderen Menschen zu helfen. Menschen, die wie er, an einer Suchtkrankheit leiden.
Hallo Herr Ullrich, vor 10 Jahren haben Sie Return gegründet. Eine Selbsthilfegruppe, die sich um alle stofflichen Süchte dreht. Jetzt ziehen Sie sich zurück, warum?
Ich werde Return ja noch weiter zur Verfügung stehen, als Moderator. Aus der Vorstandsarbeit werde ich mich aber zurückziehen und das nun Jüngeren überlassen.
Wie kam es überhaupt zur Gründung von Return?
Ich hatte das Bedürfnis, das, was ich in Selbsthilfegruppen bekommen habe, abzugeben. Das Bedürfnis, anderen Menschen Möglichkeiten der Abstinenz zu zeigen. Nicht den Weg, den müssen sie selber finden, aber Möglichkeiten.
War es auch ein wenig Selbstzweck?
Ja, es tut mit gut, wenn ich in den Gruppen moderiere und es macht mir unheimlich Spaß.
War die Gründung von Return der Anfang Ihrer Arbeit in Selbsthilfegruppen?
Nein, meine Frau und ich hatten schon 2006 eine Gruppe gegründet, um Süchtigen zu helfen. Das war aber noch unter einem anderen Namen. Return (Zurück) kam dann später. Das Gründungsdatum ist übrigens der 19. Dezember 2009.
Der Geburtstag von Borussia Dortmund?
Korrekt, das war mir als BVB-Fan schon wichtig.
Sie hatten gesagt, dass Sie zusammen mit ihrer Frau Return gegründet haben. Inwieweit hatte sie den Kontakt mit Suchtmitteln?
Sie war eine Betroffene. Ihr Mann aus erster Ehe war wie ich Alkoholiker und so kannte sie genau, was die Angehörigen zu leiden haben. Sozusagen als Co-Abhängige.
Jetzt sind Sie ja „nur“ mit Alkohol in Berührung gekommen, Sie helfen bei Return aber Menschen, die auch andere Drogen konsumieren. Wie passt das zusammen?
Das kann ich ihnen genau sagen. Das Suchtmittel ist nicht entscheidend. Entscheidend sind die Gründe. Warum ein Suchtmittel konsumiert wird. Das Suchtmittel ist nämlich austauschbar. Die Realität kann von den Menschen nicht ertragen werden. Und weil sie aus der Realität fliehen wollen, greifen sie zum Suchtmittel.
Hier kommen Sie auf die Return-Homepage:
Wo hat eigentlich alles angefangen mit der Suchthilfe unter Ihrer Führung?
Die erste Gruppe haben wir an der LWL-Klinik in Aplerbeck gegründet. Hier gab es dann auch die erste Gruppe, die dann schnell soviele Teilnehmer hatte, dass wir die Gruppe teilen mussten. Die zweite Gruppe gab es dann in Schüren. Das war aber alles noch nicht Return.
Und wie ging es weiter?
Mit diesen beiden Gruppen haben wir dann 2009 Return gegründet.
Der Verein wuchs schnell?
Ja, von 2 Gruppen auf 20, von 20 Vereinsmitgliedern auf jetzt 180. Und von 20 Menschen pro Woche in den Gruppen auf 160 Menschen pro Woche. Uns gibt es jetzt in Dortmund, Schwerte, Unna, Lünen und Wuppertal.
Und warum ziehen Sie sich jetzt aus der Vorstandsarbeit zurück?
Return ist jetzt erwachsen. Ich habe jetzt ein gewisses Alter erreicht, da spielt auch meine Lungenkrankheit mit rein, wo ich nicht weiß, wie lange ich noch die Energie und die Kraft habe, Return weiter zu formen und zu bewegen. Deshalb habe ich im letzten Jahr schon den ersten Vorsitz abgegeben und bin jetzt aus dem Vorstand raus.
Wie geht es weiter mit Ihnen und Return?
Ich werde weiter an den Seminaren für Moderatoren und Vereinsmitglieder machen. Sie müssen sich vorstellen, das ist ja alles ehrenamtliche Arbeit.
Ihre Arbeit hat ja auch große Wertschätzung erfahren?
Sie spielen auf den Verdienstorden NRW an. Das ist, glaube ich, das einzige, was erwähnenswert ist. Im August 2018 hab ich das Ding angesteckt bekommen. Das war sicher das Highlight für unsere Arbeit.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
