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Viele Dortmunder sind wütend über die Baustellen
Online-Umfrage
Schlechte Noten kassiert die Stadtverwaltung in unserer nicht repräsentativen Umfrage, wenn es um Bauarbeiten geht. Rund 2700 Dortmunder haben ihre Meinung mitgeteilt.
Das Ergebnis der Online-Umfrage unserer Redaktion zur Zufriedenheit der Dortmunderinnen und Dortmunder mit ihrer Stadtverwaltung ist in diesem Punkt eindeutig: Wenn es um die Dauer von Baustellen an öffentlichen Straßen und Gebäuden und die Koordination der Arbeiten geht, dann gibt die Stadt ein miserables Bild ab. Rund 2.700 Menschen hatten sich an unserer nicht repräsentativen Umfrage beteiligt.
Dem Satz „Bauarbeiten an öffentlichen Gebäuden und Straßen dauern in Dortmund zu lange“ stimmten insgesamt rund 83,1 Prozent der Teilnehmer zu. Rund 56,2 Prozent meinen, dieser Satz treffe „voll und ganz“ zu, rund 26,9 Prozent glauben, der Satz treffe „eher“ zu. Nur rund 10,8 Prozent waren unterm Strich der Auffassung, dass öffentliche Bauarbeiten nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Wenig schmeichelhaftes Ergebnis für die Stadt
Und auch die Antworten auf eine zweite Frage zu diesem Thema fällt für die Stadt alles andere als schmeichelhaft aus. Der Satz „Baustellen der Dortmunder Straßen erscheinen mir gut koordiniert“ erreicht eine Zustimmungsquote von insgesamt gerade einmal rund 15,6 Prozent, wobei nur rund 2,8 Prozent meinen, dieser Satz treffe „voll und ganz“ zu. Am anderen Ende der Skala haben 74,9 Prozent der Umfrageteilnehmer den Eindruck, dass die Straßenbaustellen in Dortmund absolut nicht gut koordiniert sind.
Aus den Anmerkungen, die die Teilnehmer der Umfrage machen konnten, wird schnell klar, wie es zu einer solch negativen Bewertung kommen kann. Dauerbaustellen auf der Faßstraße in Hörde, in der Saarlandstraße, die langen Bauzeiten am Hauptbahnhof oder Naturkundemuseum – all das sind Fälle, über die sich die Menschen ärgern, und nicht nur da. Dabei muss zur Ehrenrettung der Stadt gesagt werden, dass zumindest beim Hauptbahnhof nicht die Stadt, sondern in erster Linie die Bahn zuständig ist.
„Selbst die Umleitungen sind voller Baustellen“
Einige Zitate von Teilnehmern der Umfrage zeigen, wie sehr es bei vielen Menschen in dieser Stadt im Inneren kocht: „Baustellen sollten koordinierter und tröpfchenweise entstehen“; „Die Baustellensituation in Hörde ist seit Jahren unmöglich und wird sogar noch schlimmer. Selbst die Umleitungen sind voller Baustellen und das über Jahre!“, heißt es da. Ebenfalls zu Faßstraße und Phoenix-See: „Verkehrskonzept scheint völlig zu fehlen“. In Sachen Koordination von Baustellen heißt es in dieser Anmerkung: „Manchmal fragt man sich wirklich, ob es da überhaupt eine Koordination gibt.“
Viele Menschen sind inzwischen so genervt von jahrelangen Baustellen, dass sie sehr drastische Konsequenzen fordern: „Da das Tiefbauamt anscheinend nichts wirklich optimal lösen kann, sollten einige Personen auf der Führungsetage ausgewechselt werden“. Ein anderer Umfrage-Teilnehmer schreibt: „Die führenden Köpfe im Bauordnungsamt sofort entfernen, damit so ein Schwachsinn wie z.B. der Umbau der Faßstraße nie wieder passieren kann!“ Im Übrigen seien die „Öffnungszeiten und die Erreichbarkeit des Bauordnungsamtes inakzeptabel“, schreibt ein weiterer Dortmunder.
Stadt: Reine Bauzeiten nicht länger als bei Privaten
Die Stadt weist die in den Umfrageergebnissen geäußerte Kritik zurück. Bei Hochbauten sei es so, dass die reinen Bauarbeiten bei städtischen Projekten nicht länger dauerten als bei privaten Bauten. Allerdings dauere es im Vorfeld aufgrund gesetzlich vorgegebener Vergabeverfahren bei öffentliche Bauten länger als in der Privatwirtschaft.
Die Stadt bemühe sich, hier gegenzusteuern und verweist als Beispiel auf die beschlossenen Schulbauleitlinien. „Dieser Leitfaden ist die Basis für bauliche und technische Standards und verkürzt den Planungszeitraum erheblich“, heißt es in der Stellungnahme. Zudem habe man sich für Neu- und Erweiterungsbauten von Schulen auf eine Modulbauweise verständigt, die sowohl das Vergabeverfahren als auch die Bauabläufe erheblich beschleunigen werde. Nur so sei es möglich, die mehr als 200 Bauprojekte an den Dortmunder Schulen schnell umzusetzen.
Zwei Baustellenkoordinatoren sollen helfen
Bei Straßenbauprojekten verhalte es sich ähnlich, teilt die Stadt mit. Auch hier koste die Vorbereitung in der Regel mehr Zeit als die reine Baumaßnahme selbst, wobei die Dauer der Bauarbeiten sehr unterschiedlich sei: „Eine Fahrbahndecke zu erneuern geht natürlich schneller, als eine komplett neue Fahrbahn zu erstellen.“ Damit Bauprojekte so straff wie möglich abgewickelt würden, habe die Stadt Anfang 2019 zwei Baustellenkoordinatoren eingestellt, die die Abläufe auf den Baustellen etwa in der Absprache zwischen Kampfmittelräumern, DEW und anderen Akteuren optimieren.
Und was die Zahl der Straßenbaustellen angeht, so werde gerade im Bereich der Straßen aktuell sehr viel investiert, da es hier in der Tat einen Sanierungsstau gebe und zugleich zahlreiche Förderprojekte des Bundes, sodass sich jetzt viele Maßnahmen finanzieren ließen. Dass es dabei zu Überschneidungen in einzelnen Gebieten kommen könne, lasse sich nicht immer vermeiden. Im Übrigen seien Verkehrsbehinderungen für alle zwar ärgerlich, aber die Sicherheit habe hier eindeutig Vorrang vor einem guten Verkehrsfluss.
DIE ARBEIT DER STADT IM UMFRAGE-CHECK
Bei der Kommunalwahl im September wird ein neuer Oberbürgermeister gewählt - und damit ein neuer Chef für die Dortmunder Stadtverwaltung. Der ebenfalls zu wählende Stadtrat ist der wichtigste Auftraggeber für die Verwaltung. Im Vorfeld der Wahl nehmen wir deshalb die bisherige Arbeit der Stadtverwaltung unter die Lupe: Was läuft gut? Was geht besser? In einer Online-Umfrage haben 2709 Dortmunder ihre Meinung zu zahlreichen Themenfeldern mitgeteilt, in denen die Verwaltung maßgeblichen Einfluss hat. Die Ergebnisse stellen wir Ihnen in dieser Serie vor - natürlich inklusive Stellungnahme der Stadt.Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
