
© Gregor Beushausen
Versteckt die CDU ihren Spitzenkandidaten? Laschet in Dortmund kaum zu sehen
Bundestagswahlen
Geht die CDU auf Distanz zu Ihrem Kandidaten Armin Laschet? SPD-Konkurrent Scholz grüßt in Dortmund an beinahe jeder Ecke. Wahlplakate mit Laschet hingegen muss man suchen. Was steckt dahinter?
Versteckt Dortmunds CDU ihren Kanzlerkandidaten? An SPD-Mann Olaf Scholz kommt man kaum vorbei. Das Konterfei von Armin Laschet dagegen taucht im Gedränge der Kandidaten und Parteien an Laternenmasten und Bäumen vergleichsweise selten auf. Als wolle man ihn soweit wie möglich unsichtbar halten. Was bei Dortmunder CDU-Mitgliedern offenbar zu Irritationen führt.
„Ich werde immer wieder darauf angesprochen“, bestätigt CDU-Bundestagsaspirant Klaus Wegener. „Die Leute sagen mir: ‚Mensch, den Laschet sieht man ja kaum‘“.
Von der Bundespartei kam nicht viel in Dortmund an
Daraus sei aber nicht abzuleiten, dass Dortmunds CDU nicht hinter dem Kandidaten stehe. „Wir haben alles aufgehängt und plakatiert, was uns die Bundespartei geschickt hat“, sagt Wegener.
Das war nicht übermäßig viel: Mit 1680 Wahlplakaten ist die CDU im Stadtgebiet vertreten. Darunter befinden sich 500 Themenplakate mit kurzen, prägnanten Slogans – aber eben ohne Gesichter. Die beiden Dortmunder CDU-Bundestagskandidaten Klaus Wegener und Michael Depenbrock zeigen sich den Wählern auf immerhin je 500 Plakaten.
Kanzlerkandidat Armin Laschet hingegen erscheint auf gerade 180 Abbildungen.
Laschet-Plakate gehen völlig unter
Auch die 54 Großflächenplakate (sogenannte Wesselmänner) können die Statistik nicht sonderlich aufrunden: Laschet ist auf 27 Großplakaten zu sehen - die weiteren 27 sind mit Slogans besetzt.
Unter dem Strich erscheint der Kandidat auf ungefähr nur jedem zehnten CDU-Plakat. „Ich war auch ein bisschen überrascht“, sagt CDU-Kreisgeschäftsführer Andreas Brausen.

FDP-Chef Christian Linder sitzt beflissen am Schreibtisch (l.), daneben eine Themenplakat der CDU. Ohne ihren Spitzenkandidaten. © Gregor Beushausen
Ganz anders die SPD. Während sich Laschet rar macht, kommt an SPD-Kanzlerkandidat Scholz kaum ein Autofahrer oder Fußgänger vorbei.
Scholz ist nahezu allgegenwärtig. Das zeigen auch die Zahlen: Nach SPD-Angaben ist Laschets Gegenspieler fast 2000 Mal im Stadtgebiet zu sehen.
Und das in den verschiedensten Formaten: Sein Gesicht taucht unter anderm auf 1000 Papierplakaten und 625 Allwetterplakaten auf. Zuzüglich der 88 Großplakate, auf denen er verewigt ist.
Berlin legt die Kontingente fest
Ein eklatantes Missverhältnis, das neben CDU-Mitgliedern auch Parteigeschäftsführer Brausen ins Auge sticht. Das Kontingent an Plakaten werde von der Bundespartei bzw. von der Wahlkampfzentrale zugewiesen.
„Wir legen die Standorte fest“, sagt Brausen. „Auf die Stückzahlen, die uns geliefert werden, haben wir keinen Einfluss."
Es gehe nicht darum, den Kandidaten in irgendeiner Form zu verstecken, sagt Brausen mit Blick auf Laschets sinkende Umfragewerte, die Sticheleiern aus Bayern und die unter den Parteimitgliedern anhaltende Diskussion über einen Kandidatenwechsel.

Und es gibt ihn doch: Nach langer Suche hat unser Fotograf ein eher kleines Laschet-Plakat in der Nähe der Kaiserstraße gefunden. © Gregor Beushausen
Die Kampagne sei Anfang Juli in dieser Form geplant worden, sagt Brausen. „Wir wollen zunächst die Themen nach vorn stellen.“ Bei der vergangenen Bundestagswahl habe man massiv auf Merkel-Plakate gesetzt. „Damals sind wir gefragt worden, ob wir keine Themen hätten“, erinnert sich Brausen. „Jetzt ist es genau umgekehrt.“ Ein Wahlkampfauftritt von Laschet in Dortmund sei bislang nicht geplant.
Parteichef: „Wir verdichten nach“
Sascha Mader, Dortmunds CDU-Parteichef, betont: „Natürlich steht Dortmunds CDU zu ihrem Kandidaten.“ Wer das bevölkerungsreichste Bundesland NRW regiere, „der kann auch Kanzler“, sagt Mader. Die aktuell laufende Kampagne sei als „Teil einer Taktik zu verstehen“, erklärt Mader.
Man dürfe davon ausgehen, dass Laschet den Bürgern auch ohne Konterfei bekannt sei. Bis zur Bundestagswahl am 26. September seien noch rund vier Wochen Zeit, betont Mader.
Zudem erwarte Dortmunds CDU noch ein weiteres Kontingent an Plakaten. „Wir werden an einigen Stellen nachverdichten“, kündigt Mader an. „Da wird dann auch Laschet zu sehen sein.“
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.