Hier flogen in der letzten Woche die Fäuste. Mehrere Jugendliche schlugen aufeinander ein. © Jörg Bauerfeld

Gewalt unter Jugendlichen

Vermeintlicher Überfall war Racheakt: Massenschlägerei im Dortmunder Süden

Die Polizeimeldung klang erst einmal eindeutig. Mehrere Jugendliche fallen in Dortmund nach der Schule über einen Schüler her. Doch die Nummer ist größer – jetzt ist ein Video aufgetaucht.

Aplerbeck

, 15.12.2020 / Lesedauer: 3 min

Es war am letzten Montag (7.12.), als ein Jugendlicher nach der Schule im Ortszentrum von Aplerbeck in einer Seitenstraße von mehreren jungen Leuten angegriffen wurde. Jacke und Tasche waren weg, der Schüler konnte entkommen. Aber die ganze Angelegenheit hatte ein Vorspiel. Und nach dem Überfall kam es zur Massenschlägerei.

In einem Video, das jetzt aufgetaucht ist, sind Szenen dieser Prügelei zu sehen. Mitten auf dem Marsbruchplatz am helllichten Tag. Die Prügelszenen ziehen sich hinunter bis zur Rodenbergstraße. Aber wie kam es zu diesen Aggressionen? Und wer war daran beteiligt?

Ursprünglich hatte wohl alles ganz harmlos angefangen. Es ging um eine E-Zigarette, die einer dem anderen geliehen hatte und die plötzlich verschwunden war. Der eine stellte dem anderen ein Ultimatum, das lief ab.

„Und dann haben die ihre Leute zusammengetrommelt“, sagt Hubert Mittler, Leiter der Emscherschule an der Schweizer Allee. „Und zwar von überall her, unglaublich“, so der Schulleiter, der die Entstehungsgeschichte der Schlägerei schnell herausbekommen hatte.

Jugendliche aus dem gesamten Umkreis waren beteiligt

Mit dabei sollen Jugendliche aus Hörde, aus Unna und auch von weiteren Aplerbecker Schulen gewesen sein. „Die sind heute unglaublich vernetzt“, sagt Mittler. Der Überfall vom Montag (7.12.), den auch die Polizei aufgenommen hatte, war wohl eine Retourkutsche auf ein vorheriges Aufeinandertreffen.

Dann, am Montagnachmittag, ist die Lage im Aplerbecker Ortszentrum eskaliert. Dort prügelten sich ganze Gruppen von jungen Leuten.

Mittler hat einen guten Draht zu seinen Schülerinnen und Schülern. Gegenseitiges Vertrauen nennt man das wohl. „Viele Schüler kommen aus schwierigen sozialen Verhältnissen, in denen Gewalterfahrungen legitimiert sind“, sagt Mittler. „Das ist dort Teil der männlichen Erziehung.“

In Aplerbeck sind es auch die räumlichen Probleme

Auch gäbe es in Aplerbeck räumliche Probleme. Die Schulhöfe sind alle frei zugänglich, nach allen Seiten offen. „Da können wir gar nicht kontrollieren, wer dort rumläuft“, sagt Mittler. Zudem könne der Weg an der Emscher entlang in Richtung Ortszentrum im Volksmund wohl als Angstraum bezeichnet werden. Unbeleuchtet und nirgendwo soziale Kontrolle. Hier sei die Politik gefordert, etwas zu ändern.

Hubert Mittler ist Leiter der Emscherschule in Aplerbeck. © Privat

Innerhalb der Schule würde es nur wenig Scherereien geben. „Wenn man diese Schüler dann hier im Unterricht erlebt, sind sie höflich, benehmen sich und wissen, was sich gehört“, sagt Mittler. Hier in der Schule wisse man aber auch, hier könne man sich nichts leisten, hier hätte das sofort Konsequenzen, so Mittler.

Und eben diese Konsequenzen vermisst der Schulleiter der Aplerbecker Emscherschule im „richtigen Leben“. „Man muss die Jugendlichen nicht härter bestrafen, sondern konsequenter. Eine Bestrafung von jetzt auf gleich. Wenn sie Mist bauen, dann müssen sie das auch merken“, so Mittler.

Zwischen 14 und 18 Jahre alt – „da drehen die durch“

Da würden die sogenannten Gefährdungsansprachen der Polizei überhaupt nichts nutzen. Auch über eventuelle Sozialstunden würde sich die Klientel eher kaputtlachen.

Aber was kann man tun? „Zunächst einmal die Pubertät abschaffen“, so Mittler polemisch. „Die sind alle zwischen 14 und 18 Jahre und da drehen die durch.“ Nein, es müsste wieder die Polizei in die Schulen kommen. Ab der fünften Klasse, so wie es schon mal war. Da besuchten regelmäßig Jugendkontaktbeamte (Jucops) die Schüler der Hauptschule. Auch das habe leider abgenommen, so Mittler.

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