„Skandal im Umgang mit Steuermitteln“ Autos soll eine Spur auf dem Wall genommen werden

Harsche Kritik am Rückbau des Walls: „Das Verkehrchaos ist absehbar“
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Die Verringerung der Fahrspuren auf dem Wall von drei auf zwei soll helfen, die Luftbelastung der Innenstadt mit Blick auf die Klimaneutralität Dortmunds bis 2035 zu senken. Im ersten Schritt soll eine Fahrspur auf dem südlichen, westlichen und nördlichen Abschnitt des Walls von der Kreuzung Neutor (Südwall/Ruhrallee) bis in Höhe Bornstraße weggenommen werden.

In der zweiten Stufe sind der Ost- und der Schwanenwall an der Reihe. Im letzten Schritt ist dann der Bereich vor dem Hauptbahnhof vorgesehen: Dort soll es für jede Richtung nur noch eine Fahrspur geben – der frei werdende Raum soll in einen neuen Bahnhofs-Vorplatz aufgehen.

Im Ausschuss für Klima und Stadtgestaltung gab es Applaus, aber auch Kritik. SPD, Grüne und Linke+ signalisierten erwartungsgemäß Einverständnis. CDU, FDP und AfD votierten gegen die Pläne.

Friedrich-Wilhelm Weber (CDU) drückte die Ablehnung eher verhalten aus und hob unter anderem auf die „ungeklärten Parkplatzfragen“ ab. Anders CDU-Planungssprecher Uwe Waßmann, der sich zwei Tage nach der Ausschuss-Sitzung mit einer schriftlichen Stellungnahme meldete – und dabei unerwartet harsche Töne anschlug.

"Verkehrschaos ist absehbar"

Waßmann wirft der Planungsverwaltung vor, „blindlings reine Symbolpolitik“ zu betreiben, über deren Sachverstand man intensiv streiten könne. Die Pläne zielten ausschließlich auf die Verdrängung des Autoverkehrs, so Waßmann.

Seine Befürchtung: „Die City wird als Einkaufsstadt und kulturelles Zentrum der Region noch einmal unattraktiver, der Verlust von Kunden und Gästen ist nahezu programmiert“, schimpft Waßmann. „Das Verkehrschaos ist absehbar.“

Der Wall am U-Turm in Dortmund.
Der Wallring soll zukünftig weniger Platz für den Autoverkehr bereithalten. © Archiv

Was den CDU-Mann besonders auf die Palme treibt: Die Verwaltung sei nicht gewillt, alle Planungsregister zu ziehen und den Stadtraum „von Hauskante zu Hauskante“ zu betrachten. Die Stadt denke lediglich „von Bordsteinkante zu Bordsteinkante“.

Dabei zeige der Radweg an Ost- und Schwanenwall, dass es funktionieren könne. Da die Parkhäuser in der Innenstadt ausreichend Plätze vorhielten, sei auch der Wegfall von Parkplätzen akzeptabel gewesen, sagt Waßmann.

Umbau des Ostwall-Radweges?

Dafür baut sich ein anderes Problem auf: Wenn die Arbeiten für den Abbau einer Fahrspur am Ost- und am Schwanenwall starten, muss auch der erst Mitte 2022 eröffnete Radwall an dieser Stelle „zurückgebaut oder angepasst werden“, wie die Verwaltung in ihrem Beschlussvorschlag an den Rat mitteilt.

Das bringt Waßmann in Rage: So würden Steuermittel für eine Infrastruktur verschwendet, die bislang kaum genutzt werde – aber erneut verändert werden müsse. Das sei „ein Skandal im Umgang mit Steuermitteln“, so der CDU-Fraktionsvize: „Es ist äußerst bedauerlich, wenn die Vernunft zugunsten von Ideologen über Bord geht.“

Ungeachtet der Kritik sollen die Vorbereitungen für den Wallumbau weiterlaufen, sofern der Rat zustimmt. Zu klären ist etwa, wie die Freiflächen genutzt werden, die durch den Wegfall je einer Fahrspur neu entstehen. Gewinner, so viel ist klar, sollen Radfahrer und Fußgänger sein. Und sonst? Soll es dort Grünflächen und Aufenthaltszonen geben? Ideen dazu soll ein städtebaulicher Wettbewerb liefern, den die Verwaltung auf den Weg bringen will.

Da erhebliche Vorarbeiten zu erledigen sind, werde mit dem tatsächlichen Umbau des Walls „nicht vor 2030 zu rechnen“ sein, heißt es. Auch die Baubeschlüsse liegen noch in weiter Ferne. Um die Autofahrer einzustimmen, soll es eventuell ab 2024 entsprechende Markierungen für Radspuren geben. Der Klimabeirat der Stadt Dortmund dagegen drückt aufs Tempo – und wünscht die Einrichtung von Pop-up-Radwegen bis möglichst Mitte 2023. Als nächstes ist der Rat der Stadt am Zug.

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