Verkehrschaos und keine Anlaufpunkte für Jugendliche Anwohner spricht über die Probleme in seinem Stadtteil

Husener Probleme: Jugendliche ohne Anlaufpunkt und Verkehrschaos
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Ralf S. Kassemeier (70) lebt seit 33 Jahren an der Husener Eichwaldstraße in Husen. Er ist ein Fan des Stadtteils im äußersten Dortmunder Nordosten. Es sei schön dort, und er finde viele Strecken, die er mit dem Fahrrad zurücklegen könne, was er sehr möge.

Dennoch ist das beschauliche Husen – ausgerechnet möchte man sagen – in den vergangenen Wochen negativ in die Schlagzeilen geraten. Baustellen wie die an der Wickeder Straße und der Husener Straße behinderten und behindern langfristig den Verkehr, und in dem kleinen Park direkt neben Kassemeiers Haus hat sich sogar ein „versuchtes Tötungsdelikt“ ereignet. Aggressive Jugendliche träfen sich vermehrt gezielt rund um den Park, so lautet eine immer öfter gehörte Behauptung von Husenern.

Letzterem stimmt Kassemeier zu. Erst letztens hab er wieder beobachtet, dass Jugendliche zum Beispiel nicht bereit waren, einer Seniorin, die mit einem Rollator auf dem Gehweg unterwegs war, aus dem Weg zu gehen. Er selbst habe vor einiger Zeit mal die Polizei angerufen, weil nachts um 4 Uhr immer noch laute Musik aus dem Park schallte. Auch Drogendealer habe er schon beobachtet.

Und er hat auch eine Vermutung für die Gründe der Misere: Es gebe einfach für die Jugendlichen keinen Anlaufpunkt im Ort. Als er selbst und auch die Generation nach ihm jung waren, gab’s immerhin noch das Sacré Coeur/Paint House an der Husener Straße, wo man sich treffen und zum Beispiel Billard spielen konnte. All das fehle heute komplett. Sportvereine wie der SC Husen-Kurl oder TVE Husen-Kurl, die seiner Ansicht nach gute Arbeit leisten, erreichen nur einen Teil der Jugendlichen: diejenigen, die gerne Fuß- oder Handball spielen, nicht aber alle anderen, die genau das eben nicht tun. Kassemeier sieht Versäumnisse sowohl bei den Kirchengemeinden als auch in der Politik mit ihren „verknöcherten Strukturen“, wie er sagt: „Es fehlt einfach irgendetwas, was die Jugendlichen begeistern kann.“ Die Jugendfreizeitstätten in Scharnhorst oder Wickede seien doch viel zu weit weg.

Die stehengelassenen Baken am Anfang der Husener Eichwaldstraße haben nach Ralf Kassemeiers Ansicht für ein erhöhtes Unfallrisiko gesorgt
Die stehengelassenen Baken am Anfang der Husener Eichwaldstraße haben nach Ralf Kassemeiers Ansicht für ein erhöhtes Unfallrisiko gesorgt. © Andreas Schröter

Auch das Vorhandensein der nahen Trinkhalle neben dem Bäcker am Flemerskamp, wo man bis spät abends noch Alkohol kaufen kann, trage vielleicht zur Beliebtheit gerade des kleinen Parks am Flemerskamp/Ecke Husener Eichwaldstraße bei.

Baustellen führten zu Verkehrschaos

Ein anderer Punkt, über den sich Kassemeier echauffiert, ist das permanente Verkehrschaos gerade an der Husener Eichwaldstraße. Besonders schlimm sei es natürlich in der Zeit gewesen, als sowohl Husener als auch Wickeder Straße gesperrt waren und es im Grunde nur den Weg durch die Husener Eichwaldstraße gab, um aus dem Ort Richtung Stadtmitte oder Asseln/Wickede zu kommen. An einem Tag habe er gleich zwei Busunfälle gesehen, sagt er. Fehler sei hier gewesen, dass die Stadt die Baken nicht entfernt habe, die zuvor den Durchgangsverkehr abhalten sollten. Das habe zu einer zusätzlichen Einengung geführt.

Auch den mangelhaften Grünschnitt an der Husener Eichwaldstraße kritisiert Ralf Kassemeier. Die Brennnesseln wuchern halb auf den Gehweg
Auch den mangelhaften Grünschnitt an der Husener Eichwaldstraße kritisiert Ralf Kassemeier. Die Brennnesseln wuchern halb auf den Gehweg. © Andreas Schröter

Er verstehe auch nicht, warum es so schwierig sei, neue Parkplätze in der Nähe anzulegen, schließlich sei die Husener Eichwaldstraße durch drei Schulen, die Mazedonisch-Orthodoxe Gemeinde, einen Fußballverein und einen Kindergarten hochgradig belastet.

Die Stadt habe die Nutzung des ehemaligen Deilmann-Haniel-Parkplatzes mit dem Argument untersagt, die Fläche sei durch die Zechen-Vergangenheit hochgradig belastet – nur um dann dort ein Sommerfest genauso zu erlauben wie das Abstellen von Wohnmobilen der Firma S+E. Dafür fehlt ihm jegliches Verständnis. Das hat er mit den Scharnhorster Bezirksvertretern gemein. Die Stadt argumentiert hier lapidar mit einer zu hohen Belastung des Bodens für einen öffentlichen Parkplatz.

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