Vergewaltigung in Holzwickeder Bordell Dortmunder (27) greift Sexarbeiterin an

Vergewaltigung im Bordell: Dortmunder (27) greift Sexarbeiterin an
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„Das geht einfach nicht.“ In einem Holzwickeder Bordell hielt sich ein Kunde aus Dortmund offenbar nicht an Vereinbarungen und wurde gewalttätig. Diese Vergewaltigung, die er vor Gericht abstritt, soll ihn nun die Freiheit kosten.

Sexarbeiterin drückt den Notfall-Knopf

Von Freunden hörte der 27-Jährige aus Dortmund von dem Etablissement in Holzwickede und entschied am Nachmittag des 26. Juni 2022, sich das Ganze einmal selbst anzuschauen. Er zahlte Eintritt, sprach mehrere der Sexarbeiterinnen an und begleitete schließlich eine 32-Jährige auf ein Zimmer.

Laut Anklage stieß er die Frau auf das Bett, packte ihr an den Hals und berührte sie im Intimbereich auf eine Weise, die den Tatbestand der Vergewaltigung erfüllte. Die Betroffene drückte einen Notfall-Knopf, konnte sich losreißen, rannte zur Tür, wo ihr Kolleginnen zu Hilfe eilten. Kurz darauf erschien die Polizei.

Dortmunder beschreibt anderen Tathergang

Ein Vorwurf, von dem der Angeklagte nun vor dem Unnaer Schöffengericht nichts hören wollte. Im Gegenteil: Er präsentierte sich als Opfer falscher Anschuldigungen und einer Prostituierten, die danach Geld für nicht erbrachte Leistungen gefordert habe.

Laut seiner Schilderung legte sie sich freiwillig auf das Bett und er tat ihr auch nichts an. Vielmehr, so erklärte er, sei sie plötzlich hysterisch geworden, habe geschrien und den Alarm-Knopf gedrückt. Sie habe ihm in das Gesicht geschlagen, habe „Geld, Geld, Geld“ gefordert. „Ich war total geschockt, weil sie auf einmal so abgegangen ist.“ Und, im Vorfeld hätten sie nicht genau vereinbart, was geschehen sollte und wie hoch der Preis dafür sein würde.

Eine Prostituierte steht vor der roten Beleuchtung unter einem Bett in einem Studio. In Holzwickede wurde eine 32 Jahre alte Sexarbeiterin von einem Dortmunder angegriffen.
Eine Prostituierte steht vor der roten Beleuchtung unter einem Bett in einem Studio. In Holzwickede wurde eine 32 Jahre alte Sexarbeiterin von einem Dortmunder angegriffen. © picture alliance/dpa

Er wusch seine Hände in Unschuld und mutmaßte: „Vielleicht wollte sie eine schnelle Nummer daraus machen.“ Jedenfalls sei er „ziemlich getroffen“ gewesen, als er von dem Anklagevorwurf erfahren habe. Unterschiede zwischen seinen Angaben bei der Polizei und vor Gericht erklärte er mit Aufregung und Verdrängung. Er habe die Frau weder aufs Bett gestoßen noch gewürgt oder in sonstiger Form Gewalt angewandt.

Die Geschädigte sah das anders. Sie bestätigte den Vorwurf und versicherte, ihn aufgefordert zu haben, sie in Ruhe zu lassen, also von ihr abzulassen. Sehr wohl hätten sie vorher geklärt, welche Leistung sie für 40 Euro erbringen würde – und das selbstverständlich nicht ohne ein Kondom. So etwas habe sie noch nie erlebt und noch heute habe sie Angst. Ihr gehe es aber noch nicht einmal um Gerechtigkeit, ihr gehe es um etwas anderes: „Ich möchte, dass alle wissen, dass der Mann gefährlich ist.“

Sie wolle verhindern, dass er noch einer anderen Frau etwas antue. „Irgendwas ist los mit ihm. Er ist schlecht.“ Er habe auch keine Schuldgefühle. Seine Version sei eine einzige Lüge. Er habe nicht das Recht, zu tun, was er wolle, weil sie eine Prostituierte sei.

Dortmunder (27) zu Haftstrafe verurteilt

Und das sahen Anklage und Gericht am Ende nicht anders. Der Schöffenrichter, der der Geschädigten mit viel Feingefühl und Respekt begegnete, hatte letztlich nicht die leisesten Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit einerseits und der Schuld des Angeklagten andererseits.

Er wurde deutlich und wies darauf hin, dass auch die Vergewaltigung einer Prostituierten strafbar sei. Und: „Das geht einfach nicht.“ Dass die Frau ihr Geld gefordert habe, sah er nicht etwa als Indiz für eine Falschbelastung, sondern als völlig nachvollziehbar: „Ist doch klar. Die lebt davon.“

Für den Angeklagten, der zuvor strafrechtlich noch nie in Erscheinung getreten war und dessen Verteidiger auf Freispruch plädierte, endete das Ganze mit einem Tiefschlag: Er wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Haftstrafe verurteilt. Eine Entscheidung, die er mit einem bitteren Blick in Richtung seines Opfers quittierte.

Insgesamt sechs Bordellbetriebe sind derzeit im Kreis Unna angemeldet: eines in Schwerte, eines in Holzwickede, eines in Kamen und gleich drei in Lünen.

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