
Kein Böllerverbot auf der Möllerbrücke, auf der Katharinentreppe, an der Petrikirche, auf dem Alten Markt - das ist der Weg, für den sich die Stadt Dortmund entschieden hat. Und dafür gibt es sehr gute Argumente.
Sicher: Auf den ersten Blick sieht es so einfach aus. Etwas verbieten, dann Polizei und Ordnungsamt hinschicken, um das Einhalten der Regeln zu kontrollieren. Dann passiert auch nichts. - Ach, wirklich?
Wie schnell kann man ausweichen?
Wie wenig ein örtlich begrenztes Böllerverbot bringt, ließ sich an Silvester 2022/23 in der Innenstadt beobachten: Dann strömten etliche hundert Menschen eben ein paar Meter weiter, von der Petrikirche auf die Kampstraße oder auf den Platz vor dem U-Turm.
Ja, da gab es bessere Fluchtwege in alle Richtungen. Aber wem nützen die denn, wenn jemand eine angezündete Rakete in der Hand hält, dabei vielleicht stolpert und das Geschoss in die Menge rast? Wie schnell soll man denn reagieren? Wie sollen alle jederzeit erkennen, wo gerade ein Böller ist, der in fünf Sekunden explodiert?
Wie viele sollen patoullieren?
Gefährliche Situationen gehören - so schrecklich das ist - dazu. Nur: Können die Einsatzkräfte so etwas verhindern? Wie viele Polizisten und Ordnungsamts-Mitarbeiter sollen denn patrouillieren, wenn Tausende in der City feiern?
Durch das Verzicht auf Böllerverbotszonen schafft die Stadt eins: dass die Ordnungskräfte nicht räumlich an einen Ort gebunden sind. Abgesehen vom Friedensplatz, wo die große Party steigen soll und wo es zu später Stunde mit ziemlicher Sicherheit Meinungsverschiedenheiten geben wird.
Verbote fördern Widerstand
Je mehr Verbote, desto wahrscheinlicher der Widerstand. Der Grat zwischen klarer Ansage und deeskalierendem Verhalten ist selten so schmal wie in der Silvesternacht. Diesen Balanceakt können die Einsatzkräfte umso besser meistern, je weniger Vorgaben es gibt, je weniger Orte zum Pflichtprogramm gehören.
Bei jedem Appell à la „Bitte feiert friedlich!“ schwingt die große Sorge im Hinterkopf mit: Was, wenn ein Funke tatsächlich zur Explosion führt - nicht an einem Böller, sondern in der Gesamtsituation?
Je später, desto unvernünftiger
Die Vernünftigen werden auf Feuerwerk in der Innenstadt verzichten - oder zumindest dort, wo sich eine Menge aufhält. Nur ist eins auch klar: Je später die Silvesternacht, desto wahrscheinlicher, dass da jemand auch unvernünftig ist.
Darauf müssen sich Ordnungsamt und Polizei einstellen - und das auch räumlich flexibel. Denn ob sich größere Gruppen nun am U-Turm, auf der Möllerbrücke, am Phoenix-See oder am Hauptbahnhof aufhalten, das können alle Beteiligten im Vorfeld nur erahnen, nicht aber wissen.
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