Valens Karangwa (53) wird Pfarrer auf Probe in Asseln Seit 26 Jahren arbeitet er für die Kirche - in Ruanda, Südafrika und Dortmund

Valens Karangwa wird Pfarrer auf Probe in Asseln
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Wie ein Anfänger sieht Valens Karangwa eigentlich nicht aus. Er ist 53 Jahre alt, arbeitet seit 26 Jahren für die Kirche. Trotzdem beginnt der Mann aus Ruanda jetzt seinen Probedienst in der Lutherkirche in Asseln.

„Das gehört dazu“, sagt Karangwa, lacht dennoch darüber. Nein, ein Anfänger sei er nicht. Vielmehr habe er den Arbeitgeber gewechselt, erklärt er. Seit 2012 war er für die Vereinte Evangelische Mission in Deutschland tätig, hat für sie auch schon in der Kirchengemeinde in Schüren gearbeitet. „Ich war ökumenischer Mitarbeiter. Eine Art Aushilfspastor“, erklärt der 53-Jährige.

Zeit, Gott zu hören

Um ein richtiger Pastor zu werden, muss er jetzt einen zweijährigen Probedienst leisten. Dafür löst er Pfarrer Dr. Johannes Ruschke in Asseln ab, der nach Venedig wechselt. Offiziell arbeitet Karangwa schon seit dem 15. Dezember in der Lutherkirche – jetzt für die Evangelische Kirche von Westfalen.

Sein Begrüßungsgottesdienst war an Silvester. „Da war es echt voll!“, staunt Karangwa. Normalerweise kämen nur knapp 50 Gemeindemitglieder regelmäßig zum Gottesdienst. Das sei etwas, das er in Deutschland festgestellt habe: „Hier sind die Gottesdienste viel ruhiger.“

Ein Bild von der Lutherkirche.
Die Lutherkirche in Asseln ist einer der Treffpunkte für die evangelisch-lutherische Gemeinde. Aber für die steht der Gottesdienst scheinbar nicht im Fokus. © Andreas Schröter

Während in seiner Heimat Ruanda viele Menschen zusammenkommen und gemeinsam singen und tanzen, gehe es zumindest in Asseln deutlich ruhiger zu. Schlecht findet Karangwa das nicht: „Man muss sich auch mal Zeit nehmen, damit man Gott hören kann“, erklärt er. Da sei eine Balance zwischen dem Zelebrieren des Glaubens und dem Innehalten nötig.

In Dortmund scheinen andere Projekte der Kirche wichtiger zu sein als der Gottesdienst selbst: „Die Seelsorge, der Frauenkreis und andere Treffen werden gut besucht“, berichtet Karangwa. „Der Gottesdienst ist nicht nur sonntags.“

Erfahrungen und Zusammenhalt

Und nicht nur da lernt Karangwa seine Schäfchen kennen. Von Pfarrer Ruschke übernimmt er eine Tradition: „Ich besuche die Geburtstagskinder zu Hause“, erzählt er lächelnd. Damit meint er keine richtigen Kinder – sondern die älteren Gemeindemitglieder, die einen runden Geburtstag feiern. „Wir singen oder beten dann gemeinsam, das ist schön.“

Zusammensein, das ist das Wichtigste für den 53-Jährigen. Es ist der Grund, wieso er 1997 sein Vikariat startete – damals noch in Ruanda. Dass er schließlich das Angebot annahm, nach Deutschland zu kommen, hat einen anderen Grund: „Ich will Erfahrungen sammeln.“

Während seiner Ausbildung habe er schon in verschiedenen Gemeinden arbeiten dürfen, arbeitete auch in Südafrika, wo das Thema Apartheid im Fokus seiner Arbeit stand. „Da ging es um Versöhnung“, sagt Karangwa. „Die Leute müssen zusammenfinden.“ Das stellt er auch immer wieder in Deutschland fest. In Asseln ist er sich sicher: Hier funktioniert das schon ganz gut.

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