Die größte Jagdmesse Europas und die umstrittenste in den Dortmunder Westfalenhallen ist die „Jagd und Hund“. Sie öffnet wieder vom 24. bis 29. Januar ihre Tore. Und wie jedes Jahr ist der Protest gegen die Angebote von Trophäenjagd-Reisen programmiert. Doch dieses Mal ist der Widerstand erheblich gewachsen, auch in Afrika. Der Adressat ist der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal.
Mehr als 90 Tier- und Naturschutzorganisationen aus Afrika sowie Fachleute aus aller Welt fordern in einem offenen Brief an den OB von der Stadt Dortmund, die Vermarktung und den Verkauf von Trophäenjagdreisen zu unterbinden.
Die Ratsmitglieder sollten darauf hinwirken, dass solche Anbieter in Zukunft keine Standflächen mehr bekommen. Die Stadt Dortmund ist alleinige Eigentümerin der Westfalenhallen GmbH.
„Unser Ziel ist es, eine wahrhaft afrikanische Perspektive zu vermitteln, einschließlich der weit verbreiteten Haltung gegen die kolonial-geprägte Kommerzialisierung unserer bedrohten und geschützten Arten,“ so die Initiatorin des Briefes, Stefania Falcon von Wild Animal Protection Forum South Africa (WAPFSA).
Fatale Auswirkungen
In dem Brief beklagen die Organisationen die Verfestigung kolonialer Strukturen durch Trophäenjagd. Sie habe zudem fatale Auswirkungen auf die einzigartige Tierwelt Afrikas, aber auch ökonomisch und gesellschaftlich düstere Konsequenzen.
Die Unterzeichnenden betonen, dass der proklamierte wirtschaftliche Ertrag der Trophäenjagd für die Menschen vor Ort maßlos übertrieben sei und dass vor allem Eliten profitierten. „Afrikaner haben eine tiefe Abneigung gegen den neokolonialen Charakter der Trophäenjagd“, heißt es in dem Schreiben.
Strukturen der Ausbeutung
Denn die Trophäenjagd ermögliche reichen westlichen Eliten privilegierten Zugang zu Wildtieren, während der lokalen Bevölkerung selbst die Jagd zum Lebenserhalt verboten sei. Die Trophäenjagd sei in kolonialen Strukturen der Ausbeutung verhaftet. „Anstatt die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu fördern und den Lebensunterhalt der lokalen Gemeinschaften zu sichern, vertieft die Trophäenjagd die Ungleichheit und verfestigt soziale Ungerechtigkeit“, so die Verfasser.
„Wir sehen keinen Nutzen in der Fortführung dieses abscheulichen „Sports“, betont Stefania Falcon. Anstelle der Trophäenjagd gebe es alternative Projekte in verschiedenen afrikanischen Ländern, die die Lebensgrundlage der lokalen Gemeinden sicherten und gleichzeitig Ökosysteme erhielten, ohne sie auszubeuten. Diese langfristigen, nachhaltigen Projekte stünden jedoch häufig in Konkurrenz zur Trophäenjagd, die auf kurzfristigen Gewinn abziele und den Ausbau zukunftsträchtiger Konzepte verhindere.
Verschiedene Studien zeigten, dass Wildtiere dem Tourismus lebend wesentlich mehr einbrächten als tot. „Trophäenjagd ist eine Lose-Lose-Situation für Wildtiere und Menschen“, heißt es in dem Brief.
Messe verweist auf Kontrollen
Stefania Falcon: „Alle Unterzeichner und Befürworter des WAPFSA-Briefes hoffen inständig, dass Dortmunds Oberbürgermeister Westphal und der Stadtrat die richtige Entscheidung treffen und die Vermarktung und den Verkauf von Trophäenjagden auf gefährdete und bedrohte Arten auf der ‚Jagd & Hund‘ ein für alle Mal unterbinden.“
Dagegen hat die Messe Dortmund GmbH bei der letzten „Jagd und Hund“ betont, dass keinerlei Jagden angeboten werden dürften, die gegen geltendes Gesetz verstoßen, wie etwa die Trophäenjagd. Es dürften ausschließlich legale Produkte angeboten werden.
Zudem werde mit dem Umweltamt der Stadt, dem Landesjagdverband NRW und einem Artenschutzexperten vor Ort regelmäßig kontrolliert, ob die Messebestimmungen auch eingehalten würden.
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