Wenn der morgendliche Blick auf den Vertretungsplan zeigt, dass Unterricht ausfällt, ist die Freude bei den Schülern meist groß. Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite. Langfristig gesehen ist Unterrichtsausfall für Schüler ein Problem.
Im vergangenen Dezember hat das Schulministerium NRW eine detaillierte Statistik für das Land NRW veröffentlicht. Nach dieser fallen auch an den Gymnasien im Dortmunder Süden teilweise über 20 Prozent der regulären Stunden aus. Das Phoenix-Gymnasium in Hörde schnitt im Vergleich aller Gymnasien in Dortmund jedoch am besten ab. Hier fällt am wenigsten Unterricht aus. Warum läuft es in Hörde so gut?
Gute Personalplanung
In der Sekundarstufe 1 finden am Phoenix-Gymnasium laut den Zahlen des Ministeriums 84,5 Prozent der Unterrichtsstunden regulär statt. Der NRW-Durchschnitt liegt hier bei nur 79,4 Prozent. Auch in der Sekundarstufe 2 überzeugt die Schule in Hörde mit überdurchschnittlichen Werten. 88,9 Prozent der Stunden werden nach Plan abgehalten. Im NRW-Schnitt aller Gymnasien sind es nur 79,7 Prozent in der Sekundarstufe 2.
Damit der Unterricht am Phoenix-Gymnasium regulär stattfinden kann, ist für Annette Tillmanns eine gute Planung der Schlüssel. „Bei Anzeichen langfristiger Erkrankungen versuchen wir, unmittelbar durch geeignete Fachvertretung zu reagieren“, erklärt die Schulleiterin im Interview das Vorgehen. So kann auch bei einem Lehrerausfall der Unterricht für die Schüler wie gewohnt stattfinden.
„Hohe Bereitschaft“
Für Annette Tillmanns sind aber auch die Lehrerinnen und Lehrer am Phoenix-Gymnasium mitverantwortlich, dass vergleichsweise wenig Unterricht komplett entfallen muss. Die Schulleiterin sieht eine „hohe Bereitschaft im Kollegium, die Vertretung zu übernehmen.“
In der Sekundarstufe 1 wird fast die Hälfte der nicht regulär stattfindenden Stunden vertreten. Beim Gesamtunterricht liegt der Anteil der Vertretungsstunden bei 7,3 Prozent. Und auch in der Sekundarstufe 2, wo Vertretungsstunden eher eine Ausnahme sind, liegt das Phoenix-Gymnasium mit 1,1 Prozent über dem NRW-Schnitt (0,7 Prozent). Nur 0,9 Prozent des Unterrichts fallen in der Sekundarstufe 2 ersatzlos aus. Der NRW-Schnitt liegt bei 2,8 Prozent.
Nicht alles perfekt
Dass das Phoenix-Gymnasium aber auch noch Verbesserungspotenzial hat, zeigt ein Blick auf den ersatzlosen Unterrichtsausfall in der Sekundarstufe 1. 6,3 Prozent der Stunden finden nicht statt. Der NRW-Schnitt liegt bei nur 5,2 Prozent.
Doch die Schule in Hörde stößt hier an ihr Limit. Auf die Frage, ob der Unterrichtsausfall weiter reduziert werden kann, antwortet Annette Tillmanns: „Eigentlich nicht, die Grenzen sind fast schon überschritten worden.“ Sie trage auch Verantwortung für die Lehrkräfte: „Ich als Schulleiterin habe auch die Fürsorge für das Kollegium.“

Aber wie wird entschieden, ob Unterricht im Einzelfall komplett ausfällt, ob Vertretungsunterricht stattfindet oder ob in der Oberstufe eigenverantwortliches Arbeiten angesetzt wird? „In erster Linie wird auf die fachliche Vertretung und die Zumutbarkeit geachtet“, sagt Annette Tillmanns.
Am Phoenix-Gymnasium wird dabei gerade in der Oberstufe genauer hingesehen. Dort liege „es auf der Hand, den Unterrichtsausfall mit Blick auf das Abitur möglichst gering zu halten“, erläutert die Schulleiterin.
Personalmangel
Bei einem Blick auf die Zahlen aller Gymnasien in NRW und Dortmund bewegt sich der Wert des nicht stattfindenden Unterrichts immer rund um die 20-Prozent-Marke. Annette Tillmanns bewertet diese Zahl als „viel zu hoch“. Gerade „in Bezug auf die Wichtigkeit von Unterricht“ müsse an einer Verbesserung gearbeitet werden.
Das sieht auch der Sprecher der Dortmunder Gymnasien so, Schulleiter Markus Katthagen vom Immanuel-Kant-Gymnasium in Asseln. In einem Interview mit den Ruhr Nachrichten sagte er, dass neben den Schulen selbst auch die Bezirksregierung und das Schulamt gefordert seien. Dabei müssten die Schulen vor allem personell adäquat aufgestellt sein. „Niemand lässt Unterricht zum Spaß ausfallen“, so Markus Katthagen.
Der Lehrkräftemangel ist auch laut Annette Tillmanns ein Hauptgrund für die hohe Ausfallquote an Gymnasien. „Es reicht keine Besetzung von 100 Prozent, um eine Erteilung von 100 Prozent Unterricht zu decken“, erklärt sie. Außerdem fehle es an betroffenen Schulen an adäquaten Bewerbern, um den Ausfall zu kompensieren. Dazu kommen Elternzeiten, Krankheiten, Sonderurlaube oder Fortbildungen.
Markus Katthagen erachtet Fortbildungen für Lehrkräfte für wichtig, auch wenn dadurch Unterricht ausfallen muss. Dabei müsste natürlich darauf geachtet werden, dass Ausfälle möglichst minimiert werden.
Verbesserungen nötig
Insgesamt lassen sich merkliche Unterschiede zwischen den Schulformen erkennen. So findet an Gesamt- und Hauptschulen in NRW im Durchschnitt am wenigsten Unterricht regulär statt. An Gymnasien ist die Situation deutlich besser. Auch hierfür hat Annette Tillmanns vom Phoenix-Gymnasium einen Erklärungsansatz. „Die einzelnen Schulformen haben laut Statistik eine unterschiedliche Lehrerbesetzung - die Gymnasien sind demnach noch recht ‚gut‘ personell ausgestattet“, so die Schulleiterin aus Dortmund.
Eine Prognose für die Zukunft möchte Annette Tillmanns nicht wagen. Wichtig sei jedoch, dass die „Lehrerbesetzung an den einzelnen Schulen“ verbessert werde, damit insgesamt weniger Unterricht ausfalle.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 11. Februar 2025.