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„Unser Omma ihr Platz“: Dortmunder Rat lässt Satire-Antrag prüfen
Nach Diskussion
Ein Antrag der Satirepartei „Die Partei“ sorgte für Heiterkeit und Verdruss im Stadtrat. In der Diskussion um einen „Unser Omma ihr Platz“ in Dortmund gibt es einen überraschenden Beschluss.
Den Ommas in Dortmund müssen am Donnerstagnachmittag (20.5.) die Ohren geklingelt haben – so oft wurden sie und ihre Verdienste um die Nachkommen in der Ratssitzung erwähnt; denn die Satirepartei „Die Partei“ möchte einen Platz in Dortmund nach ihnen benennen: „Unser Omma ihr Platz“. Die Forderung sorgte für ein humoriges Zwischenspiel mit philosophischen Betrachtungen in der sonst eher nüchternen Sitzung.
Eigentlich ist das eine Angelegenheit für das Vorort-Parlament, doch in der Bezirksvertretung Innenstadt-West ist „Die Partei“ mit ihrem Anliegen schon zweimal gescheitert. Sie wollte die Fläche am Europabrunnen auf der Kleppingstraße den Ommas widmen, aber den wollte die CDU-Fraktion für den spätgotischen Dortmunder Maler Conrad von Soest reservieren und hatte damit auch Erfolg.
Also startete „Die Partei“ einen neuen Anlauf im Rat. Ihr Argument: Die Stadt Dortmund habe viele prominente und verdiente historische Persönlichkeiten, nach denen Gebäude, Straßen und Plätze benannt seien, doch was prominent fehle, seien die vielen verdienten Frauen, die oft im Kleinen, manchmal im Großen zum Wohle der Allgemeinheit gewirkt hätten. Die Ommas hätten Bütterkes geschmiert und Generationen versorgt, würden aber viel zu wenig geehrt.
„Schattig, aber nicht zu schattig“
Die Ommas sollten jetzt ihren Platz bekommen, „bequem, schattig, aber nicht zu schattig, um in angenehmer Atmosphäre ihrem Omma-Dasein frönen zu können“, forderte Stefan Dondrup für „Die Partei“, „einen lauschigen Platz in Innenstadtnähe“.
Utz Kowalewski, Fraktionschef von Die Linke+, fand den Vorschlag „gagig“, auch wenn nicht „Unser Omma ihr Platz“, sondern „Unser Omma ihr Hoff“ historisch überliefert sei. Und eigentlich müsse es ja heißen „Unser Omma sein Platz“.
Für die CDU erklärte Uwe Waßmann: „Man fragt sich, wo ist jetzt die Tiefe in dem Thema? Ich habe nach der Tiefe des Antrags gesucht und Fragezeichen gefunden.“ Nach einem kurzen Abstecher zu Dadaismus und Surrealismus, bemühte Waßmann ein Zitat von Erich Kästner: „An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“
„Aber auch für den Oppa“
SPD-Fraktions-Chefin Carla Neumann-Lieven erklärte, die Genossen in der Bezirksvertretung Innenstadt-West seien „begeistert“ gewesen von dem Vorschlag, hätten aber keinen Platz umbenennen wollen, wollten aber einen suchen, „nicht nur für die Omma, sondern auch für den Oppa.“ Sie schlug einen Wettstreit unter Dortmunds Bezirksvertretungen vor, wer am schnellsten einen geeigneten Platz finde.
Michael Kauch, Fraktionsvorsitzender von FDP/Bürgerliste, ging noch einen Schritt weiter und forderte: „Auch Enkel sollten sich auf dem Platz wohlfühlen.“ Er finde den Antrag „sehr charmant“, doch die Entscheidungen müssten in den Bezirksvertretungen getroffen werden.
Bürgermeister Norbert Schilff (SPD) gab eine „persönliche Erklärung für Omma“ ab. „Die würde sich freuen, wenn sie ein schönes Plätzchen kriegt.“ Bei manchem Straßennamen würde man rätseln, „wer das ist. Unser Omma kennt jeder.“
„Ablasshandel für die Nachfahren“
Um die Omma zu ehren, bedürfe es keines Platzes, meinte dagegen Peter Bohnhof (AfD), sprach von „Ablasshandel für die Nachfahren von der Gegenliebe“. AfD-Fraktionschef Heiner Garbe hielt den anderen Ratsfraktionen vor, sie würden „von der Witzpartei mit trivialem Unsinn vorgeführt“ und machten jetzt Ernst aus der Geschichte.
Tatsächlich hatte sich schon der Ältestenrat vor der Sitzung darauf verständigt, den Antrag der Satire-Partei an die Bezirksvertretung Innenstadt-West zurückzuüberweisen – um noch mal neu nach einem lauschigen Platz für Omma zu suchen.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
