Lebensgefährlicher Stromschlag Jugendliche nutzen Gleise als „Abenteuerspielplatz“

Unglück an Oberleitung: Gleise als „Abenteuerspielplatz“ für Jugendliche
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Ein tragisches Unglück ereignete sich am Mittwochnachmittag (2.11.) in Dortmund-Dorstfeld. Zwei Jugendliche, ein 12- und ein 14-Jähriger, sind an der Bahnstrecke bei der Mariannenstraße zuerst über eine Lärmschutzmauer und dann einen Strommast hinaufgeklettert.

Die Jungen erlitten dabei einen Stromschlag und mussten mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Der 14-Jährige schwebt in Lebensgefahr. Am Donnerstagnachmittag (3.11.) lagen die Überlebenschancen des Jungen nach Polizeiaussagen bei 50 Prozent, die Hälfte seiner Haut wurde durch den Vorfall verbrannt.

Ähnliches Unglück in Duisburg

Jugendliche, die sich an der Schallschutzmauer neben den Gleisen aufhalten – an der Mariannenstraße in Dorstfeld nichts Besonders, erzählt eine Anwohnerin, die seit über 40 Jahren in der Straße wohnt. Vor allem nachts würden Jugendliche häufig das Tor an der Schutzmauer öffnen. Passiert sei bis jetzt allerdings noch nie etwas – bis zum Mittwochnachmittag.

Ein ähnliches Stromunglück hatte es erst im August in Duisburg gegeben. Ein 12-jähriger Junge war auf einen Güterwaggon geklettert und erlitt einen Stromschlag. Wenige Tage später verstarb der Junge an seinen Verletzungen. Solche Stromunfälle seien im Ruhrgebiet aber trotzdem eher eine Seltenheit, heißt es von der Bundespolizei. Aber: „Jeder Vorfall ist einer zu viel“, so ein Sprecher.

Das Tor in der Lärmschutzmauer an der Mariannenstraße in Dortmund-Dorstfeld.
Das Tor in der Lärmschutzmauer in Dorstfeld werde öfters mal von Jugendlichen geöffnet, behauptet eine Anwohnerin. © Patricia Böcking

Dass Menschen unerlaubterweise Bahnanlagen betreten, passiere dagegen immer mal wieder. Das Betreten von Bahnanlagen sei aber lebensgefährlich und deshalb „strengstens verboten“, betont die Deutsche Bahn.

In den Oberleitungen befindet sich laut der Deutschen Bahn eine Spannung von 15.000 Volt. Diese könnte schon bei einer Distanz von eineinhalb Metern auf einen Menschen überspringen. Trotzdem seien Gleise „für viele Kinder und Jugendliche ein Abenteuerspielplatz“, erklärt ein Sprecher der Bundespolizei.

Diskussion im Netz

Auf Facebook diskutieren Anwohner unterdessen, ob die 12- und 14-jährigen Jugendlichen nicht von den Gefahren hätten wissen müssen. „Klar ist das tragisch und mir tun die Jungs leid. Aber mit 12 und 14 Jahren, da weiß man doch, dass sowas gefährlich ist“, schreibt eine Nutzerin.

Eine andere Nutzerin entgegnet: „Woher denn? Die Jugendlichen und Kinder haben heute kaum noch Umwelterfahrungen, geschweige denn, dass ihnen jemand sowas erklärt.“ „Ich hoffe, dass es beiden bald besser geht. Und dass dies als Eckpunkt für Aufklärung genutzt wird“, meint eine andere Frau auf Facebook.

Keine Aufklärung in Dortmund

Dabei leistet die Deutsche Bahn zusammen mit der Bundespolizei bereits Präventionsarbeit – etwa, indem sie Schulen in der Nähe von Bahnanlagen besuchen und Kinder über deren Gefahren aufklären.

In Dortmund habe eine solche Aufklärungsarbeit bis jetzt aber noch nicht stattgefunden, heißt es von der Bundespolizei. Der Polizei sei es aufgrund mangelnder Ressourcen nicht möglich, jede Schule in der Nähe von Bahngleisen zu besuchen.

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