Schock an Silvester für Dortmunderin Unfall presst Vanessa Wiemers‘ Auto in die Hauswand

Unfall an Problemkreuzung presst Vanessa Wiemers‘ Wagen in ihre Hauswand
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Das hatte sich Vanessa Wiemers am Silvesterabend anders vorgestellt. Kurz vor 19 Uhr krachte es am Samstag (31.12.) vor ihrer Haustür, an der Straßenecke Lütge Vöhde/Am Nocken in Dortmund-Westrich. Der Unfall schleuderte ein Auto in Wiemers Wagen und drückte diesen gegen die Hauswand. „Ich war da gerade in der Küche, die sich direkt hinter der Hauswand befindet“, erzählt Vanessa Wiemers.

„Das ganze Haus hat gewackelt, so ist der hier reingezimmert.“ Für Vanessa Wiemers ein schlimmer Schock: „Mir ging das durch Mark und Bein.“ Die Westricherin erzählt weiter, dass sie direkt raus geeilt sei, um zu helfen: „Die Beifahrerin in dem Auto, das in meinen Wagen gekracht war, war ziemlich heftig verletzt und hat auch arg geschrien.“

Eines der Unfallautos krachte in den parkenden Wagen von Vanessa Wiemers und schob diesen in die Hauswand.
Eines der Unfallautos krachte in den parkenden Wagen von Vanessa Wiemers und schob diesen in die Hauswand. © Karsten Wickern

Vanessa Wiemers und ihre Nachbarn wählten schnell den Notruf. Wenig später waren Polizei Dortmund und mehrere Rettungswagen vor Ort. „Die verletzte Frau mussten sie mit einem Stiff-Neck – einer Stütze zur Stabilisierung der Halswirbelsäule (Anm. d. Red.) – herausholen. Das konnte ich gar nicht mit ansehen“, berichtet die Augenzeugin. Die insgesamt vier Verletzten im Alter zwischen 30 und 37 Jahren wurden nach Angaben der Polizei ins Krankenhaus gebracht.

Polizei ermittelt zur Ursache

Um die Unfallschuld zu klären, hat die Polizei Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet. Bereits klar ist, dass ein 30-Jähriger aus Friedewald (Hessen) mit seinem weißen Skoda aus der Straße Am Nocken gekommen war. Dort befindet sich ein Stopp-Schild vor der Kreuzung zur Lütge Vöhde. Ob der Fahrer dieses Stopp-Schild möglicherweise nicht beachtet hat, dazu macht die Polizei nach aktuellem Ermittlungsstand keine Angaben.

Fahrzeuge aus der Straße Am Nocken müssen am Stopp-Schild halten, bevor sie in die Lütge Vöhde abbiegen können.
Das Stoppschild für Fahrzeuge aus der Straße Am Nocken soll eigentlich verhindern, dass es zu Unfällen wie dem am Silvesterabend kommt. © Karsten Wickern

In einer Pressemitteilung der Beamten heißt es lediglich, dass es aus „bislang ungeklärter Ursache“ auf der Kreuzung zum Zusammenstoß mit dem schwarzen VW eines 37-jährigen Dortmunders gekommen sei. Dieser Wagen wurde dann durch die Kollision über den Gehweg bis in die Einfahrt von Vanessa Wiemers geschleudert und drückte ihren Wagen gegen die Hauswand. Wiemers‘ Wagen erlitt wie auch die beiden Unfallautos einen Totalschaden. Auf ungefähr 67.000 Euro beziffert die Polizei die Gesamtschadensumme.

Immer wieder passieren Unfälle

Die Westricher Kreuzung, an der es am Silvesterabend krachte, ist eine echte Problemkreuzung im Dortmunder Westen: Immer wieder kommt es dort zu Unfällen. Anwohner aus dem Kreuzungsbereich wie Vanessa Wiemers klagen seit Jahren über die dortige Verkehrssituation.

Sie sind es auch, die immer wieder Erste Hilfe leisten, wenn Autos vor ihrer Haustür zusammenprallen oder werden wie jetzt selbst in die Unfälle verwickelt. „Vor ein paar Jahren ist ein Transporter in der Hecke neben meinem Haus gelandet. Der war von der Straße abgekommen und hatte sich überschlagen“, erzählt Vanessa Wiemers.

Sie selbst muss im Zweifel finanziell in die Bresche springen. „Auch dieses Mal bleibe ich vermutlich auf einem Großteil der Kosten sitzen“, befürchtet Vanessa Wiemers. „Das Auto ist hin, zusammengefaltet wie eine Zieharmonika.“ Die Versicherung werde allerdings nur den Restwert des Wagens zahlen. „Da der schon 200.000 Kilometer gelaufen ist, reicht dieses Geld also bei Weitem nicht, um mir ein neues Auto zu kaufen.“

Vanessa Wiemers' Auto am Tag nach dem Zusammenprall.
Vanessa Wiemers' Auto am Tag nach dem Zusammenprall. Fahrtauglich ist der Wagen nicht mehr. © privat

„Ich hätte den Wagen gefahren, bis dass der TÜV uns scheidet“, sagt Vanessa Wiemers. Daraus wird nun wohl nichts mehr. Auch für das nun anstehende Abschleppen des Fahrzeugs muss Wiemers zunächst in Vorkasse gehen. Noch mehr als um die ihr bevorstehenden Rechnungen sorgt sich die Dortmunderin allerdings um die Verkehrssituation vor ihrem Zuhause.

„Muss erst jemand umkommen?“

„Das Auto ist ja an Silvester erst über den Gehweg geschossen, bevor es in mein Auto gekracht ist“, so Vanessa Wiemers. „Wenn das um 0 Uhr passiert wäre, hätten wir alle genau da gestanden.“ Sie glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Menschen im Bereich der Kreuzung dauerhaft zu Schaden kommen. „Hier ist eine Haltestelle, hier laufen Kinder entlang“, erzählt Wiemers.

Ihrer und der Meinung ihrer Nachbarn zufolge tut die Stadt Dortmund zu wenig für die Verkehrssicherheit vor Ort. Vanessa Wiemers: „Man fragt sich wirklich: Muss erst jemand umkommen, bis hier etwas passiert?“ Sie und ihre Mitstreiter sind schon früh selbst aktiv geworden. Im Jahr 2011 habe sie bei der Stadt Dortmund die ersten Anträge eingereicht, um die Situation zu verbessern, so Vanessa Wiemers.

Ideen dafür haben sie genug: Durchgehend Tempo 30 auf der Lütge Vöhde, ein Lkw-Fahrverbot und die Einrichtung einer Anliegerstraße für den Teil der Straße Am Nocken, der die Lütge Vöhde mit der Bockenfelder Straße verbindet. Doch die aus Sicherheits- und Lärmschutzgründen eingereichten Anträge lehnte die Stadt immer wieder ab. Und das, obwohl auch die Bezirksvertretung Lütgendortmund Tempo 30 vor Ort befürwortet.

Vanessa Wiemers steht vor ihrem zerstörten Auto. Auf dem Boden hat die Polizei markiert, wo das Unfallauto stand, das ihren Mercedes gerammt hat.
Vanessa Wiemers steht vor ihrem zerstörten Auto. Auf dem Boden hat die Polizei markiert, wo das Unfallauto stand, das ihren Mercedes gerammt hat. © privat

Stadt: Unfalllage unauffällig

Laut der Stadt sind die Voraussetzungen für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h nicht gegeben. Im November schreibt das Tiefbauamt Vanessa Wiemers, dass man alle Unfälle im betreffenden Bereich zwischen 2019 und 2022 ausgewertet hätte: „In fast allen Fällen handelte es sich um Abbiegeunfälle. Aus verkehrspolizeilicher Sicht wird der Bereich hinsichtlich der Unfalllage als unauffällig gewertet.“

Vanessa Wiemers und ihre Nachbarn fühlen sich dadurch geradezu verhöhnt. „Uns fehlt mittlerweile wirklich das Verständnis für diese Untätigkeit“, erzählt die Westricherin. „Mein Sohn will, dass ich hier wegziehe“, so Vanessa Wiemers. „Aber jetzt werde ich erst recht dafür kämpfen, dass sich hier endlich etwas verbessert.“

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