Tische und die Tür des Restaurant Delikat wurden mit Hakenkreuzen und der Schriftzug „Juden Gasthaus“ beschmiert. © Björn Althoff
Am Pogromnacht-Jahrestag
„Entsetzlich“: Restaurant von jüdischen Betreibern mit Hakenkreuzen beschmiert
Unbekannte beschmierten das Restaurant einer jüdischen Familie im Dortmunder Saarlandstraßenviertel mit Hakenkreuzen – am Jahrestag der Reichspogromnacht. Nun ermittelt der Staatsschutz.
Anfang des Monats haben Unbekannte das Restaurant Delikat im Dortmunder Saarlandstraßenviertels nachts mit Hakenkreuzen und eindeutigen Schriftzügen beschmiert.
Sowohl am 7. November, einem Samstag, als auch dem darauffolgenden Montag (9.11) fanden die Besitzer Tetyana und Pavel Gorodynska Hakenkreuze an der Tür und auf einem Tisch, sowie den Schriftzug „Juden Gasthaus“.
Beschmierungen an Tisch (l.) und Tür (r.), ziehen nun Ermittlungen des Staatsschutzes nach sich. © Fotos: Gorodynska, Linde
Das Datum und die dementsprechende Bedeutung wurden von den Tätern wohl gezielt ausgesucht: In der Nacht vom 9. auf den 10. November jähren sich die Novemberpogrome. 1938 organisierten Nationalsozialisten Akte offener Gewalt gegen Juden in Deutschland.
Familie Gorodynska ist selbst jüdisch, folglich schossen Tetyana „sofort diese Bilder in den Kopf“ und weiter erzählt sie: „Es ist eine Katastrophe, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
Nach Anzeige ermittelt nun der Staatsschutz
Vor 20 Jahren seien sie aus der Ukraine gekommen und „seit sieben Jahren haben wir das Restaurant“, die Erfahrungen seien dabei durchweg positiv gewesen. Bis jetzt.
Sie habe die Schmierereien sofort entfernt und ist zur Polizei gegangen, um Anzeige zu erstatten. Sven Schönberg, Pressesprecher der Polizei in Dortmund, erklärt, dass sich nach der Anzeige nun der Dortmunder Staatsschutz einschaltet.
Auch die Nachbarin der Gorodynskas, Karin Roth, findet die Tat „entsetzlich“. Sie ist eine gute Bekannte der Restaurant-Betreiber und sagt: „Es ist unheimlich, dass in dieser Nachbarschaft schon Leute herumlaufen und Hakenkreuze an Türen malen.“
Täter wussten um kulturelle Zugehörigkeit
Roth empfindet aber nicht nur wegen des Geschmieres „Fassungslosigkeit“, sondern auch wegen der Art und Weise, wie gezielt die Täter dabei vorgegangen sind: „Das muss ja in Verbindung mit der Reichspogromnacht gestanden haben“ und auch die Opfer können nicht zufällig ausgewählt worden sein.
Dabei würden die Gorodynskas gar nicht offen jüdisch in einem religiösen Sinne leben: „Sie feiern Weihnachten wie alle anderen und haben Weihnachtsbäume vor dem Restaurant stehen und auch keine offensichtlich jüdische Küche“, sagt die Nachbarin.
Auch die Gorodynskas selbst betonen, dass sie säkulare Juden sind. Woher die Täter wissen könnten, dass ihre Familie jüdisch ist, weiß auch Tetyana Gorodynska nicht.
Das Restaurant Delikat betreibt derzeit weiterhin Fensterverkauf. Nach dem Lockdown hofft die Familie, das Restaurant wieder normal eröffnen zu können.
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