Ein Bauzaun umgibt das Rathaus am Friedensplatz, das zwei Jahre lang saniert wird.

© Oliver Volmerich

Umzug für Rathaus-Sanierung läuft - Kosten sind erneut gestiegen

rnRathaus-Sanierung

Ein hoher Zaun umgibt das Rathaus am Friedensplatz. Denn das ist zur Baustelle geworden. Alle Mitarbeiter mussten das Haus räumen. Und auch manche „Schätze“ wurden gesichert.

Dortmund

, 06.11.2020, 13:00 Uhr

Die Dortmunderinnen und Dortmunder müssen Abschied nehmen von ihrem Rathaus. Zumindest vorübergehend. Denn der „Bierkasten“, wie das Haus am Friedensplatz wegen seiner rechteckigen Form auch liebevoll genannt wird, ist in die Jahre gekommen. Vor 31 Jahren, im Juni 1989, wurde das Rathaus eröffnet. Jetzt steht eine umfangreiche Sanierung an.

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„Oberflächlich sieht es noch gut aus“, stellt Udo Winterberg als Leiter der städtischen Projektgruppe Rathaus-Sanierung fest. „Aber alles, was hinter den Oberflächen liegt, entspricht nicht mehr dem heutigen Stand der Technik.“

Technik wird komplett erneuert

Im Februar 2018 hat sich der Rat der Stadt deshalb dazu entschieden, das eigene Haus umfassend sanieren zu lassen. Die komplette Technik muss erneuert werden - von der Heizungs- und Lüftungsanlage über Brandschutz und Elektroinstallationen bis zu den Fahrstühlen. Teilweise gebe es für die alten Anlagen nicht einmal mehr Ersatzteile, berichtet Winterberg.

Auch Dach, Fenster und Fassaden werden instandgesetzt und energetisch auf den neuesten Stand gebracht, Wand- und Bodenfliesen erneuert. Und das Rathaus bekommt auch ein Gründach.

Aufträge für Dortmunder Firmen

Gut zwei Jahre wird das Sanierungsprogramm dauern, für das die Kosten nach den Ergebnissen der Ausschreibungen noch einmal gestiegen sind - um 2,3 Millionen Euro auf jetzt 36,35 Millionen Euro, wie in dieser Woche nebenbei verkündet wurde. Doch schließlich sei das Rathaus auch „eine Hochleistungs-Immobilie“, wie Baudezernent Arnulf Rybicki feststellt.

Immerhin: Ein Großteil des Geldes bleibt in Dortmund. Die Gesamtmaßnahme sei in drei Fachlose - von der Gebäudehülle über Aus- und Hochbau bis zur Technischen Gebäudeausrüstung - aufgeteilt worden, berichtet der Projektleiter. „Und zwei von drei Fachlosen sind an Firmen aus Dortmund gegangen.“ Die letzte Ausschreibung für Maler- und Lackierarbeiten als eine von vier Einzelvergaben ist Anfang Oktober gestartet worden.

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Bei der Sanierung arbeiten sich die Handwerker von oben nach unten vor. In der vierten Etage wird schon eifrig gebohrt, während in den unteren Etagen noch der Auszug läuft - und das bis zum 13. November.

Oberbürgermeisterbüro im Übergangsquartier

Das Oberbürgermeister-Büro mit diversen Stabsstellen und die Ratsfraktionen ziehen in dieser Woche in das Bürogebäude am Südwall um. „Aus meinem neuen Büro schaue ich jetzt sehnsüchtig aufs Rathaus“, erzählte der frisch gewählte Oberbürgermeister Thomas Westphal mit einem Augenzwinkern.

Neben Akten, Computer und Möbel wurden auch Kunstwerke und Bilder aus dem Rathaus abtransportiert - wie das Porträt von Alt-Oberbürgermeister Günter Samtlebe aus dem Besprechungsraum des OB-Büros.

Neben Akten, Computer und Möbel wurden auch Kunstwerke und Bilder aus dem Rathaus abtransportiert - wie das Porträt von Alt-Oberbürgermeister Günter Samtlebe aus dem Besprechungsraum des OB-Büros. © Christian Schön/Stadt Dortmund

Für den Umzug müssen aber nicht nur Akten, Computer und Büromöbel verladen werden, sondern auch jede Menge Kunstwerke, die sich im Laufe der 30 Jahre im Rathaus angesammelt haben.

Zu den besonderen Schätzen gehören etwa das „Goldene Buch“ und das historische Ratssilber, das von Dortmunder Bürgern zum Kaiserbesuch 1899 gestiftet wurde, Geschenke aus den Partnerstädten und Preise, mit denen die Stadt im Laufe der Zeit ausgezeichnet wurde. Die wertvollsten Exponate landen vorübergehend im Magazin des Museums für Kunst und Kulturgeschichte.

Auch die Kronleuchter in der Bürgerhalle wurden fachgerecht demontiert und abgenommen.

Auch die Kronleuchter in der Bürgerhalle wurden fachgerecht demontiert und abgenommen. © Roland Gorecki/Stadt Dortmund

Fachgerecht demontiert wurden aber die acht großen Kronleuchter, die unter dem Glasdach der Bürgerhalle schwebten. Auch sie werden technisch erneuert und mit energiesparender LED-Technik versehen. Der 70 Jahre alte große Wandteppich mit der mittelalterlichen Stadtansicht, der zwischen den Eingangstüren zum Ratssaal hing, wurde ebenfalls abgenommen. Er wird restauriert und aufgearbeitet.

Der Wandteppich mit dem Bild des mittelalterlichen Dortmund am Eingang zum Ratssaal wurde gesichert.

Der Wandteppich mit dem Bild des mittelalterlichen Dortmund am Eingang zum Ratssaal wurde gesichert. © Christian Schön/Stadt Dortmund

Sichtbar wird die Baustelle Rathaus auch von außen. Rund um das Gebäude wurde und wird ein hoher Bauzaun aufgebaut. Dafür sind sogar die Leuchten am Durchgang zum Stadtgarten demontiert worden. Denn ein Streifen von rund 20 Metern Tiefe rund um das Rathaus wird als Lager- und Logistikfläche für die Sanierungsarbeiten genutzt.

Umwege müssen Passanten rund um das Rathaus in Kauf nehmen. Für den Aufbau von Bauzaun und Lagerflächen wurden auch die Laternen neben dem Rathaus demontiert.

Umwege müssen Passanten rund um das Rathaus in Kauf nehmen. Für den Aufbau von Bauzaun und Lagerflächen wurden auch die Laternen neben dem Rathaus demontiert. © Christian Schön/Stadt Dortmund

Passanten im Stadtgarten und am Friedensplatz müssen in nächster Zeit einige Umwege in Kauf nehmen, kündigt Stadtsprecher Christian Schön an. Veranstaltungen und Außengastronomie sollen auf dem Friedensplatz aber weiterhin möglich sein, versichert die Verwaltung.

Der Rat tagt vorübergehend in den Westfalenhallen, die zuletzt schon wegen der nötigen Corona-Abstände für Sitzungen genutzt wurden. Auch Ausschüsse und Bezirksvertretungen sind „ausgelagert“. Und das für knapp zwei Jahre.

Rückkehr im Herbst 2022

Im Herbst 2022 sollen alle bisherigen Nutzer ins Rathaus zurückkehren. Die Hauptarbeiten sollen bis Ende August 2022 abgeschlossen sein, kündigt Winterberg an. Dann folgen drei Monate Probebetrieb, in denen auch schon wieder erste Ratssitzungen stattfinden können.

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Ende November soll dann wieder das gewohnte Leben im Rathaus herrschen. Thomas Westphal freut sich schon jetzt darauf. „Wir möchten gern wieder hierhin zurück“, stellt der neue OB fest. „Denn das Rathaus ist eine schöne Heimat, für alle, die hier arbeiten.“

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