Umstrittenes Baugebiet in Dortmund Stadt stellt sich Fragen der Bürger - und der Gegner

Baugebiet Auf dem Toren: Stadt lädt zur ersten Infoveranstaltung ein
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Die Gegner der geplanten Wohnbebauung im Dortmunder Westen haben früh den Kampf aufgenommen. Nach Bekanntwerden der städtischen Pläne im März 2021 gründeten sie zügig eine Bürgerinitiative, die mittlerweile ein Verein ist. Ihr umfänglicher Fragenkatalog an die Verwaltung wird seit Monaten allerdings nicht beantwortet.

Das könnte sich nun ändern. Denn für Donnerstag (10.11.) lädt die Stadt zur Infoveranstaltung zum Bebauungsplan „Lü141 – Auf dem Toren“ ein. „Wir wollen die Gelegenheit nutzen, an diesem Abend an unsere Fragen zu erinnern“, so Uwe Diesing, Vorsitzender der Bürgerinitiative (BI) „Biotope am Grüngürtel“.

Ab 18 Uhr informiert die Stadt im evangelischen Jugendheim, Westricher Straße 15, über ihre Pläne, östlich des Bezirksfriedhofs Lütgendortmund ein neues Wohnquartier zu schaffen. Rund 220 Wohneinheiten sollen auf der Grünfläche zwischen Idastraße, Auf dem Toren und Martener Straße entstehen.

Dafür ist die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans erforderlich. Bereits im März 2021 haben die politischen Gremien die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens beschlossen.

Mehrfamilienhäuser und Eigenheime

Die etwa 5,7 Hektar große Fläche befindet sich fast ausschließlich in städtischem Eigentum. „Die Fläche wurde bislang zur Erweiterung des Friedhofs vorgehalten, wird für diese Nutzung jedoch nicht mehr benötigt und steht jetzt für die Arrondierung der Wohnbebauung dort zur Verfügung“, schreibt Stadtsprecher Christian Schön in der gemeinsamen Einladung von Verwaltung und Bezirksvertretung (BV).

Das Bebauungskonzept sieht drei- bis viergeschossige Mehrfamilien- sowie zweigeschossige Doppel- und Reihenhäuser vor. „Kleinteiliges Wohnen für z.B. Singles, Paare oder Senioren sowie größere Wohneinheiten für Familien mit Kindern“, so Schön. Es sei beabsichtigt, Teile des Plangebietes durch die Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft (DSG) zu bebauen. Die DSG soll einen Beitrag dafür leisten, bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen. Zudem sei die Errichtung einer Tageseinrichtung für Kinder vorgesehen.

Öffentliche Stellplatzanlage

Die Erschließung des Quartiers soll an zwei Stellen über die Straße „Auf dem Toren“ erfolgen. Neben einem Angebot an öffentlichen Besucherstellplätzen im Quartier ist laut Schön an der Idastraße eine öffentliche Stellplatzanlage vorgesehen.

Von besonderer Bedeutung sei die Einbindung des nördlichen Freiraums in das Quartier. „Im mittleren Planbereich wird ein Grünzug mit großer Spielfläche vorgesehen und zum westlichen Bezirksfriedhof wird eine grüne Pufferzone eingehalten.“ Nördlich des Betriebswegs des Friedhofs seien ökologische Ausgleichsmaßnahmen geplant.

Nicht nur die BI, auch die Grünen und Naturschutzverbände lehnen die geplante Bebauung ab. „Der Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft von BUND, Nabu und LNU, nach der der Bebauungsplan Lü141 ,völlig aus der Zeit gefallen scheint‘, schließen sich die Lütgendortmunder Grünen an“, betont Stefan Meissner, Sprecher der Fraktion B90/Die Grünen in der BV Lütgendortmund.

Wichtiges Naherholungsgebiet

Grünfläche am Friedhof Lütgendortmund
Die geplante Bebauung am Lütgendortmunder Friedhof wird von vielen Seiten kritisiert. © Beate Dönnewald (Archiv)

Man kritisiere insbesondere, dass mit dem Neubaugebiet eine Fläche versiegelt würde, die sich nach Beurteilung der Naturschutzverbände im Laufe der Jahre naturnah entwickelt hat. „Diese Fläche ist demnach sowohl für die Tier- und Pflanzenwelt erhaltenswert als auch für die Bürger, die sie als Naherholungsgebiet nutzen.“

Hier werde ein ökologisch wertvolles Gebiet zerstört, eine Klimaschutzzone und Frischluftschneise, so die Bürgerinitiative. Mit Sorge blickt sie auf einen weiteren Aspekt. „Wie soll der zusätzliche Verkehr über die kleinen Straßen abfließen?“, fragt Udo Diesing. Mitarbeiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes und Gutachter der betroffenen Fachbelange sollen diese und weitere Fragen der Bürger am Donnerstag beantworten.

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