Jetzt mit W-Lan und USB Neue Stadtbahn ist da - sie fährt nicht auf allen Linien in Dortmund

Tür-Ampel, USB-Buchse und Knie-Technik: Neue Stadtbahn setzt Maßstäbe
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Die „365“ ist die Nummer 1. Die Bahn mit dieser Nummer ist der erste Stadtbahnwagen einer neuen Generation - und setzt neue Maßstäbe für den Stadtbahn-Verkehr in Dortmund. Mit einer feierlichen Zeremonie wurde am Donnerstag das neue Fahrzeug der sogenannten B-Wagen-Flotte, die auf den Nord-Süd-Verbindungen mit U41, U42, U45, U46, U47 und U49 durch Dortmund fährt, auf dem DSW-Bahnbetriebshof in Dorstfeld vorgestellt.

Von einem „Prachtstück“ sprach DSW-Verkehrsvorstand Hubert Jung, der die Neuanschaffung über viele Jahre vorbereitet hat und Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Er sei „fein anzusehen mit überzeugenden inneren Werten.“

In der Tat wirkt das neue Fahrzeug äußerlich etwas filigraner und eleganter als seine Vorgänger. Die wichtigsten Änderungen gibt es aber im Innenraum. Das fängt mit den Türen an. Wie eine Ampel zeigen Leuchten und Lichtbänder an, ob und wann sich die Türen öffnen und schließen.

Der Innenraum wirkt deutlich großzügiger, „Hinter jeder Tür gibt es Sondernutzungsflächen“, erklärte Jung den Premierengästen. Sie bieten Platz für Rollatoren, Rollstühle, Kinderwagen oder Fahrräder. Es gibt aber auch ausklappbare Sitze. Die Gestaltung der Sitze mit hohen Rückenlehnen und dezenter Polsterung mit Stoffbezug sind Ergebnis einer Sitztest-Aktion mit Fahrgästen.

Alexander Ketterl von Kiepe Electric, OB Thomas Westphal, DSW-Verkehrsvorstand Hubert Jung und Samuel Kermelk von Heiter-Blick stehen in der neuen Stadtbahn.
Viel Platz im Innenraum: Alexander Ketterl von Kiepe Electric, OB Thomas Westphal, DSW-Verkehrsvorstand Hubert Jung und Samuel Kermelk von Heiter-Blick stellten den neuen Stadtbahn-Wagen vor. © Oliver Volmerich

Zu mehr Komfort in der neuen Bahn tragen außerdem die Beleuchtung und Info-Bildschirme bei. Haltewunsch-Knöpfe gibt es direkt an den Sitzreihen. Wlan und USB-Anschlüsse, um das Handy aufladen zu können, gehören zur Serienausstattung.

Der neue B-Wagen verbeugt sich sogar vor seinen Fahrgästen: Per Luftdruck kann das Fahrzeug auf Knopfdruck des Fahrers oder der Fahrerin um drei Zentimeter abgesenkt werden, um beim Ein- und Aussteigen den Höhenunterschied zu verringern. Was bei Bussen als „Knie-Technik“ schon üblich ist, ist bei Bahnen bundesweit einmalig, stellt DSW-Betriebsleiter Ralf Habbes stolz fest.

Neue Maßstäbe setzt auch die Klimatisierung mit einer einzigartigen Dämmung, die in einem Klimakanal getestet wurde. Die Heizleistung wird so von 100 auf 27 kw reduziert, ohne dass die Fahrgäste es wahrnehmen werden, rechnete Hubert Jung vor. „Der Prachtkerl ist damit auch ein Energiespar-Fuchs-“

Sicherheit spielt ebenfalls eine große Rolle. Ultraschallsensoren an den Bahnen leuchten tote Winkel aus. Sensoren und Kameras überwachen auch den Kupplungsbereich zwischen den Bahnen. Die Kamerabilder werden auf Monitore in die Fahrerkabine übertragen, die mit Blick auf den Bahnsteig wie Rückspiegel wirken.

Ein Blick aus der Fahrerkabine der neuen Stadtbahn
Monitore in der Fahrerkabine bieten sogar Einblicke in tote Winkel. © Oliver Volmerich

Fahrgäste werden den neuen Komfort aber erst ab dem Sommer nächsten Jahres erleben können. So lange dauert es noch, um das neue Fahrzeug gemeinsam mit den Herstellerfirmen Heiter-Blick und Kiepe Electric für den Alltagseinsatz auf der Strecke fit zu machen. Dazu gehören etwa Brems- und Sicherheitstests. Die Experten sprechen von „dynamischer Inbetriebnahme“. „Das ist wie mit grünen Bananen. Die reifen beim Kunden“, hatte Oberbürgermeister Thomas Westphal einen Vergleich parat.

Erneuerung bis 2031

Nach und nach werden so bis 2025 26 neue B-Wagen angeschafft. 64 alte Fahrzeuge von DSW21 werden nach dem gleichen Muster modernisiert, zehn alte, aus Bonn gekaufte Wagen ausgemustert. Am Ende wird die B-Wagen-Flotte dann um 16 Bahnen auf 90 Wagen angewachsen sein. Ziel dafür ist das Jahr 2031.

Die Erneuerung braucht aber nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld. Das Projekt erreicht mit 210 Millionen Euro eine ähnliche Dimension wie der Phoenix-See. „Es ist eine der größten Investitionen in der Geschichte von DSW21“, bilanziert Hubert Jung.

Thomas Westphal nutzte deshalb die Gelegenheit, an Bund und Land zu appellieren, für eine auskömmliche Finanzierung im Verkehrsbereich zu sorgen. „Wenn man einen guten ÖPNV will, muss man eine saubere Finanzierung aufstellen“, mahnte der OB.

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