Die Hiobsbotschaft kam 2015: Bei einer Brandschutzsanierung hatte sich herausgestellt, dass der Löwenhof, bis dato Sitz der Dortmunder Volkshochschule (VHS), massive statische Mängel aufwies. Schnell war klar: Als Seminargebäude mit viel Publikum war das markante Gebäude an der Ecke Hansastraße/Königswall nicht mehr zu gebrauchen. Ein Ersatzstandort musste her.
Seitdem werden der Löwenhof und das benachbarte Gebäude am Gnadenort nur noch in Teilen von der VHS als Bürofläche genutzt. Eine weitere Dependance befindet sich u.a. an der „Deutsche Straße“ in Eving. Flagge zeigt die VHS auch im früheren Gebäude der WestLB an der Kampstraße 47, in dem die VHS seit 2018 gut 5.000 Quadratmeter angemietet hat. Es sollte lediglich ein Zwischenlösung sein. Ein Übergangsquartier für sieben Jahre – bis die VHS endlich ihr eigenes Domizil in Form eines Neubaus bekommen sollte, in dem alle Bereiche und Angebote zentral gebündelt würden.
Dem schien die Stadt im März 2020 einen entscheidenden Schritt nähergekommen zu sein. Ein von der Stadt ausgelobter Planungswettbewerb für einen Neubau auf dem Eckgrundstück Königswall 29/Ecke Brinkhoffstraße im Schatten des U-Turms brachte gleich drei Sieger hervor. Mit denen sollte anschließend verhandelt werden.
VHS soll in der Kampstraße 47 bleiben
In der Folge war von dem Vorhaben nur noch wenig zu hören. Das hat seinen Grund: Der damals mit rund 30 Millionen Euro veranschlagte Neubau ist beerdigt. Stattdessen disponiert die Stadt um und macht das einstige Interimsquartier an der Kampstraße 47 nun zur Dauerlösung: Das frühere Bankgebäude soll spätestens im 1. Quartal 2026 zum Hauptsitz der VHS werden.
Die weiteren Stadtämter, die sich dort ebenfalls einquartiert haben (etwa das Amt für Stadterneuerung, die Verkehrsüberwachung und die Feuerwehr) sollen für die VHS Platz machen und anderswo unterkommen. „Die Lage ist optimal“, sagt Kulturdezernent Jörg Stüdemann auf Anfrage. „Wir merken, dass der Standort von den Besuchern gut angenommen wird und zur Belebung der Kampstraße beiträgt.“
Den Verzicht auf den Neubau begründet Stüdemann u.a. mit einem Kostenvergleich. „Die Baukosten sind inzwischen deutlich gestiegen, mit 30 Millionen kämen wir längst nicht mehr hin“, sagt der Dezernent. Vor allem aber: Der Personal- und Aufgabenzuwachs der VHS sei so groß, dass selbst die Kapazitäten des damals anvisierten Neubaus gesprengt worden wäre.

Mit anderen Worten: „Wir könnten die VHS selbst dort nicht vollständig unterbringen“, sagt Stüdemann. „Wir hätten an der Kampstraße trotzdem im Erdgeschoss und im zweiten Obergeschoss bis zu 3.000 Quadratmeter anmieten müssen.“ Umgekehrt am Standort Königswall einfach höher zu bauen, sei nicht möglich gewesen.
Gründe für den Personalzuwachs
Einen wesentlichen Grund für den Personalzuwachs sieht Stüdemann in der veränderten Rechtslage. Demnach würden etliche Dozenten, die bei der VHS zuvor auf Honorarbasis tätig waren, nunmehr mit festen, sozialversicherungspflichtigen Verträgen ausgestattet. Dadurch sei es zu einem Anstieg von 52 Hauptamtlichen auf 133 gekommen. „Die Leute haben Anspruch auf einen festen Arbeitsplatz“, erläutert Stüdemann.
Zudem sei die VHS sehr viel stärker in den Integrationsprozess Zugewanderter eingebunden. Was beispielsweise an den Einbürgerungstests deutlich werde, die sich seit 2024 „mehr als verdoppelt“ hätten. Die Zahl der Prüfungsteilnehmer sei von 875 auf 1980 gestiegen. Das alles führe nicht nur zu mehr Personal, sondern eben auch zu mehr Büroflächen.
Das Ex-West-LB-Gebäude an der Kampstraße 47 sieht Stüdemann dafür als „ideal“ an weshalb der Mietvertrag mit dem Eigentümer Jaber Real Estate auch gleich über 30 Jahre abgeschlossen werden soll. Einen Teil der dort notwendigen Einbauten sollen die Kulturbetriebe selber tragen. Dafür werden rund 4 Mio. Euro fällig, die von den Kulturbetrieben per Kommunaldarlehen aufgenommen werden. Um u.a. die Miete zu finanzieren, erhöht die Stadt ihren „Trägerzuschuss“ an die Kulturbetriebe von 7,57 Mio. Euro/Jahr auf zunächst 9,17 Mio. Euro.
Das Gelände an der Ecke Königswall/Brinkhoffstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zum U indes bleibt vorerst unbebaut. „Eine Neuplanung gibt es erst mal nicht“, sagt Stüdemann. Und der Löwenhof an der Ecke Königswall/Hansastraße? Kann längstens noch bis Ende 2026 von der VHS genutzt werden – dann endet die Betriebsgenehmigung. Nach aktuellem Stand der Dinge will die Stadt das Gebäude ertüchtigen und Ämter dort unterbringen.