Trotz „Kostendeckel“ der Politik Sanierung von Stockheide könnte nochmal teuer werden

Sanierung von Stockheide könnte für die Stadt nochmal teuer werden
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Im März 2022 schien die Welt noch einigermaßen in Ordnung: ‚Okay’, sagte der Rat der Stadt – und traf den Grundsatzbeschluss, das seit Mitte 2020 geschlossene Freibad im Hoeschpark zu sanieren. Die geschätzten Kosten damals: 6,8 Millionen Euro. Rund 2,42 Millionen Euro sollten aus Fördermitteln des Bundes fließen. Die Stadt selber landete bei einem Eigenanteil von 4,17 Millionen Euro. Doch ein Jahr später waren die Zahlen schon wieder Makulatur.

2023 legte die Verwaltung den Politikern eine Entwurfsplanung vor. Und schob gleich eine neue Berechnung nach. Ergebnis: Die Sanierung von Stockheide wird mehr als doppelt so teuer. Aus 6,8 Millionen Euro wurden 14,61 Millionen Euro. Als Begründung führte die Sportverwaltung die allgemein gestiegenen Baupreise ins Feld sowie Anforderungen des Denkmalschutzes und der Barrierefreiheit. Gleichzeitig kam heraus, dass auch die bewilligten Bundesmittel zum Kostensprung beitragen: Sie sind an bestimmte Auflagen geknüpft – etwa an den Bau einer Photovoltaikanlage.

Die Politik wird vorbereitet

Michael Kauch, seines Zeichens Fraktionschef von FDP/Bürgerliste im Rat, äußerte schon damals den Verdacht, dass die Badsanierung mit den Bundesmitteln am Ende teurer ausfalle als ohne. Auch die CDU zeigte sich wenig amüsiert. „Wir sind sehr unzufrieden“, merkte Ute Mais an, Bürgermeisterin und sportpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Aber was tun? Den Sanierungsbeschluss verschieben? Die Folge wäre gewesen, dass sich die für Mai 2026 geplante Wiedereröffnung von Stockheide um ein Jahr auf 2027 verschoben hätte.

Dem Rat blieb im Grunde nichts anderes übrig, als den Eigenanteil der Stadt von ursprünglich 4,17 Millionen Euro um 8 Millionen Euro aufzustocken – und die Umbaukosten auf die Gesamtsumme von 14, 61 Millionen Euro (inklusive der Bundesmittel) „zu deckeln“, wie es heißt. Wohl ahnend, dass auch das nicht zwangsläufig das Ende der Fahnenstange sein muss, lehnten SPD, Linke+ und „Die Partei“ den von der CDU vorgeschlagenen Kostendeckel ab.

Seit Mitte 2020 ist das Bad im Hoeschpark geschlossen und wird nach langer Diskussion aktuell saniert. Die Kosten dafür werden wohl erneut steigen.
Seit Mitte 2020 ist das Bad im Hoeschpark geschlossen und wird nach langer Diskussion aktuell saniert. Die Kosten dafür werden wohl erneut steigen. © RN

Jetzt zeigt sich: Deckel hin, Deckel her – die Kosten für Stockheide könnten trotzdem ein weiteres Mal steigen. Das wird in einem Papier der Verwaltung für die Sitzung der Sportpolitiker am Dienstag (29. Mai) deutlich. Darin bereitet sie die Politik quasi vor und prognostiziert: Die Kosten werden das zur Verfügung stehende Budget „voraussichtlich überschreiten“, wie es im Schreiben heißt. Wieviel Geld am Ende tatsächlich obendrauf kommt, bleibt aber erstmal offen.

Angebote teurer als erwartet

Da die Ausschreibungsverfahren für die Vergabe der Gewerke teilweise noch in Fluss seien, könne aktuell keine valide Berechnung vorgelegt werden, heißt es. Allein aus den Angeboten, die vorliegen, ergäben sich bereits Mehrkosten von rund 1,54 Millionen Euro. Damit sei die „Einsparreserve“ von 1,247 Millionen Euro, die man zwischenzeitlich erzielt habe, schon wieder vollständig aufgezehrt. Kommt hinzu: Weitere 16 Ausschreibungen mit kalkulierten Kosten von knapp 2,5 Millionen Euro sind noch offen.

Zu allem Überfluss müssen die Arbeiten für die Wasseraufbereitung, einem der wichtigsten Gewerke, erneut ausgeschrieben werden. Das erste Vergabeverfahren sei „ergebnislos verlaufen“, meldet die Verwaltung. Vorsorglich weist sie bereits darauf hin, dass bei einer zweiten Ausschreibung „erhöhte Angebotssummen zu erwarten sind“. Die bisherige Kalkulation für die Wasseraufbereitungsanlage liegt bei gut 1 Millionen Euro.

Explizit listet die Sportverwaltung den Politikern anhand der vorliegenden Angebote auf, welche Arbeiten teurer werden. Kurz gefasst: eine ganze Menge. Beispiel Beckenauskleidung: Eingeplant waren Kosten von 1,68 Millionen Euro – daraus werden jetzt 2,72 Millionen Euro. Beispiel Dachdeckerarbeiten: Kalkuliert waren knapp 204.000 Euro – tatsächlich sind es nun mehr als 490.000 Euro. So zieht sich das durch viele Bereiche. Obendrein lässt die Verwaltung anklingen, dass es auch von anderen Seite noch Überraschungen geben könnte. Die Sanierung berge „verschiedene Risiken und hohe Unwägbarkeiten für die Bauphase“ – u.a. wegen der Bausubstanz und Anforderungen des Denkmalschutzes.

Eröffnung für Mai 2026 geplant

„Wir werden uns in der Fraktion zusammensetzen und prüfen, wo gespart werden kann“, sagt Sascha Mader (CDU), Vorsitzender im Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit, in einer ersten Reaktion. Er lege durchaus Wert darauf, dass der Kostenrahmen nicht überschritten werde. Auf der anderen Seite: „Ein halb fertiges Bad bringt uns ja am Ende auch nichts.“

Aber kann überhaupt noch gespart werden? Zumal die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe seit Mitte 2024 bereits einen Projektsteuerer beauftragt haben, Aufwand und Kosten zu verringern. Während bei anderen Vorhaben oftmals Millionen Euro draufgesattelt werden, sind die Mittel für Stockheide so knapp bemessen, dass die Verwaltung inzwischen überlegt, selbst Dinge wie das geplante Beachvolleyballfeld (15.000 Euro) oder ein Balanciergerät für den Spielplatz zu streichen.

Aber auch das würde nicht reichen – sondern das Bad im Zweifel eher weniger attraktiv machen, wie die Sportverwaltung selbst einräumt. Klar ist: Wird die Grenze von 14,61 Millionen Euro tatsächlich überschritten, muss der Rat der Stadt neu entscheiden – und das „gedeckelte“ Budget eben doch anheben. Trotz aller Widrigkeiten: Bislang liege die Sanierung im Zeitplan, teilt die Verwaltung mit. Nach aktuellem Stand bleibe es bei der Wiedereröffnung im Mai 2026.

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